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Es werden Posts vom August, 2020 angezeigt.

Lasse Passage - Sunwards (VÖ: 28.08.2020)

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  Kreativität benötigt Inspiration. Der norwegische Singer-Songwriter Lasse Passage fand diese häufig dann, wenn er unterwegs war. Auf einer Mexiko-Reise entstanden so  die Rohfassungen der neuen Lieder, die er  spontan  auf der Akustik-Gitarre  komponierte .   "Sunwards" ist aber keine Solo-Folk-Platte geworden, sondern kam unter Mithilfe der renommierten skandinavischen Jazzmusiker Andreas Werliin (Schlagzeug), Jo Berger Myhre (Bass),  Andreas Stensland Løwe (Piano), Kim Myhr (Gitarre),  Anders Hostad Sørås (diverse Saiten-Instrumente),  Espen Reinertsen (Saxophon, Flöte) und  Eivind Lønning (Trompete)   zustande. Lasse kennt sich nicht nur mit dem Komponieren aus, sondern auch die Elektro-Akustik war Teil seines Studiums in Bergen (Norwegen) und Den Haag (Niederlande). Entsprechend wichtig sind ihm nicht nur spannende Song-Ideen, sondern auch interessante Sounds. Beste Voraussetzungen also, um " Sunwards" in der Tradition solch wegweisender Musik wie Van Morrison

Lost & Found-Portrait: Buffalo Springfield - Die Leidenschaft einer Dampfwalze.

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Das Leben schreibt doch immer noch die schönsten Geschichten. Im Jahr 1966 waren der kanadische Folk-Sänger Neil Young und sein Bass spielender Kumpel Bruce Palmer in Los Angeles in einem schwarzen Leichenwagen unterwegs, um Stephen Stills zu finden. Young hatte Stills bei seinen Auftritten in den Kaffee-Häusern Winnipegs kennen und schätzen gelernt und wollte zusammen mit ihm eine Band gründen.   Nach zweiwöchiger vergeblicher Suche befand sich das kanadische Duo mit dem bizarren Automobil grade auf dem Weg von L.A. nach San Francisco, als sie in einen Stau gerieten. Zufällig befand sich Stills im selben Stau auf dem Sunset Boulevard. Er hatte den Gitarristen Richie Furay dabei, mit dem er als Mitglied der Folkband The Company durch Kanada getingelt war. Dort hatten sich auch Young und Palmer kennengelernt. Stills fiel der ungewöhnliche Wagen mit dem kanadischen Kennzeichen auf und so fand man zusammen.  Dies war die eigentliche Geburtsstunde von Buffalo Springfield, auch wenn man sic

Marcos Valle, Adrian Younge, Ali Shaheed Muhammad - Jazz Is Dead 003 (VÖ: 21.08.2020)

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  Adrian Younge und Ali Shaheed Muhammad haben grade einen produktiven Lauf: Im April 2020 kam unter ihrer Regie "Jazz Is Dead 001", eine Platte mit verschiedenen namhaften Musik-Größen, die zusammen mit aufstrebenden Talenten spielten, auf den Markt. Am 31. Juli 2020 folgte die physische Veröffentlichung einer Zusammenarbeit mit dem innovativen Jazz-Groove Vibraphonisten Roy Ayers ("Roy Ayers JID 002") und nun gibt es bereits das nächste Projekt in Form einer gemeinsam entwickelten Musik mit der brasilianischen Bossa Nova-Legende Marcos Valle. Der Name und die Idee JAZZ IS DEAD entsprang einer Konzertreihe aus dem Lodge Room in Los Angeles, die von dem Promoter Andrew Lojero konzipiert und organisiert wurde. Im Grunde handelte es sich dabei um Treffen zwischen verdienten und jungen Künstlern, was sich nun auf dem Label fortsetzt. Diese Veröffentlichungen werden von Ali Shaheed Muhammad (New Yorker DJ, Produzent und Gründer der HipHop-Formation A Tribe Called Quest)

Hipbone Slim And The Kneetremblers - The Kneeanderthal Sound Of Hipbone Slim And The Kneetremblers (2010)

