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Kathryn Williams & Withered Hand - Willson Williams

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Handelt es sich bei Zweckoptimismus eigentlich zwangsläufig um Selbstbetrug? Gemeinsame Empfindungen bei ähnlichen Erfahrungen haben Kathryn Williams und Dan Willson, der unter anderem als Withered Hand Musik macht, für das Projekt "Willson Williams" zusammengebracht. Die beiden kennen sich seit 2019 und mussten in jüngster Vergangenheit wichtige Menschen aus ihrem Umfeld verlieren. Das hat sie emotional so stark verbunden, dass aus ihren nächtelangen Küchen-Gesprächen Songs geworden sind. Inmitten der schottischen Musik-Szene fanden sie unter anderem mit Louis Abbott (Schlagzeug, von Admiral Fellow), Graeme Smillie (Bass, von Arab Strap), Kris Drever (Gitarre, von Lau), Chris Geddes (Keyboards, von Belle & Sebastian) und Kenny Anderson (Akkordeon, von King Creosote) kompetente Partner für die Umsetzung ihrer Entwürfe. Inmitten von harmonischen, vollmundigen, überwiegend ruhigen Klängen lassen sie den Gefühlen freien Lauf und daraus entsteht oft ein Kontrast zwischen Tros

Dino Brandão - Self Inclusion

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Jetzt erst recht: Dino Brandão trotzt den Widrigkeiten des Lebens. Die Diagnose einer schweren Krankheit kann zu tiefen Depressionen oder zur Freisetzung von bisher nicht ausgeschöpften Fähigkeiten führen. Oder es kann beides passieren. Wie beim Schweizer Musiker Dino Brandão. Das Leben des Künstlers ist von einigen Wechselfällen geprägt. Aufenthalte in psychiatrischen Kliniken und Erfolge als Kreativer stehen sich dabei kontrastreich entgegen. Aktuell wurde b ei ihm Multiple Sklerose festgestellt.  Dino Brandãos Leben ist dadurch sinnbildlich in einen Taumel zwischen Zweifel und Euphorie geraten. Kontraste, die dazu führten, dass "Self Inclusion" einen langen Entstehungsprozess benötigte und das Werk zu einem extravaganten, spannenden Erlebnis werden konnte. Durch die Lebensumstände erklärt sich, warum die Platte so viele unterschiedliche Facetten authentisch aufzeigen kann - sie sind eben alle intensiv durchlebt oder durchdacht worden. Zudem setzt "Self Inclusion"

Oliver Hohlbrugger - Nothing's Changed, Everything Is New

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Oliver Hohlbrugger konfrontiert uns mit einem scheinbaren Widerspruch: Nichts hat sich geändert, alles ist neu. Die Aussage "nichts hat sich geändert, alles ist neu" kann man unter anderem auf den Zustand der Welt beziehen: Die Naturgesetze funktionieren immer gleich, aber trotzdem ist alles ständig im Wandel. So löst sich der Widerspruch auf, den der norwegische Musiker Oliver Hohlbrugger mit dem Titel seines zweiten Albums (nach "The Choirboy" aus 2016) provoziert. Credit: Haavar Goa Oliver Hohlbrugger schöpft ergänzende Impulse für seine Arbeit nicht nur aus dem Rock ’n’ Roll, sondern auch aus der Melancholie. Er komplettiert mit diesen Eingebungen ein von dunklen Strömungen durchzogenes Genre. Das gelingt, weil Erinnerungen an seine Idole und musikalische Vorlieben anscheinend in seine DNA übergegangen sind. Ihm zur Seite standen für diese Transformation exzellente Pop-, Rock- und Jazz-Musiker, die die Aufnahmen sowohl in Norwegen als auch in New York einspielte

Khruangbin - A la Sala

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Erstaunlich! Jedes Stück auf "A la Sala" beinhaltet eine spezielle Tonfärbung. Das Trio Khruangbin aus Texas vollbringt trotz nahezu gleicher Instrumentierung durch die Rumpfbesetzung von Laura Lee Ochoa am Bass, dem Schlagzeuger Donald "DJ" Johnson, Jr. und Mark "Marko" Speer an der E-Gitarre  ein hohes Maß an Abwechslungsreichtum . Das gelingt, weil aufgrund der unterschiedlichen Gewichtung der wenigen eingesetzten Klangkörper ein vielfältiges Erleben der überwiegend instrumentalen Kompositionen  entsteht . Dazu kommt ein gerütteltes Maß an Erfahrung, Vorstellungskraft und Mut, was zusätzlich zur Differenzierung der Stücke beiträgt. Dadurch, dass jeder Track einen originellen Weg verfolgt, benötigt man allerdings ein weites (Selbst)-Verständnis von Musik, um das Album in Gänze einordnen, honorieren und nachvollziehen zu können. Es ist ein Lehrstück für eine universelle Auffassung und Umsetzung von Klangstrukturen jenseits von eingefahrenen Stilgrenzen. C

