Jahresbestenliste 2023


Turbulenzen, Krisen und Katastrophen haben das Weltgeschehen im Jahr 2023 geprägt. Die Qualität der Popmusik hielt stabil dagegen und so gab es auch in diesem Jahr wieder etliche Höhepunkte zu bestaunen.

Als Erstes ist aus Sicht von Lost & Found: Musik ohne Grenzen natürlich die Veröffentlichung von POP STEHT KOPF zu nennen, einem Buch, auf das alle Autoren mächtig stolz sein können, wie auch die ersten Rezensionen zeigen.
Kritikerstimmen:
Thomas Waldherr von "I`m in a cowboy band":
Pop steht Kopf | "I'm in a cowboy band"

Frank Ipach von "hooked on music":

Abgesehen davon meldeten sich 2023 ein paar Legenden zurück, die auch im Buch eine Rolle spielen und mit denen man nicht unbedingt rechnen konnte: Von den Beatles gab es dank Künstlicher Intelligenz mit "Now And Then" noch einen letzten, netten, harmlosen Song in der klassischen Besetzung mit John Lennon, Paul McCartney, George Harrison und Ringo Starr zu hören. Die Rolling Stones brachten das solide Album "Hackney Diamonds" heraus und Bob Dylan konnte seine "Never Ending Tour" fortsetzen. Und das war längst noch nicht alles... Ein Hauch von Unsterblichkeit lag in der Luft...

Womit man aber immer rechnen kann, ist die vorzügliche Jahresabrechnung von Günter Ramsauer. Kompetenz, Über- und Weitblick prägen seine Auswahl. Seine Auflistungen sind sehr unterhaltsam und lehrreich. Außerdem kann man nebenbei noch verpasste Perlen entdecken:


LOST & FOUND: Musik ohne Grenzen zieht nun auch Bilanz und lässt dabei zumindest ein paar über das Jahr vorgestellte Veröffentlichungen Revue passieren, da sie das Leben ein Stückchen besser mach(t)en. Es gab allerdings noch etliche andere Künstlerinnen und Künstler, die es mit ihren hervorragenden Produkten verdient hätten, erneut ins Gedächtnis zurückgerufen zu werden. Hier also eine subjektive Auswahl:
 
Mut zahlt sich aus:

Jonathan Wilson ist ein Alleskönner: Sänger, (Begleit)-Musiker, Komponist und Produzent in einer Person. "Eat The Worm" bestätigt seinen Ausnahmestatus als fantasievoller Art-Pop-Künstler. Wunderbar!

Die Zuverlässigen:

Wenn man sich auf etwas verlassen kann, dann darauf, dass die kanadischen Cowboy Junkies stets exzellente, gediegene Qualität im Can-Americana-Umfeld abliefern. So ist auch "Such Ferocious Beauty" wieder ein außergewöhnlich schönes, intelligentes und ausgewogenes Album geworden. Herzerwärmend!

Die Legende:

Was hat dieser Mann schon alles vollbracht: Er war nicht nur Gründungsmitglied von The Velvet Underground, sondern hat auch als Solo-Künstler Geschichte geschrieben. "Paris 1919" nahm er 1973 zusammen mit Little Feat auf, "Wrong Way Up" mit Brian Eno, "Songs For Drella" (auch von 1990) gemeinsam mit Lou Reed sowie "Last Day On Earth" 1994 zusammen mit Bobby Neuwirth. Er produzierte 1969 "The Stooges", genauso wie "The Marble Index" von Nico. 1970 dann ihr Nachfolgealbum "Desertshore". Danach betreute er zum Beispiel noch "Horses" von Patti Smith im Jahr 1975. Und das sind nur wenige Stationen im schöpferischen Leben von John Cale. Nach "Shifty Adventures In The Nookie World" aus 2012 ist er glücklicherweise nun wieder (und hoffentlich nicht zum letzten Mal) mit "Mercy" als Solo-Künstler zurückgekehrt. Weise, nicht milde, anspruchsvoll, nicht angepasst. Gut so!
 
Der Auferstandene:
Auch Peter Gabriel ist wie John Cale ein Überlebender aus einer anderen, längst vergangenen, aus heutiger Sicht aus der Mode gekommenen Epoche. Somit ist i/o ein Weckruf, ein Hinweis darauf, dass gute Musik zeitlos ist, auch wenn sich manche musikalische Strömungen längst überholt haben. Kunst kommt von Können!

Die Unverwüstlichen:

Van Der Graaf Generator ist immer noch die intelligenteste, spannendste und energiereichste Art-Rock-Band der Welt. Ende der Durchsage. "The Bath Forum Concert" ist ein gutes Live-Album geworden. In Anbetracht des Alters der drei Akteure sogar ein Ausgezeichnetes.

Mit Selbstreflexion gegen den Stillstand:

Es gehört schön eine gehörige Portion Erkenntnis dazu, sein eigenes Werk zu überdenken und neu in Fasson zu bringen. Der Kampf gegen die kommerzielle Vereinnahmung und der Weg hin zur künstlerischen Freiheit hat sich für Josienne Clarke jedoch gelohnt. Mit "Oneliness (Songs Of Solitude And Singularity)" ist ihr ein Werk voller intensiver Worte, Gedanken und Liedern gelungen, die die Zeit für einen Moment anhalten, um sich mit der Verletzlichkeit der Seele auseinanderzusetzen. Ein Triumph der Beharrlichkeit und Sensibilität!

Die Zukunft des Rock`n`Roll?:

Die Zukunft des Rock`n`Roll wurde schon öfter ausgerufen und beschwört. Die Musik und Haltung der darin verwickelten Protagonisten hatte stets mit Aufruhr und Wut zu tun. Das gilt auch für Squid, die mit "O Monolith" ein zweites provokantes Werk vorlegen, das vor Spielfreude und Abenteuerlust knistert. Energische Ideenvielfalt bläst den Kopf frei!

