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Es werden Posts vom Juni, 2022 angezeigt.

Jochen Distelmeyer - Gefühlte Wahrheiten

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"Gefühlte Wahrheiten" sind sympathischer als dogmatisch verkündete Weltanschauungen: Jochen Distelmeyer gibt der Liebe eine Chance. Es war der 31. Mai 2018, ein warmer Frühlingstag, da traten Blumfeld im Bremer TOWER-Club auf. Es sollte ein denkwürdiger Konzert-Abend werden. Ich erwartete eine eher akustisch geprägte Singer-Songwriter-Show, bekam aber ein saftig fetzendes, mega-intensives, von wilden elektrischen Gitarren getriebenes Rock-Konzert vom Feinsten geboten. Blumfeld spielten 12 Stücke und kamen danach noch vier Mal für Zugaben zurück, so dass insgesamt 19 Tracks mit einem enormen Spannungsbogen geboten wurden. Bis heute hoffe ich auf einen Tonträger von diesem Ereignis oder zumindest von dieser Tournee. "Gefühlte Wahrheiten" ist da aus ganz anderem Holz geschnitzt. Das dritte Solo-Album vom Blumfeld-Chef Jochen Distelmeyer setzt da an, wo die Gruppe 2006 mit " Verbotene Früchte " aufgehört hatte und Distelmeyer mit "Heavy" im Jahr 2009

Damien Jurado - Reggae Film Star

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Damien Jurado praktiziert mit „Reggae Film Star“ die Kunst der vorgetäuschten Untertreibung.   Der am 12. November 1972 in Seattle geborene Damien Jurado ist in den 25 Jahren seiner Veröffentlichungs-Karriere schon längst vom Insider-Geheimtipp zum anerkannten Singer-Songwriter herangewachsen. Seine erste offizielle Platte "Waters Avenue S." brachte er 1997 beim Sub Pop-Label heraus, das durch Grunge-Bands wie Mudhoney, Screaming Trees, Soundgarden oder Nirvana bekannt wurde. Die Plattenfirma setzte später auf Diversifikation und nahm unter anderem Dark-Folk-Acts wie Scud Mountain Boys, The Pernice Brothers und Mark Lanegan unter Vertrag. In diesem Umfeld konnte sich die Jurado-Musik schnell vom rumpelnden Folk-Rock zu einem Sound mit immer mehr sensibel-intimen Anteilen entwickeln. Wobei er für "I Break Chairs" (2002) nochmal zu einem aggressiveren Klang zurückkehrte. Auch wenn der Vergleich mit Nick Drake bei introvertierten Musikern inflationär benutzt wird, s

Somi - Zenzile: The Reimagination Of Miriam Makeba

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Im Andenken an „Mama Africa“ erschafft Somi ein ganz besonderes Cover-Versionen-Album. Manche Künstlerinnen und Künstler sind größer als ihr kreatives Werk, weil sie daneben auch gesellschaftlich Außerordentliches geleistet haben. So wie Harry Belafonte, der sich schon immer für benachteiligte Menschen einsetzte oder wie Miriam Makeba, die 1959 aufgrund ihrer Kritik gegen das Apartheid-Regimes nach einem USA-Aufenthalt nicht mehr in ihr Heimatland Südafrika einreisen durfte und 1963 ausgebürgert wurde.  Erst 1990, als Nelson Mandela Staatschef war, durfte sie zurückkehren. Am 4. März 2022 wäre Miriam Makeba, deren amtlicher Vorname Zenzile ist, 90 Jahre alt geworden, sie starb aber leider am 9. November 2008 bei einem Konzert in Italien an einem Herzinfarkt, den sie unmittelbar nachdem sie ihren bekanntesten Titel "Pata Pata" gesungen hatte, erlitt. Es war Somi Kakoma, die damals zum Andenken in New York ein Konzert mit Wegbegleitern und Bewunderern wie Harry Belafonte, Paul

Nick Mulvey - New Mythology

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Auf der Sinnsuche: Nick Mulvey definiert  aus seiner persönlichen, geläuterten Sicht  für "New Mythology" den Umgang der Menschen untereinander und mit der Natur.  Der Londoner Singer-Songwriter Nick Mulvey ist von der Ausbildung her ein studierter Klangkonstrukteur, der erste Erfolge beim von ihm mitgegründeten Portico Quartett erzielte. Das ist ein Avantgarde-Ensemble, dem Mulvey  von 2005 bis 2011 angehörte, wo er eine Art Steeldrum, das sogenannte Hang, spielte. Durch seine musikalischen Erfahrungen in Havana (Kuba) und sein Musik-Studium in Großbritannien bekam er Zugang zu unterschiedlichen ethnologischen Klängen, die er gerne in seinen Kompositionen unterbringt und so Rhythmus und Melodie in einen verwirbelten, eingängig-anspruchsvollen Einklang bringt. "New Mythology" erscheint nach fünf Jahren Veröffentlichungspause und man spürt, dass sich Vieles im Leben von Nick Mulvey ereignet und aufgestaut hat, das jetzt raus muss: "A Prayer Of My Own" zeigt

Angel Olsen - Big Time

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"Big Time" sorgt für große Gefühle, wie sie bei hingebungsvoller Liebe oder schmerzhafter Trennung entstehen. Angel Olsen, die  als Angelina Maria Carroll 1987 in St. Louis geboren wurde,  hat sich mit ihren fünf Alben "Half Way Home" (2012), "Burn Your Fire For No Witness" (2014), " My Woman " (2016), "All Mirrors" (2019) und "Whole New Mess" (2020) als sensibel-eindringliche Musikerin etabliert. Das am 3. Juni 2022 erscheinende Werk "Big Time" ist mit einer besonderen emotionalen Ausnahmesituation verbunden: Innerhalb kurzer Zeit verstarben die Eltern von Angel Olsen und in die gleiche Zeit fiel der Beginn einer neuen Liebe, in dessen Zusammenhang sie sich als queere Person outete.  Credit: Angela Ricciardi Entsprechend eindringlich und intensiv sind die zehn neuen Songs ausgefallen: "All The Good Times" beschreibt das Ende einer Liebe, wobei rückblickend einschneidende Erkenntnisse und Gedanken aufgeworf