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Es werden Posts vom März, 2019 angezeigt.

Sendecki & Spiegel - Two In The Mirror (2019)

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Die Zusammenarbeit von Sendecki & Spiegel für "Two In The Mirror" erweist sich für beide Musiker als Gewinn. Vladyslav Sendecki wird hoch gelobt. Die renommierte New Yorker Wochenzeitung „The Village Voice“ bezeichnete ihn als einen der fünf besten Jazzpianisten der letzten 100 Jahre. Neben Keith Jarrett, Chick Corea, Herbie Hancock und Duke Ellington. Wenn das keine Auszeichnung ist. Sein musikalischer Partner, der Schlagzeuger Jürgen Spiegel, ist nicht weniger talentiert und gehört seit über fünfzehn Jahren als Taktgeber und Klangmaler zum Tingvall Trio, das sich einen ausgezeichneten internationalen Ruf erarbeitet hat. Die beiden Musiker leben in Hamburg und haben sich zu einem Duo zusammengetan, welches die zarte Seite der Musik genauso schätzt und abbildet wie die quirlig, aufgestachelte Variante. „Ich bin eigentlich innerlich auch Schlagzeuger“ verkündet der Pianist. Das Besondere an dieser Zusammensetzung ist die schnelle Reaktionszeit, die es ermöglicht, Klangf

The Devil And The Almighty Blues - The Devil And The Almighty Blues (2019)

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Schwerer, epischer Bluesrock: The Devil And The Almighty Blues lieben ausgiebige Gitarren-Expeditionen, die durch einen stabilen Rhythmus-Teppich zusammengehalten werden. Es ranken sich einige Geschichten um teuflische Verwicklungen im Rock und Blues. So soll der Bluesmusiker Robert Johnson Anfang der 1930er Jahre an einer Wegkreuzung im Mississippi-Delta dem Satan seine Seele dafür verkauft haben, dass er ihn zu einem begnadeten Gitarristen macht. Tatsächlich berichteten Zeitzeugen, dass Robert innerhalb kürzester Zeit von einem eher lausigen Musiker zu einem Virtuosen gereift ist. Sollten da vielleicht doch höhere Mächte im Spiel gewesen sein? The Devil And The Almighty Blues bezieht sich namentlich auf genau solche Erzählungen und ist ein Quintett, aus Norwegen, das mit der effektivsten Besetzung, die es für eine handfeste, markige Rock-Band gibt, ausgestattet ist: Zwei elektrische Gitarren + Bass + Schlagzeug. Die Gruppe ist zwar keine typische Bluesrock-Band, aber ihr Fundamen

Van Morrison - The Healing Game (1997 / 2019)

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„The Healing Game“ von Van Morrison bekommt eine Neuauflage, die an Umfang und Qualität kaum Wünsche offenlässt. Van Morrison war in den 2000er Jahren mit bisher sechzehn Veröffentlichungen enorm produktiv. Mit der Konsequenz, dass nicht alle Platten eine gleichbleibend hohe Qualität und deshalb auch Abnutzungserscheinungen aufwiesen. „The Healing Game“ kam 1997 raus, gehört zu den besseren Werken des grantig-genialen Musikers und bekommt jetzt zu Recht eine wertige Wiederveröffentlichung spendiert. Die Originalaufnahmen wurden klanglich überarbeitet und mit fünf Bonus-Tracks aufgestockt. Eine weitere CD enthält zusätzlich fünfzehn Tracks aus dieser Schaffensperiode, die als „Sessions & Collaborations“ überschrieben sind. Darunter sind zehn bisher unveröffentlichte Titel und zwei Songs, die unter Mitwirkung der Blues-Legende  John Lee Hooker  für dessen Album „Don`t Look Back“ (04. März 1997) entstanden. Diese Platte wurde von Van Morrison produziert und ist am selben Tag wie „The

Lambchop - This (Is What I Wanted To Tell You) (2019)