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Es gibt für mich manchmal nichts elektrisierenderes, als den Sound der 1950er bis hin zu den mittleren 1960er Jahren. Die Zeit also, als Rhythm & Blues zu Rock' n` Roll wurde und mit Country zu Rockabilly verschmolz; der Surf-Sound noch weitgehend instrumental war und unzählige Bands in Garagen Verstärker zu Schrott spielten.  Ungestüme, wilde, ungezügelte und rebellische Musik war das. Das totale Aufbegehren gegen gängige Strukturen. Alternative kreative Label mit spezifischem unverwechselbarem Sound wie SUN-Records in Memphis oder CHESS-Records in Chicago blühten auf. Künstler wie CHUCK BERRY, BO DIDDLEY, JOHNNY CASH und nicht zuletzt ELVIS schrieben Musikgeschichte und beeinflussten Heerscharen von Musikern.  In dieser Tradition fühlen sich auch HIPBONE SLIM AND THE KNEETREMBLERS wohl. Das britische Trio besteht aus dem Bandleader, Sänger und Gitarristen SIR BALD DIDDLEY, dem Drummer BASH BRAND, der schon für HOLLY GOLIGHTLY und BILLY CHILDISH gespielt hat sowie aus dem Bass

Tom Jones - Praise & Blame (2010)

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Tom Jones ist am 07. Juni 2020 achtzig Jahre alt geworden! Wer hätte vor zehn Jahren gedacht, dass der Tiger aus Wales im Jahr 2010 noch mal seine Krallen ausfahren würde und Fans und Kritiker dermaßen überrascht? Ein Gospel-Album wolle er schon immer machen, ließ er hinsichtlich der Veröffentlichung von PRAISE & BLAME verlauten. Und diesen Wunsch hatte er sich damals erfüllt. Von kommerziellem Selbstmord ist in einem internen Schreiben der Musikbranche zu diesem 26. Solo-Album die Rede, so ungewöhnlich und untypisch sei es. Egal ob diese Meldung der Wahrheit entspricht oder nur eine geschickt gesetzte Fälschung ist, um Aufmerksamkeit zu erreichen. Fest steht: Das Werk hat solche Methoden nicht nötig, es besticht allein durch seine schiere Brillanz. Produzent Ethan Johns hat seinem Schützling ein eindringliches, entschlacktes Werk auf den Leib geschneidert. Der Geist der Revitalisierungs-Strategie, die Rick Rubin z.B. bei Johnny Cash angewendet hat, ist hier allgegenwärtig.  Wobei

The Mynabirds - What We Lose In The Fire We Gain In The Flood (2010)

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The Mynabirds? War das nicht eine der ersten Bands von Neil Young, in der auch der spätere Motown-Funk-Star Rick James spielte? Ja schon, aber die Schreibweise war eine etwas andere als bei dieser Band aus dem Saddle Creek-Stall von Conor Oberst, dem Chefdenker von Bright Eyes. Dennoch beziehen sich diese Mynabirds auf die historische Vorlage.  Laura Burhenn, die Sängerin und Songlieferantin wollte nämlich eine Platte machen, die klingen sollte, als würde Neil Young bei Motown aufnehmen. Und tatsächlich hat der erste Song "What we gained in the fire" diesen verschleppten Rhythmus von "Out on the weekend" vom "Harvest"-Album. Dieser wird mit Blue-Eyed Southern Soul a la "Dusty (Springfield) In Memphis" verbunden. So inspirierend kann es klingen, wenn Folk auf Soul trifft. Dieser Kombination begegnen wir immer wieder auf dem Album. Laura Burhenn singt mit der Lässigkeit einer Chryssie Hynde. Was ihr an ursprünglichem Soul fehlt, ergänzt sie durch E

Hayseed Dixie - Weapons Of Grass Destruction (2010)

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Die Hillbilly- und Bluegrass-Punks aus Nashville, Tennessee haben wieder zugeschlagen.  Nachdem sie schon AC/DC und Kiss-Titel zwischen Kuhstall und Heuschober angesiedelt haben, bietet ihr neues Album auch wieder erwartungsgemäße und ungewöhnliche Coverversionen. So haben sie z.B. dem Scissor Sisters-Hit „I don`t feel Iike dancin'",  dem Status Quo-Standard „Down Down", „Paint it black" von den Stones und „Strawberry Fields Forever" (verbunden mit „Cotton Eyed Joe") ihren Stempel aufgedrückt.  Als Bonus gibt es bei der europäischen Ausgabe noch drei Songs als Bonus: „Mein Teil" im Original von Rammstein, „I got erection" von Turbonegro und den Mitgröhl-Titel „Eisgekühlter Bommerlunder", den die Toten Hosen bekannt gemacht haben. Das alles wurde in 3 Tagen mit Ausnahme der Geigen-Parts live eingespielt.  Die Band hat versucht, ihre Auftritts-Situation möglichst authentisch nachzustellen. Sie variieren bei der Auswahl und Zusammenstellung der

Krief - Chemical Trance (VÖ: 14.08.2020)