X Ambassadors - Townie

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Gibt es eine Zukunft für den rockigen Pop oder poppigen Rock?  Der Rock ist tot! Diese pauschale Aussage hört man immer wieder und sie hat noch nie gestimmt. Aber tatsächlich findet sich in den Top-10 der deutschen Album-Charts von Media Control am 04.04.2024 nicht ein Werk, welches entfernt dem Pop-Rock/Rock-Pop zuzurechnen wäre. Und nun tritt das Trio X-Ambassadors aus New York mit ihrer vierten Platte "Townie" auf den Plan, mit der es diese Ausrichtung aufrechterhalten, beziehungsweise wiederbeleben könnte.     Manchmal ist das neue Werk von Sänger Sam Nelson Harris, seinem blinden Bruder Casey an den Keyboards und dem Schlagzeuger Adam Levine von Lagerfeuerromantik geprägt, denn es gibt sogar akustisch gestimmte, ruhige Abschnitte. Diese Songs weisen aufgrund ihrer sparsamen Intimität einen ungezwungenen Übungsraum-Session-Charakter auf. Daneben gibt es ebendiese Art von Liedern, die für harten Rock ’n’ Roll zu sanft und für Chart-tauglichen Pop zu laut sind, die auffalle

BRTHR - Brother

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Zwei Brüder im Geiste erforschen die ungezwungene Gelassenheit inmitten von süßer Traurigkeit. "Brother" ist das vierte Album des Stuttgarter Projektes BRTHR um Joscha Brettschneider (Gitarre, Gesang) und Philipp Eissler (Gesang, Gitarre) nach "Strange Nights" (2017), " A Different Kind Of Light " (2018) und " High Times For Loners " (2020). Die letzte Veröffentlichung des Duos und ihrer Freunde war die EP "Be Alright" aus 2022, bei der ihr spezieller Americana-Mix eine deutliche Dosis der samtigen Variante des US-Südstaaten-Sounds und ein paar spritzig-spielerische Lounge-Jazz- Tupfer injiziert bekam. Das Beste aus diesen Welten führte durch die Fusion zeitweise sogar zu magischen Momenten.    BRTHR formen ihre Ideen generell aus persönlichen Vorlieben und individuellen Vorstellungen. Die Klänge spiegeln dabei auch die Wellenbewegungen in der Pop-Musik wider, die sich aus Einflüssen, Referenzen und Retrospektiven ergeben. Das ergibt e

Thomas Dybdahl - Teenage Astronauts

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"Ruhe zieht das Leben an, Unruhe verscheucht es" (Gottfried Keller, Schweizer Dichter, 1819 bis 1890). LP-Cover CD-Cover Wenn man nachts in den sternenklaren Himmel schaut, dann überträgt sich die Unfassbarkeit des Universums zwangsläufig als Ehrfurcht vor der Unendlichkeit und das Mysterium des Daseins macht demütig. Es tritt ein Moment des Besinnens auf die eigene Rolle im Weltgefüge ein, der zur gedankenversunkenen Ruhe führen kann. Aus der Stille des Weltraums tritt das Wunder des Lebens hervor, das sich unter schwierigen Bedingungen gegen viele Bedrohungen durchsetzen kann. Der Mensch erlangt durch innere Ausgeglichenheit geistige Klarheit und bekommt dadurch die Möglichkeit, die Auswahl seiner Handlungsalternativen zu optimieren.  Die Beschäftigung mit der eigenen Psyche sowie mit der Verbindung zur Natur und dem Weltall prägt  das eindringliche Werk "Teenage Astronauts". Es vermittelt eine meditative Stimmung, die den Weltraum als Wiege des Lebens musikalisch

Faye Webster - Underdressed At The Symphony

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Sensibilität, Kreativität und Individualität: Faye Webster kann mit "Underdressed At The Symphony" auf der ganzen Linie überzeugen.  Bei offiziellen Angelegenheiten nicht angemessen gekleidet zu sein, kann peinlich berühren oder sogar ein Gefühl der Ausgrenzung aufkommen lassen. Ein Dress-Code wird nämlich für eine definierte Menge an Menschen das Zusammengehörigkeitsgefühl stärken, für ein Individuum, das sich nicht daran hält, mag es aber Isolation bedeuten. Für Faye Webster ist der spontane Besuch des Atlanta Symphony Orchestra eine Herzensangelegenheit, um in Gemeinschaft Kultur genießen zu können. Diese Vorhaben können durchaus mit einer unpassenden Kleidung einhergehen. Die anstehende Dunkelheit beim Konzert erlaubt es dann, in eine Anonymität abzutauchen, in der alle Anwesenden wieder gleich erscheinen. Was bleibt, sind gemischte Gefühle, die sich auch bei "Underdressed At The Symphony" ausbreiten.   Die 1997 in Atlanta, Georgia, geborene Künstlerin is