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Es werden Posts vom Februar, 2017 angezeigt.

BALBINA - FRAGEN ÜBER FRAGEN (2017)

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Eine schöne, anregende Überraschung ist FRAGEN ÜBER FRAGEN, das neue Gesamtkunstwerk von BALBINA. Balbina beherrscht die hohe Kunst, komplexe Sachverhalte einfach darzustellen und diese musikalisch liebenswert und wirkungsvoll zu verpacken. Balbina erklärt uns ihre Welt und informiert über selektive Wahrnehmungen. Klar, es bleiben einige Dinge offen, die sie beispielhaft im Lied „Fragen Über Fragen“ auflistet. Aber die in Warschau geborene und in Berlin aufgewachsene Künstlerin hat auch unumstößliche Erkenntnisse und prägende Beobachtungen gesammelt, an denen sie uns teilhaben lässt. Sie verblüfft mit überraschenden, erstaunlich klar formulierten Begebenheiten, durch die sie teilweise einen Weg ums Gehirn rum findet, um auch mit Unannehmlichkeiten und Alltagsballast fertig zu werden. Balbina trägt ihre bildende Philosophie mit deutlicher, ausdrucksstarker und überzeugender Stimmlage vor. Die Musik trägt Züge der Ernsthaftigkeit von  Randy Newman  und Van Dyke Parks. Diese großflä

SON VOLT - NOTES OF BLUE (2017)

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SON VOLT haben ihr achtes Album namens NOTES OF BLUE veröffentlicht. Es ist ein bemerkenswertes, wenn auch mit 31 Minuten recht kurzes Statement geworden. Sie konzentrieren sich konsequent auf ihre Stärken und legen eine energische Americana-Essenz ab. Beachtenswert! Jay Farrar verordnet seinen Son Volt eine Verjüngungskur und knüpft damit teilweise an seine Anfänge bei den ungestümen Uncle Tupelo an. Es waren einmal drei Freunde, die Ende der 1980er Jahre angetreten waren, die Roots-Music-Szene der USA zu erneuern und sie traten als Uncle Tupelo mit ihrem Debut-Album „No Depression“ 1990 gleich eine ganze Bewegung los. Die Verbindung hielt allerdings nur bis 1994, dann gingen die Musiker teilweise getrennte Wege. Jeff Tweedy gründete die einflussreichen  Wilco , die Roots-Music als Basis verwenden, sich jedoch freigeistig entwickelten. Jay Farrar und Schlagzeuger Mike Heidorn fanden sich dann bei Son Volt wieder, die der Cosmic American Music weiter frönten und teilweise beseel

SPIDERGAWD - IV (2017)

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Etwas Retro-Hard- & Heavy-Rock gefällig? Dann kann unumwunden die norwegische Formation SPIDERGAWD empfohlen werden. Ihr Album IV erfüllt alle Erwartungen, die mit dem Aufleben des End-1960er und 1970er-Sounds verbunden werden. Retro-Hard- & Heavy-Rock ohne Patina: In dieser Form sind Spidergawd dafür ein Aushängeschild mit Gütesiegel. Hard- und Heavy-Rock der 1970er Jahre standen schwerpunktmäßig Pate für die kompakten Soundwände, die den Hörer bei Spidergawd erwarten. Während der 2016er Tournee hörte die Band Musik von  Dio ,  Motörhead ,  Thin Lizzy ,  Iron Maiden  und  Judas Priest . Das hat natürlich auch seine Spuren auf „IV“ hinterlassen. Spidergawd wurde oft als das Spaßprojekt der aus Norwegen stammenden  Motorpsycho -Musiker Kenneth Kapstad (Schlagzeug) und Bent Sæther (Bass) bezeichnet. Aktuell gibt es mit Hallvard Gardlos jedoch einen neuen Bassisten, so dass der  Motorpsycho -Sideproject-Hinweis noch mehr hinkt. Schließlich war schon immer der Sänger/Git