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Kurt Wagner stellt seine Stil-Fusionen für Lambchop nach „FLOTUS“ von 2016 mit "This (Is What I Wanted To Tell You)" weiter auf experimentelle Füße. Folk, Country, Soul, elektronische Spielereien: Alle diese Zutaten bindet Kurt Wagner für seine 1993 in Nashville gegründete Formation Lambchop nacheinander oder parallel in seine Kompositionen ein. Haben die eingefleischten Fans den Schwenk vom Americana zum Soul noch nachvollziehen können, so waren die Electronics und die verfremdete Stimme, die 2016 bei FLOTUS den Sound beeinflussten, schon gewöhnungsbedürftiger. Die Idee zu „This (Is What I Wanted To Tell You)“ entstand 2017, als Wagner am Geburtstag seines Freundes Mac McCaughan mit dessen jüngerem Bruder Matthew, der bereits als Schlagzeuger für   Bon Iver   sowie   Hiss Golden Messenger   tätig war, ins Gespräch kam. Die beiden Sound-Tüftler kannten sich zwar schon eine ganze Weile, beschlossen aber erst jetzt, an gemeinsamen Songs zu arbeiten. Kurt verfasste zunächst

Verborgene Plattenschätze: Michael Dinner - The Great Pretender (1974) und Tom Thumb The Dreamer (1976)

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Die große Zeit des kalifornischen Country Rock neigte sich 1974 schon dem Ende zu, als MICHAEL DINNER nochmal zu einem großen Wurf ausholte. Seine LP THE GREAT PRETENDER fasst alle Tugenden zusammen, die in vielen großartigen Alben der endsechziger- und frühsiebziger Jahre zu finden waren: Musikalische Aufbruchsstimmung durch Verbindung von Tradition und Moderne, die Vermittlung von Freiheit und Unabhängigkeit in Text und Sound und die Verbindung von Harmonie und Kreativität bei der musikalischen Umsetzung. All das gipfelte in diesem heute fast völlig vergessenen Meisterwerk. Zumindest ist dieser Songzyklus für Menschen, die mit dem Debut der EAGLES, den frühen JACKSON BROWNE- und JIMMY BUFFETT-Platten, den FLYING BURRITO BROTHERS und den NEW RIDERS OF THE PURPLE SAGE groß geworden sind, ein wichtiger Meilenstein. MICHAEL DINNER hat alle Songs selbst geschrieben, er singt mit erhabener, klarer Stimme und spielt akustische Gitarre. Er schafft den schwierigen Spagat zwischen Ei

Over The Rhine - Love & Revelation (2019)

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Wenn Nachdenklichkeit die Seele umwölkt, kann daraus durchaus etwas Wahrhaftiges und Schönes erblühen, wie bei „Love & Revelation“ von Over The Rhine. Was macht den Reiz moderner Folk-Künstler aus? Im Gegensatz zu ihren Vorfahren sind sie heute nicht nur gute Geschichtenerzähler, sondern sorgen auch musikalisch für spannende, besondere Stimmungen und Sounds. Das trifft auch auf Over The Rhine zu, die sich nach einem ehemaligen Arbeiterviertel in Cincinnati im US-Bundesstaat Ohio, das von deutschen Einwanderern Mitte des 19. Jahrhunderts gegründet wurde, benannt haben. Die Formation wurde vor 30 Jahren in Ohio gegründet. Als fester Bestandteil haben sich Linford Detweiler (Gitarre, Piano) und Karin Bergquist (Gesang, Gitarre) durchgesetzt, die ihre Musik gerne als post-nuklearen, pseudo-alternativen, folkloristischen Art-Pop bezeichnen. Das zeigt, dass die Einordnung in den Folk-Zirkel stilistisch nicht eindeutig sein soll. Mehr als vier Jahre nach „Blood Oranges In The Snow“

Lost & Found-Portrait: Joni Mitchell - Kunst und Herzensangelegenheiten.

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Sucht man nach einem roten Faden oder dem kleinsten gemeinsamen Nenner, der in allen Arbeiten von JONI MITCHELL  zu finden ist, dann ist das Harmonie. Bei aller Unterschiedlichkeit und aller Entwicklung über die Jahre hinweg spürt man in ihrer Kunst eine tiefe, fast spirituelle Ausgeglichenheit, die unabhängig von Tempo und Zeitgeist als Basis vorhanden ist und die Ergebnisse rund, durchdacht und souverän erscheinen lassen. Dabei polarisiert sie als Persönlichkeit und Sängerin. Sie kann in den höchsten Tönen jubilieren und tirilieren und ihre durchdringende Stimme kann  auch innerhalb eines Songs die Tonfarbe und die Emotion wechseln. Sie kann schmeicheln, nachdenklich stimmen, anklagen und pure Lebensfreude ausstrahlen. Und das alles ungekünstelt, direkt und ungeachtet von Erwartungen und angesagten Trends. Es heißt, Frauen könnten sich besser mit ihrer Musik identifizieren als Männer, weil sie mit ihrer schonungslosen Offenheit besser umgehen können. Männern mache das eher Angst