Die Originellen:

Ein paar charmant-optimistische Schwingungen gefällig? Das Duo OY vollbringt in diesem Zusammenhang wahre Wunder. Ihr fünftes Album "World Wide We" zaubert mithilfe von afrikanischer Lebensfreude entspannte Songs zutage, die den Kampf gegen die negativen Strömungen im Leben selbstbewusst aufnehmen. Nie waren OY wertvoller als heute!

Qualität setzt sich immer durch:

Ian Fisher ist seit Jahren unermüdlich, fleißig, kreativ und dabei qualitativ herausragend tätig. Nur bekommen das leider viel zu wenige Menschen mit. Eine neue Chance dafür bestand auch 2023 mit "Burnt Tongue". Die hohe Kunst des stilvollen Songs!

Gegensätze ziehen sich an:

Kaum zu glauben, dass "Phoenix" ein Erstlingswerk ist, denn es strotzt nur so vor Reife und brillantem Einfallsreichtum. Die studierte Musikerin Natalia Kiës erweist sich als äußerst kluge und geschmackvolle Vertreterin des Art-Pop, die die Sinne herausfordert und angenehm befriedigt. Es lebe der anregende Kontrast!

Bunt schlägt Schwarzweiß, Dur schlägt Moll:

Pearl & The Oysters bringen Farbe in die Musik. Ihr "Coast 2 Coast" ist im besten Sinne des Wortes Easy-Listening-Stoff: beschwingt, leicht, schwirrend, leicht überdreht und fantasievoll sprudelnd. Genuss ohne Reue!

Aus deutschen Landen:
Bei den deutschsprachigen Alben gibt es dieses Jahr drei erste Plätze.

DOTA - In den fernsten der Ferne

DOTA beweist mit "In den fernsten der Ferne (Mascha Kaléko 2)" erneut ihr Talent, die schlaue Poesie von Mascha Kaléko wie ihre eigene klingen zu lassen. Unverkrampft und weise perlen die Worte aus ihrem Mund und regen ohne ideologische Bindung zum Nachdenken an. Frei von jeglichem Neo-Schlager-Kitsch musiziert die Band dazu einfühlsam, niveauvoll und abwechslungsreich. So funktioniert intelligente deutschsprachige Pop-Musik!

Karwendel - Geteiltes Herz

Sebastian Król hat seine Ideenwerkstatt in dem Bergmassiv Karwendel erstmalig intensiv ausgelebt, was ihn nachhaltig inspirierte. "Geteiltes Herz" ist die dritte EP des Art-Folk-Projektes mit lyrisch-poetischer Neigung und lässt den feinsinnigen Sound der optimal aufeinander eingestellten Musiker stilistisch noch weiter aufgefächert erklingen, als ohnehin schon. Ein Hoch auf die Verletzlichkeit!

Neuschnee - Der Lärm der Welt

Die siebenköpfige Formation Neuschnee um den Sänger, Gitarristen und Komponisten Hans Wagner ist eigen, ja, schon beinahe eigenartig, weil das individuelle, kammermusikalisch ausgestaltete Klangschema nicht in ein gängiges Pop-Schema passt. Das fünfte Album "Der Lärm der Welt" betört außerordentlich und setzt kreative Maßstäbe im Grenzbereich zwischen Pop und Kunst.

Es funktioniert auch zweisprachig:

Waiting For Louise - Rain Meditation

Waiting For Louise setzen mit ihrem aktuellen Werk "Rain Meditation" auf Zweisprachigkeit, was der ohnehin schon interessanten Musik der Combo vom Niederrhein noch einen zusätzlichen Reiz verleiht. "Alte Hunde" können eben doch noch neue Tricks lernen!

Die klassische Pop-Sprache ist Englisch:

Frank Popp Ensemble - Shifting

Das Frank Popp Ensemble ist wieder da und liefert mit "Shifting" frisches, qualitativ hochwertiges Futter für alle Mod-Jünger, Groove-Pop-Begeisterten und Liebhaber von Vintage-Sounds ab.

Rhonda - Forever Yours

Das Retro-Abenteuer Rhonda besteht schon seit 2014 und gibt mit ihrem vierten Album "Forever Yours" eine reizvolle Zustandsbeschreibung ab. Ein flüssiger Groove sowie lasziv-lieblicher Soul-Pop trifft auf herzhaften Rockabilly-Surf-Twang!

Amber & The Moon - Things We`ve Got In Common

Hingebungsvolle Brillanz hat einen Namen: Amber & The Moon. "Things We`ve Got In Common" lässt einen Soundtrack entstehen, der Sensibilität und Anmut in den Mittelpunkt stellt. Der Mut zur Empathie zahlt sich durch eine zarte Leidenschaft für sinnliche Verführungen und verheißungsvolle Schönheit aus! 


MUT steht als Antriebskraft hinter allen hier herausgestellten Veröffentlichungen aus 2023. Mut, gegen persönliche Probleme anzukämpfen; der Mut zur Veränderung; Mut, sich gegen alle Widerstände durchzusetzen und der Mut, den eigenen Weg konsequent weiterzugehen und die eigenen Grenzen konsequent auszuloten.

In diesem Sinne liebe Leserinnen und Leser: bleiben Sie mutig und machen Sie das Beste aus 2024! Lost & Found: Musik ohne Grenzen wünscht dafür eine stabile Gesundheit, eine große Menge Spaß, ganz viel Glück und jederzeit tolle Musik als Wegbegleiter!

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