Einar Stray Orchestra - Dear Bigotry (2017)

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DEAR BIGOTRY des EINAR STRAY ORCHESTRA aus Norwegen verzückt wieder mit zauberhafter, abwechslungsreicher Pop-Art-Musik. Homogen und komplex, sowie fragil und opulent sind für das Einar Stray Orchestra keine Gegensätze, sondern verbindende Eigenschaften ihrer Musik. Die Einar-Stray-Orchestra-Musiker scheinen viel  Prefab Sprout -,  Belle And Sebastian - und High Llamas Aufnahmen gehört zu haben. Jedenfalls hat ihr Sound vom goldenen Schmelz einiger Paddy McAloon-Kompositionen abbekommen, verinnerlicht den filigranen Folk-Charme von Stuart Murdoch und strahlt die Opulenz von Sean O`Hagan aus. Dazu werden je nach Bedarf Minimal-Art-, Indie-Rock-, Jazz- oder Orchestermusik-Zitate zugefügt. Auch arabische Folklore, Klassik von Igor Strawinsky, japanischer Heavy-Metal,  The Mars Volta ,  Dirty Projectors  und  Lana Del Rey  haben ihren Platz in der Playlist der Gruppe. Unbehagen und Bedauern: Die klassische Schuld- und Sühne Haltung zeigt sich im Opener. Es erblüht jedoch Hoffnu

OMER KLEIN - Sleepwalkers (2017)

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Der Jazz-Pianist OMER KLEIN verfügt über großes Feingefühl, das er besonders in ruhigen Momenten ausspielt. SLEEPWALKERS wurde in Triobesetzung eingespielt und empfiehlt die Musiker für spätere Großtaten.  Feinfühlig und kreativ: Omer Klein ist ein begnadeter Pianist, der die Jazz-Szene bereichert und in die Fußstapfen seiner Vorbilder Thelonius Monk und Keith Jarrett treten kann. Der angesehene israelische Jazz-Pianist Omer Klein begann mit sieben Jahren Klavier zu spielen. Er studierte sowohl in seinem Heimatland wie auch am New England Conservatory in Boston und in New York Musik. Heute lebt er in Düsseldorf. Mit seinen ebenfalls aus Israel stammenden Begleitern Haggai Cohen-Milo am Kontrabass und dem Schlagzeuger Amir Bresler bewegt er sich zwischen romantischen Melodiebögen, die auch aus der Klassik kommen könnten, spielerischen Solo-Eskapaden, die sein Können ins rechte Licht rücken sowie Jazz-Figuren, die sowohl Standard-, Groove- wie auch Improvisationsanteile ausweisen.

TOSCA - Going Going Going (2017)

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TOSCA sind der Musiker RICHARD DORFMEISTER und der Produzent RUPERT HUBER aus Österreich. Sie stellen mit GOING GOING GOING die Ambient-, Kraut-Rock- oder Art-Pop-Szene auf den Kopf, weil ihnen ein sehr inspirierendes Werk gelungen ist.  Update statt Retro: Tosca kehren zwar zu ihren musikalischen Wurzeln zurück, entwickeln sich aber trotzdem weiter. Jawoll! An „Going Going Going“ werden sich alle Ambient-, Kraut-Rock- oder Art-Pop-Produkte 2017 messen müssen. Selten wurde in diesem Umfeld gestaltete Musik so schwungvoll, belebend und prickelnd-interessant auf den Punkt gebracht. Tosca ist das Projekt des Musikers Richard Dorfmeister (höre auch:  Kruder & Dorfmeister ) und dessen !k7-Label-Produzenten Rupert Huber, das sich zurück zu ihren Wurzeln begibt. Denn die Künstler machen fast wieder reine Instrumentalmusik, von ein paar Stimmeinlagen und dem Gesang im Abschlusstrack „Shoulder Angel“ mal abgesehen. Jedenfalls wurde das Duo auf ihrem letzten Werk „Outta Here“ von

