Posts

Es werden Posts vom September, 2019 angezeigt.

The Beatles - Abbey Road (50th Anniversary) (2019)

Bild
Ist „Abbey Road“ nun die beste Platte der Beatles? Diese Diskussion wird auch mit der Aufbereitung zum 50-jährigen Jubiläum nicht abreißen. Spätestens bei den Aufnahmen zum „ White Album “ (1968) fing es bei den Fab Four an, zwischenmenschlich zu kriseln. Das lässt sich alleine daran ermessen, dass die Musiker nur bei etwa der Hälfte der dreißig veröffentlichten Songs zusammen im Studio waren. Die Sessions zum nachfolgenden Album gerieten allerdings zum Desaster.  McCartney  wollte, dass die Beatles bei der Entstehung der Lieder gefilmt werden und so landeten die Musiker schließlich zur Einspielung in den Twickenham Film Studios. Unter dem Arbeitstitel „Get Back“ wurde dort versucht, eine kreative Live-Atmosphäre zu erzeugen. Aber die Spannungen untereinander waren zu groß und Lennons Paranoia aufgrund seiner Heroin-Sucht sowie die ständige Anwesenheit von Yoko Ono trugen nicht dazu bei, die Stimmung zu glätten. Im Gegenteil:  George Harrison  verließ kurzzeitig die Gruppe und kehrt

Teresa Bergman - Apart (2019)

Bild
Teresa Bergman lässt sich nicht in eine Schublade stecken und kennt sich mit Jazz, Pop, Rock und Soul aus, so dass „Apart“ sehr vielseitig geworden ist. Teresa Bergman hat das Musiker-Dasein von der Pike auf gelernt: Sie ist in Wellington, Neuseeland, aufgewachsen, kam aber 2009 nach Europa, um in Breslau und Leipzig Sozialwissenschaften zu studieren. Die Liebe führte sie dann nach Berlin, wo sie als Straßenmusikerin den harten Alltag als Profi kennen lernte. Öffentliches Auftreten war ihr allerdings nicht ganz fremd, denn als ehrgeizige Neunjährige besserte sie das Taschengeld schon damit auf, vor Einkaufszentren zu singen. Nach einer EP aus 2011 und dem Album „Bird Of A Feather“ von 2014 ist „Apart“ jetzt die dritte Veröffentlichung der durch etliche Live-Auftritte gereiften 32jährigen Musikerin. Sanftmut, Aggressivität und raffinierte Verführungskunst prallen beim differenziert aufgebauten Opener „Apart“ aufeinander, befruchten sich, stoßen sich ab und finden wieder zueinander.

Moving Oos - Romancer (2019)

Bild
Zurück in die 1970er Jahre: Moving Oos aus Norwegen bereiten für "Romancer" klassischen Rock mit viel Groove, Elan und Biss auf. Die Moving Oos aus Norwegen wurden vom Spidergawd-Gitarristen Per Borten, dem Sänger Frank Reppen (Blood On Wheels) und Håkon Marius Pettersen (Turbonegro) an den Keyboards gegründet. Die Musiker kehren zum Rock der 1970er Jahre zurück und haben bisher schon drei Alben zwischen 2007 und 2010 veröffentlicht. Auf „Romancer“ verstärken sie sich durch Erik Øien am Bass, dem Schlagzeuger Stian Lundberg und den Sängerinnen Ranveig und Mildrid Seljemark sowie Nadia Warholm. Der Bandname wurde von einem Zitat von  Neil Young  abgeleitet, der Backing-Vocals als „Moving Oos“ bezeichnet hat. Musikalisch spielt der Kanadier aber als Einfluss kaum eine Rolle. Es sind die Sounds der englischen und amerikanischen Bands, die als Pioniere und Abenteurer Rhythm & Blues, Funk und Soul mit Hard-, Heavy-, Southern- und Progressive-Rock vereinigt haben, aus denen

Robbie Robertson - Sinematic (2019)

Bild
Altersweise und kreativ: Robbie Robertson präsentiert mit "Sinematic" reife Kompositionen, die ihn eigenständig und nicht als The Band-Nachlassverwalter zeigen. Robbie Robertson musste seine Karriere am 25. November 1976 neu ausrichten. An diesem Thanksgiving-Tag fand nämlich das Abschiedskonzert von The Band in der Winterland Arena in San Francisco unter Mitwirkung von jeder Menge Prominenz wie  Bob Dylan ,  Neil Young ,  Van Morrison  und  Joni Mitchell  statt. Unter dem Namen „The Last Waltz“ wurde das Ereignis dann 1978 als Film und Tonkonserve veröffentlicht. Dieses Konzert besiegelte die öffentliche Zusammenarbeit zwischen Robertson (Gesang, Gitarre, Piano), Rick Danko (Gesang, Bass, Geige), Richard Manuel (Gesang, Schlagzeug, Keyboards) und Multiinstrumentalist Garth Hudson. Das Quartett stand bereits von 1958 bis 1964 als The Hawks in Diensten des kanadischen Rock & Rollers Ronnie Hawkins. Danach wurde  Bob Dylan  auf die Musiker aufmerksam und engagierte sie a