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Der Kanadier Patrick Krief ist in seinem Heimatland kein Unbekannter in der dortigen Indie-Rock-Szene. Von 2003 bis 2008 und 2010 bis 2015 war er Gitarrist, Pianist und Sänger der Orchestral-Pop-Noir-Formation The Dears. Zusätzlich nahm er am Projekt Black Diamond Bay teil und veröffentlichte 2007 seine erste Solo-EP "Take It Or Leave".  2019 folgte das Folk-Rock-Werk "Dovetale" und an "Chemical Trance" hätten die leider schon lange von uns gegangenen Psychedelic-Pop-Ikonen Syd Barrett (ex-Pink Floyd) und Kevin Ayers (ex-Soft Machine) aufgrund der unbekümmert-rauschhaften Pop-Sensibilität sicher ihre Freude gehabt.  Die Kompositionen von Krief stecken voller Rückblenden auf eine Zeit, in der die Pop-Musik auf der Schwelle zwischen Kunst und Kommerz einen Ausdruck gefunden hatte, der sowohl Freunde der sinnlich-harmonischen Melodie als auch der verspielt-anspruchsvollen Instrumentation befriedigen konnte. Diese Sichtweise war besonders zwischen 1966 und 196

Elis Noa - What Do You Desire? (VÖ: 14.08.2020)

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  Es geht um nichts weniger als das Wesentliche: Was erwarte ich vom Leben? Bin ich glücklich oder habe ich mich nur mit meiner Situation arrangiert? Es geht in den Songs von Elis Noa also um (Innen-)Einsichten, Selbsteinschätzungen und Wünsche.  Der Name Elis Noa war ursprünglich ein wohlklingendes Wortspiel, hat also keine wirkliche Bedeutung. Es gibt nämlich keine Person dieses Namens im Umfeld der Musiker. Elis Noa kommt aus Wien und wird seit 2016 von der Sängerin, Keyboarderin, Gesangslehrerin und Komponistin Elisa Godino sowie dem Saxophonisten, Keyboarder, Produzenten und Komponisten Aaron Hader geleitet. Das Projekt wird noch durch Angel Vassilev (Keyboards) und Michael Schatzmann (Schlagzeug) komplettiert.  Die Künstler haben ein Konzept, denn sie möchten bedeutungsvolle Themen mit unterhaltend-reizvoller Pop-Musik verbinden. Dazu wählen sie ein luftig-raumfüllendes Ton-Gewand mit Schwerpunkt auf elektronischer Instrumentierung und hingebungsvollem Gesang. Der Spoken-Word-Bei

Harper Simon - Harper Simon (2009)

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Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Es ist nicht zwangsläufig so, dass der Nachwuchs großer Künstler auch deren Talent geerbt hat. Da gibt es positive Beispiele (Rufus und Martha Wainwright), aber auch eher Negative (die Lennon Söhne, John Carter Cash). Harper Simon ist der Sohn von Paul Simon und veröffentlicht jetzt sein erstes Album unter eigenem Namen. Da wundert man sich natürlich kaum, dass Simon juniors Stimme große Ähnlichkeit mit der des Vaters hat.  Harper Simon hat sich Großes vorgenommen. Ein klassisches Album wollte er einspielen. Nur 10 Songs sollte es enthalten, wie zu LP-Zeiten üblich, dafür aber alles Qualitäts-Nummern. Als Vorbilder für sein Werk nennt er renommierte Alben wie "Sgt. Pepper" der Beatles, "Pet Sounds" von den Beach Boys, Dylans "Blonde On Blonde", "Sticky Fingers" von den Rolling Stones oder "Bridge Over Troubled Water", bei dem sein Herr Vater mitgewirkt hat.  Durch die Beziehungen vom Papa konnte er

Lost & Found-Portrait: Der BEAT CLUB lebt!

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Am 25. September 1965 begann eine neue Ära im deutschen Fernsehen. Erstmalig wurde eine spezielle Jugend-Musiksendung ausgestrahlt: Der Beat Club. Das war so revolutionär und provokant, dass der damals 30 jährige spätere Tagesschau-Sprecher Wilhelm Wieben vor der ersten Sendung die ältere Generation vor der lauten Musik warnte und um Verständnis für die Jugend bat. Denn vor dem Beat Club war nichts Vergleichbares zu sehen.  Jugendkultur fand im miefig-plüschigen deutschen Fernsehen nicht statt. Dem Bremer Discjockey und Beat-Experten Gerd Augustin gelang es, den Unterhaltungs-Redakteur Michael „Mike" Leckebusch von Radio Bremen davon zu überzeugen, dass eine Musiksendung für Jugendliche ein kommerzielles Potential hat. Leckebusch - eigentlich Jazzfan - eignete sich unter der Regie von Augustin innerhalb kurzer Zeit umfassende Kenntnisse über Pop-Musik an.  Die Beiden konzipierten eine Sendung, die ein Nischen-Programm für Jugendliche darstellte und deren Nerv und Begehrlichkeiten