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Es werden Posts vom September, 2022 angezeigt.

Nils Frahm - Music For Animals

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"Music For Animals" verbreitet minimalistisch aufbereitete, lange nachwirkende Moll-Töne, die suggestive Qualitäten aufweisen. Nils Frahm hat die Pandemie-Zeit kreativ genutzt: Von 2020 bis 2022 nahm er das etwas über 3 Stunden lange Werk "Music For Animals" auf, seine ersten Studioaufnahmen seit "All Melody" (2018) und der Ergänzung " All Encores " (2019). Auf drei CDs bzw. 4 LPs verteilt der angesagte Electronic-Music-Spezialist aus Berlin 10 neue Tracks, bei denen er vollständig auf den Einsatz seines geliebten Pianos verzichtet. Für Nils Frahm haben die Stücke von "Music For Animals" eine ähnliche Bedeutung wie Klanginstallationen: "Meine ständige Inspiration war, sich etwas ähnlich Hypnotisierendes wie einen riesigen Wasserfall oder die Blätter eines Baumes im Sturm anzuschauen. Es ist gut, dass wir Symphonien und andere Musik hören können, die eine gewisse Entwicklung haben. Aber der Wasserfall und die Blätter brauchen keinen

Whitney - Spark

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Das Funkeln im Dunkeln: "Spark"  steht für Hoffnung, stellt sich der Angst und beschwört die Kraft der Liebe . Whitney ist natürlich keine Whitney-Houston-Cover-Band. Die Musiker stammen aus Chicago, sind Feingeister und verschieben die Grenzen zwischen feminin und maskulin, Pop und Soul sowie akustischer und elektronischer Instrumentierung. 2019 erlebte ich die Gruppe auf dem "A Summer`s Tale"-Festival in Luhmühlen bei Lüneburg und sie war für mich das musikalische Highlight dieser großartigen, vielfältigen Kultur-Veranstaltung. Den Whitney-Sound hatte ich damals als Mixtur zwischen The Band und Al Green abgespeichert, nachzuhören auf dem Erstling "Light Upon The Lake" aus 2016. Eigentlich ist Whitney aber gar keine feste Band, sondern das Projekt von Julien Ehrlich (Gesang, Schlagzeug) und Max Kakaček (Gitarre), das durchaus bis auf sieben Musiker anwachsen kann. Auch in dieser großen Besetzung agiert das Ensemble überwiegend sanft, gefühlvoll und bitter

Horace Andy - Midnight Scorchers

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"Midnight Scorchers" ist die Fortsetzung von "Midnight Rocker", womit Horace Andy (mindestens) seinen zweiten Frühling erlebte.  Die Entwicklung des Reggae wurde nicht nur durch prägende Musiker, sondern auch durch innovative Produzenten geprägt. Dazu gehören Lee "Scratch" Perry und Adrian Sherwood. Sound-Effekte wie Dub und Echo wurden von ihnen genauso integriert wie Crossover-Elemente aus Punk, Pop, Blues, Folk und elektronischer Musik. Der Sound-Derwisch Adrian Sherwood arbeitete mit Horace Andy erstmalig für "Midnight Rocker" zusammen. "Midnight Scorchers" ist nun die Fortsetzung, wie auch eine partielle Neubearbeitung des "Midnight Rocker"-Albums vom April 2022. Bei der Zusammenarbeit legt sich Sherwood produktionstechnisch mächtig ins Zeug, um die Individualität des Reggae-Veteranen,  der seit über 50 Jahren im Geschäft ist,  herauszustellen und ihn trotzdem in einem innovativen Licht dastehen zu lassen. Dabei übertreib

Sarah Davachi - Two Sisters

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Zurückhaltung und Gleichgewicht: Sarah Davachi praktiziert die Kunst der ästhetischen Reduzierung. Es ist Herbst. Die Tage werden kürzer, die Dunkelheit triumphiert über das Licht und die Gedanken werden schwerer. Zeit, um schattig-düstere Musik zu genießen. Die 1987 in Kanada geborene Sarah Davachi ist eine Sound-Forscherin, die derzeit in Los Angeles lebt. Sie erzeugt Tongebilde, welche den Rahmen des Hit-Radio-Formats schon aufgrund ihrer Länge und ihrer speziellen strukturellen Beschaffenheit sprengen. Ihr zehntes Werk "Two Sisters" passt wegen seiner gedämpften Grundstimmung gut zur trüben Jahreszeit, auf Partys wird man diese Kompositionen dagegen eher weniger antreffen... Bei "Hall Of Mirrors" geben warme Brummtöne die schattig-jenseitige Stimmung vor. Dazu erklingen in unregelmäßigen Abständen unterschiedlich voluminöse Glocken, die zum Tasteninstrument Glockenspiel gehören. Das hier verwendete Instrument ist das drittgrößte seiner Art, wobei die schwerste G

Stereolab - Pulse Of The Early Brain (Switched On Volume 5)

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Achtung: Turbulenzen! Stereolab sorgen mit ihrer Klangvielfalt für eine Verwirrung der Sinne.   Die Aufarbeitung des Stereolab-Kataloges geht weiter. Beleuchtete " Electrically Possessed (Switched On Volume 4) " die Jahre 1997 bis 2008, so gibt es jetzt 21 seltene und seltsame Aufnahmen zu entdecken, die zwischen den Jahren 1992 bis 2008 entstanden. Eine Fundgrube für Neugierige und Hardcore-Fans, die jede gespielte Note hören wollen. Das Projekt Stereolab um Laetitia Sadler (Gesang, Keyboards, Gitarre) und Tim Gane (Keyboards, Gitarre) aus London besteht seit 1990 und mischt den zeitgenössischen Pop mit ihren Beigaben aus Easy Listening und anspruchsvollen Sound-Erfahrungen  seitdem  tüchtig auf. Kontraste gehören zu ihrer Klang-Philosophie, von zuckersüß bis brutal hart finden sich diverse intensive Herausforderungen auf ihren Platten, was das lockere Durchhören erschwert, den Spannungsgehalt aber immens erhöht. Credit: David Cowlard Die in Zusammenarbeit mit dem britischen

Kenneth Minor - Retirement

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Kenneth Minor sind  zu gut für die Charts und  viel zu agil für den Ruhestand. Wer ist nur dieser Kenneth Minor? Zumindest taucht er nicht als Musiker auf "Retirement" auf, denn hier spielen Bird Christiani (Gesang, E-Gitarre, akustische Gitarre, Lapsteel), Andreas Lüttke (Bass) und Florian Helleken (Schlagzeug, Percussion, Keyboards). Credit: Joyce Abrahams   Eventuell hat Bandgründer Bird Christiani sein Song-Vehikel nach einem Beteiligten in einem kuriosen Kriminalfall benannt: Kenneth Minor wurde 2011 in New York angeklagt, Jeffrey Locker durch Messerstiche ermordet zu haben. Minor behauptete aber, Locker hätte ihn angestellt, um seinen Selbstmord zu inszenieren, damit die Lebensversicherung über 4 Millionen Dollar an seine Familie ausgezahlt wird. Die Geschworenen konnten von dieser Variante überzeugt werden, trotzdem wurde der assistierte Suizid zunächst als Mord eingestuft und später in Totschlag zweiten Grades umgewandelt. Die Familie von Jeffrey Locker profitierte al