Sugarfoot - In The Clearing (2019)

Bild
Leicht veränderte Perspektiven führen bei den Americana-Jüngern von Sugarfoot aus Norwegen bei "In The Clearing" wieder zu einem außerordentlichen Ergebnis. Sugarfoot ist Norwegens bestgehütetes Americana-Geheimnis, denn leider ist das famose Projekt bisher nur wenigen eingeweihten Kennern ein Begriff. Dabei gibt es seit 2012 schon vier Longplayer von der Gruppe, die kaum Wünsche offen lassen. Den Kern des Ensembles bilden Øyvind Holm und Hogne Galåen, die je nach Bedarf weitere Künstler in ihren Cosmic American Music-Sound einbetten, den sie weiter und buchstabengenauer fassen, als es sich Gram Parsons, der Erfinder dieser Stilrichtung, wohl vorgestellt hatte. Er wollte lediglich Musik kreieren, die Country-Liebhaber und Hippies unter einen Hut bringt. Sugarfoot erweitern ihre ländlich geprägten Tongebilde bisweilen um berauschende, wahrlich himmelwärts strebende, psychedelische West-Coast-Rock-Bestandteile. „The Santa Ana“ von 2017 wurde noch im kalifornischen Wüstenstäd

Leroy Stagger - Strange Path (2019)

Bild
Der erfahrene, fleißige Americana/Roots-Rock-Künstler Leroy Stagger flirtet auf „Strange Path“ manchmal mit trivialen Pop-Zutaten. Der Singer/Songwriter Leroy Stagger aus Kanada ist wandlungsfähig. Sowohl privat wie auch musikalisch: Aus dem ehemaligen Punk-Rocker wurde ein sensibler Americana- und Roots-Rock-Allrounder und aus dem Trinker ein trockener, verantwortungsvoller Familienvater. Stagger fragt sich in diesem Zusammenhang, ob sich die Seele genauso wie die Körperzellen alle zehn Jahre vollständig erneuert, da er nicht mehr dieselbe Person wie früher zu sein scheint. Jedenfalls ist Leroy ein wacher Geist und kritischer Beobachter seiner eigenen Kunst, dem daran gelegen ist, grundsätzlich das Gute und Echte zu bewahren. Seit 2005 war der hemdsärmelige Kumpel-Typ an über einem Dutzend Veröffentlichungen beteiligt, entweder unter eigenem Namen oder als   ESP , zusammen mit seinen Kollegen Tim Easton (ex-Haynes Boys) und Evan Phillips (The Whipsaws). Sein neuestes Album „Strang

Miles Davis - Rubberband (2019)

Bild
Hinter „Rubberband“ von Miles Davis verbirgt sich die Bergung von Archivaufnahmen unter zweifelhaften Bedingungen. Zweifelsohne ist der Trompeter Miles Davis ein Gigant des Jazz. Sein „Kind Of Blue“ von 1959 wird in den meisten Bestenlisten als einflussreichstes Jazz-Album aller Zeiten angesehen und er hat seit den 1940er bis zu den 1990er Jahren die meisten Strömungen im Jazz mitbestimmt oder sogar kreiert. Allerdings ist sein Output aus den 1980er Jahren nicht unumstritten. Damals wendete er sich Pop-, Funk- und Smooth-Jazz-Tendenzen zu, die ihn nicht unbedingt als Innovator auszeichneten: Auf „Under Arrest“ von 1985 gibt es zum Beispiel eine Fassung von „Time After Time“ von Cindy Lauper. „Tutu“ aus 1986 enthält zudem eine wenig berauschende Version von „Perfect Way“ von Scritti Politti um Green Gartside, den Miles auch auf dessen Platte „Provision“ von 1988 auf zwei Stücken begleitete. In diese Periode fällt auch die Produktion von „Rubberband“. 1985 hatte Miles sein langjährige

Niels Frevert - Putzlicht (2019)

Bild
Kann Niels Frevert nach fünf Jahren Veröffentlichungspause mit "Putzlicht" an sein Meisterwerk „Paradies der gefälschten Dinge“ anknüpfen? „ Paradies der gefälschten Dinge “ von 2014 hat nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Vielleicht, weil dieser von Niels Frevert verfasste, tendenziell Folk-Jazz-beeinflusste Sound nahezu konkurrenzlos unter deutschsprachigen Troubadouren ist. Vielleicht, weil Frevert eine poetische Sprache gefunden hat, die keine leeren Worthülsen transportiert. Vielleicht aber auch einfach deshalb, weil das Werk starke Songs mit elastischen Widerhaken enthält, die federnd, dezent und gleichzeitig anspruchsvoll vertont wurden. Das Album hat sich jedenfalls zum Dauerbrenner entwickelt, so dass die letzten fünf Jahre mit einem anhaltenden Unterhaltungswert gefüllt werden konnten. Nun erscheint der Nachfolger „Putzlicht“ als sechster Solo-Ausflug seit der Auflösung der Band Nationalgalerie im Jahr 1997 und die Erwartungen sind entsprechend hoch. Der Titel steh