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Es werden Posts vom Juli, 2022 angezeigt.

Sorry Gilberto - Psychoactive Ghosts

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Sorry Gilberto verabreichen akustische psychoaktive Substanzen mit gewünschten, positiven Nebenwirkungen. 14 Jahre gibt es jetzt schon das Duo Sorry Gilberto aus Berlin, das aus der Sängerin, Multiinstrumentalistin und Schauspielerin Anne von Keller und dem Sänger und Gitarristen Jakob Dobers besteht. Mit "Psychoactive Ghosts" bringen sie am 29. Juli 2022 ihr fünftes Album auf den Markt, das erste seit sechs Jahren nach "Twisted Animals" aus 2016. Das ist eine lange Unterbrechung für ein Musikprojekt. In solch einer Spanne haben sich andere Gruppierungen längst aufgelöst, umformiert oder die Richtung gewechselt. Sorry Gilberto ist hingegen in der Veröffentlichungs-Schaffenspause gereift, hat an stilistischem Umfang gewonnen und agiert jetzt noch raffinierter, seriöser und geschmackssicherer als schon zuvor. Woran auch der agile Gast-Schlagzeuger Robert Kretschmar einen nicht zu unterschätzenden Anteil hat. Credit: Teresa Marenzi "Hey Gilberto, I´m Not Sorry&quo

Tony Joe White - The Beginning

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Baumwolle und Sümpfe haben das Leben von Tony Joe White beeinflusst. Lightnin` Hopkins und "Ode To Billie Joe" inspirierten seinen Sound. Er war ein Innovator, ein begnadeter Song-Schmied und ein cooler Typ, der am 25. Oktober 2018 mit seinem Tod eine nicht zu füllende Lücke hinterlassen hat. Und nun wird sein Werk "The Beginning", was nicht aus frühen Jahren, sondern aus 2001 stammt, neu veröffentlicht. Die Rede ist von Tony Joe White , dem 1943 in Louisiana geborenen Musiker, der den Stil "Swamp Music" definierte und perfektionierte.  Aber der Reihe nach: Tony Joes Vater war ein armer Baumwollfarmer. Der Junge wuchs mit sechs Geschwistern in Goodwill, einem Kaff in Louisiana auf, das nur fünf Meilen von den Sümpfen entfernt lag. Die Arbeit auf den Baumwollfeldern, die Schwüle der Sümpfe und die Erzählungen der Einheimischen prägten sein Handeln und Denken. Im Elternhaus lief hauptsächlich Gospel-Musik und Hillbilly-Country im Radio. Ein älterer Bruder br

Lola Kirke - Lady For Sale

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Lola Kirke probiert den Spagat zwischen kommerziellem Erfolg und hintergründig-ironischem Protest.  Sex Sales! Ganz schön aufreizend, wie sich Lola Kirke in Zeiten von "MeToo" auf ihrem Cover von "Lady For Sale" und bei den PR-Fotos zeigt. Genau genommen ist dieses zur Schau stellen von Körperlichkeit aber sarkastisch gemeint, denn Lola möchte darauf hinweisen, dass Frauen ab einem bestimmten Alter keine Chance mehr haben, sich ihren Job aussuchen zu können und generell oft nur auf Äußerlichkeiten reduziert werden. Und Lola Kirke weiß, wovon sie spricht, denn sie stand bereits in der Hauptrolle der Serie "Mozart In The Jungle" vor der Kamera, hatte aber immer wieder Probleme, aufgrund nicht konformer Körpermaße eine gewünschte Rolle zu bekommen. Deshalb führt sie ihre Musik-Karriere jetzt selbstbewusst und herausfordernd mit ihrem zweiten Album und der ironischen Aussage "Lady For Sale" auf dem Third Man Records-Label von Jack White (ex-White St

Simon Goff & Katie Melua - Aerial Objects

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Aus der Vogelperspektive betrachtet ergibt sich häufig ein erhellender  Blick auf die Welt .  Große Künstler und Künstlerinnen erkennt man unter anderem daran, dass sie an sich arbeiten und ein Erfolgskonzept nicht ausschlachten. Diese Kriterien können durchaus an Katie Melua angelegt werden, die 2003 ihre Veröffentlichungs-Karriere als 19jährige, unschuldig-zugängliche Pop-Fee begann und sich nach und nach zu einer ernstzunehmenden Singer-Songwriterin zwischen Pop, Folk und Jazz entwickelte. (Credit: Sebastian Kite) Im Jahr 2010 übernahm der Electronic-Produzent William Orbit einen Teil der Arbeit von Mike Batt, der früher für die gefälligen Arrangements der 1984 in Georgien geborenen Musikerin sorgte. Für "In Winter" ließ sich Melua dann vom 25köpfigen Gori Women`s Choir und dem Arrangeur Bob Chilcott unterstützen. Auf "Album No. 8" aus 2020 zeigt sich die feinsinnige Sängerin mit der betörenden Stimme dann als vielseitige, bedächtige Komponistin und Interpretin v

Todd Sharpville - Medication Time

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Der Blues kann sehr unterschiedlich interpretiert, aber dennoch glaubwürdig vermittelt werden, wie Todd Sharpville beweist. Immer wieder taucht die Frage auf, ob ein weißer Musiker wirklich authentisch den Blues spüren und singen kann oder ob das der afro-amerikanischen Bevölkerung vorbehalten sein sollte, weil es Teil ihrer (Leidens)-Kultur ist. Rein aus künstlerischen Gesichtspunkten kann eindeutig festgestellt werden, dass es etliche "Weißbrote" gibt, bei denen aus jeder Pore und jeder Schwingung der pure Blues glaubwürdig und mitreißend strömt. Wie zum Beispiel bei den Urgesteinen Long John Baldry, Eric Burdon oder Mitch Ryder, in deren Schatten auch Todd Sharpville als eigenständiger, flexibler Musiker agiert. Sharpville verfügt über eine raspelnd-röhrende Stimme, die auch verführen, umgarnen oder einfach nur für gesteigerte Aufmerksamkeit sorgen kann. Interessant ist seine Musik auch deshalb, weil er nicht einfach den originalen 12-Takt-Sound nachspielt, sondern diesen