CHUCK PROHET - BOBBY FULLER DIED FOR YOUR SINS (2017)

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CHUCK PROHET war Gitarrist bei den legendären GREEN ON RED, ist aber schon seit 1990 immer wieder Solo aktiv. Für BOBBY FULLER DIED FOR YOUR SINS taucht er tief in die Rock & Pop-Geschichte der 1960er und 1970er Jahre ein. Chuck Prophet schrieb selber mit der Band Green On Red Rock-Geschichte. Jetzt geht er auf Spurensuche in den 60er- und 70er-Jahren. Green On Red sind offenbar wohl leider Geschichte. Die einflussreichen Alternative-Rock- und Americana-Pioniere schlossen sich 1981 in Tucson, Arizona, zusammen und 1993 löste sich die durch ständige Wechsel gekennzeichnete stilbildende Formation offiziell auf. 2005/2006 kam es allerdings noch mal zu einer kurzen Reunion. Chuck Prophet war während der gesamten Band-Karriere neben Sänger Dan Stuart das einzig konstante, bestimmende Mitglied. Der Gitarrist, Sänger und Komponist veröffentlicht seit 1990 Solo-Platten und gehört den Projekten Go Go Market und Raisins In The Sun an. Er brilliert immer wieder mit außergewöhnlichen Songs,

THE SADIES - NORTHERN PASSAGES (2017)

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The Sadies bedienen ihre Americana-Grundwerte und liefern erneut ein gutes Album ab. Was haben die kanadischen The Sadies nicht schon alles probiert, um sich schnödem Schubladendenken zu entziehen. Die flexible CanAmericana-Gruppe um das Brüderpaar Dallas und Travis Good lotete ihre Möglichkeiten zum Beispiel durch das Wirken mit dem exzentrischen R&B/Soul-Großmaul Andre Williams auf „Red Dirt“ von 1999 oder mit dem Folk-Rock-Erneuerer Jon Langford von The Mekons auf „Mayors Of The Moon“ von 2003 aus. Auch „Northern Passages“, das mittlerweile fünfzehnte Studio-Album der Gruppe seit 1998, hält sich nicht unbedingt an einen einheitlichen Aufbau und an Stilgrenzen. Und so erstaunt es nicht, dass auf den im gemütlichen Folk-Rock-Stil von  Mark Knopfler  verabreichten, mild-harmonischen „Riverview Fog“ der kontrastreiche Garagen-Rocker „Another Season Again“ folgt. „There Are No Words“ hält beinahe das Energielevel des Vorgängers und rangiert zwischen Power-Pop-Grunge, energ

JIM LAUDERDALE - LONDON SOUTHERN (2017)

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Country Got Soul ist das Etikett, dass LONDON SOUTHERN, der neuen Platte von JIM LAUDERDALE aufgeklebt werden könnte. Hier gibt es eine seelenvolle Sammlung von hinreißenden Songs zu hören, die ihre betörende Wirkung nach und nach verströmen. Country Got Soul: Ein fast vergessener Stilmix zeigt sich bei Jim Lauderdale in neuer Blüte. Der angesehene und vielfach ausgezeichnete Jim Lauderdale kommt seit 1989 auf einen Output von fast dreißig Alben. Seine Ausflüge in unterschiedliche Spielarten des Americana-Sektors wurden dabei häufig von Größen der jeweiligen Szenen wie dem Produzenten- und Musiker-As  Buddy Miller  oder der Bluegrass-Legende Ralph Stanley begleitet. Außerdem ist er ein gern gesehener Gast bei Kollegen wie  Elvis Costello ,  Lucinda Williams  oder Mary Chapin Carpenter. Lauderdale verfügt also über eine breite Palette von Ausdrucksmöglichkeiten und hat ein enormes Erfahrungspotential angesammelt. Die Vereinigung von Country und Soul, das ist die Formel, die den