JJ Grey & Mofro - Ol´ Glory (2015)

Qualität setzt sich durch. Der Swamp-Rocker JJ Grey liefert mit seiner sechsköpfigen Begleitband Mofro wieder einen geschmackvollen Roots-Cocktail mit Southern-Rock & Soul sowie Gospel- und Funk-Zutaten ab.
Ol' Glory - Jj Grey & Mofro: Amazon.de: Musik
JJ Grey kommt aus der Nähe von Jacksonville in Florida. Von da aus ist es nicht weit zu den Sümpfen und folgerichtig ist die Gegend musikalisch durch verschwitzten Soul, deftigen Rhythm & Blues, intensiven Gospel und saftigen Southern Rock geprägt. Entsprechend schwül und locker groovend fängt die Band ihre bluesigen Country-Soul-Stimmungsbilder ein. „Everything Is A Song“ hängt die Südstaaten-Seele in den Wind. Inbrünstiger Gospel-Blues wird durch fette Bläsersätze angereichert. JJ Grey singt dazu beherzt wie der junge Bob Seger. „Every Minute“ fällt besonders durch den Stimmungswechsel von introvertiert zu extrovertiert auf. Eine zerrend-aufmüpfige Gitarre spielt dabei eine wichtige Nebenrolle.
Obwohl der Track lässig swingt, ist die Basis von „A Night To Remember“ der Blues. Immer wieder gewinnt geschmeidiger Southern Soul die Oberhand, wie auch beim eleganten Gospel-geprägten „Light A Candle“. Brodelnd, aber nicht überschäumend geht es beim Shuffle „Turn Loose“ zu. Little Feat zu Zeiten von „The Last Record Album“ (1975) lassen grüßen. Rockig, stramm marschierend, mit funky E-Gitarre versehen, könnte „Brave Little Fighter“ ein Outtake des letzten Black Keys-Albums sein. Hier herrscht der Rhythmus, die Melodie bleibt etwas auf der Strecke.
Kennt noch jemand die Marshall Tucker Band? „Home In The Sky“ ist Southern Rock mit Pop-Flair, der an ihre Aufnahmen aus den 70er-Jahren erinnert. Psychedelische Gitarrenparts zieren den auf kleiner Flamme köchelnden, sämigen Schleicher „Hold On Tight“. Durch verführerische Funk-Einlagen wird hier zusätzlich eine knisternde Spannung verbreitet. Beim Titeltrack „Ol` Glory“, mit siebeneinhalb Minuten der längste Song, wird noch eine Schippe drauf gelegt. Beschwörende, feurige Call & Response-Gesänge treiben den funkensprühenden Gospel-Funk-Rock unaufhörlich voran. Aber die Band kann es auch zurückgenommen angehen lassen. Glitzernd und tränengleich begleitet die schwermütige Dobro das besinnliche „The Island“. Im Balladen-Sektor ist mit „Tic Tac Toe“ außerdem ein seelenvolles Südstaatengewächs mit glühendem Gesang angesiedelt. Als Abgang präsentiert Mr. Grey dann noch das ruhige, akustische, sparsam instrumentierte „The Hurricane“.
JJ Grey kann gar keine schlechten Platten machen. Der Hobby-Surfer schüttelt mit seinem Sextett Mofro und den Saiten-Gästen Luther Dickinson (North Mississippi All Stars) und Derek Trucks auch auf seinem siebten Studio-Album ein buntes Programm erdiger Südstaaten-Sounds unangestrengt und leidenschaftlich aus dem Ärmel. Er verarbeitet dabei Einflüsse aus den 70er-Jahren (Tony Joe White, Lynyrd Skynyrd, Wilson Pickett) und lässt auch aktuelle Roots-Adaptionen nicht aus den Augen (Black Keys). Das alles fügt er mit Erfahrung und Gespür so zusammen, dass ein frisches Hörerlebnis entsteht, welches sowohl impulsiv als auch herzerwärmend ist.
Der Trailer verschafft einen kleinen Einblick in die Entstehungsgeschichte.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Waiting For Louise - Rain Meditation

Jahresbestenliste 2023

Lesestoff: Pop steht Kopf