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Es werden Posts vom Oktober, 2019 angezeigt.

Fink - Bloom Innocent (2019)

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Reduziert auf das Wesentliche: Fink erschafft mit „Bloom Innocent“ unaufdringliche Töne von inniger Anmut, bezaubernder Schönheit und attraktiver Beweglichkeit. Ist es Zufall, Kalkül oder magische Fügung, dass sich auf dem Cover der neuen Fink-Platte ein einzelner Baum befindet, der ähnlich einnehmend wie der auf „Spirit Of Eden“ (1988) von Talk Talk erscheint? Das ist deshalb so bemerkenswert, weil beide Werke vergleichbare musikalische Inhalte aufweisen: Meditative Einkehr, eine weniger-ist-mehr-Philosophie, eine unorthodoxe Vorgehensweise, brennende Intensität, Liebe zum Detail, stilistische Unabhängigkeit und kompromisslose Sinnsuche. Finian Paul Greenall, der Mann, der das Projekt Fink organisiert, hat sich seit 2000 vom Folktronic-Artist und Blues-Liebhaber zum kunstvollen, ehrgeizigen Singer-Songwriter entwickelt und „Bloom Innocent“ ist die derzeitige Krönung dieser Metamorphose, die ihn als voll ausgereiften, eigenständigen Künstler ausweist. Der Track „Bloom Innocent“ is

Nils Frahm - All Encores (2019)

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Zugaben: Nils Frahm ergänzt bei "All Encores" seine Veröffentlichungen mit einer Zusammenstellung aus besinnlichen und hypnotischen Klängen. Nils Frahm baut Ruhe und Stille in seine Kompositionen ein. Das Experimentelle wirkt deshalb nicht anstrengend, sondern wird Teil eines organischen Vorgangs, der keine Möglichkeiten von vornherein ausschließt. Stilzuordnungen wie Klassik, Jazz, Ambient, Avantgarde oder Pop verlieren ihre Bedeutung. Die Töne purzeln, rauschen, klopfen, wispern und zirpen in unterschiedlichen Intensitäten und Tempi, als verfolgten sie das Ziel, beim Hörer Staunen, Neugierde oder Achtsamkeit hervorzurufen. Die Anordnung der Kompositionen erscheint nicht zufällig, sondern scheint mit mathematischer Logik festgelegt worden zu sein. So eröffnet sich ein Klangkosmos, der viele Freunde von anspruchsvoller Unterhaltung vereinen kann. Darauf beruht wahrscheinlich auch der große Erfolg von „All Melodies“ aus 2018. Hinter „All Encores“ steht allerdings ein etwa

Sean O`Hagan - Radum Calls, Radum Calls (2019)

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Unverdrossene Verehrung: Sean O`Hagan plündert mit "Radum Calls, Radum Calls" weiterhin die Gedankenwelt von großen Pop-Innovatoren. Sean O`Hagan ist ein irischer Sound-Ingenieur, Feingeist und Pop-Experimentator, der in den 1980er Jahren mit der Formation Microdisney charmant-herausfordernden Pop in der Qualität von  Prefab Sprout  entwickelte. Unter eigenem Namen zelebrierte er in der Tradition von  Fleetwood Mac ,  Eagles  und Steely Dan die Schönheit und Anmut von sehnsuchtsvollen Melodien. Als The High Llamas wandelte der detailverliebte Musiker danach auf den psychedelisch-barocken Spuren der „Pet Sounds“- und „ Smile “-Erfinder  Brian Wilson  und Van Dyke Parks, brachte seine Liebe zu Bossa Nova und Ennio Morricone ein und probierte sich nebenher als fortschrittlicher Aktivist der elektronischen Musik aus. „Radum Calls, Radum Calls“ ist nun nach „High Llamas“ (1990) und der Zusammenarbeit mit Tim Gane ( Stereolab ) für den Soundtrack von „La Vie d`Artiste“ (2007)

Hodja - We Are The Here And Now (2019)

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Hodja gehen mit "We Are The Here And Now" dahin, wo es weh tut und leben ihren brodelnden, animalischen, schweißtreibenden Underground-Rock aus. Das Trio Hodja mit Wurzeln in Dänemark und den USA agiert fiebrig, ungeschliffen, traditions- und selbstbewusst sowie rumpelig-abgehangen und holt sich seine Inspirationen beim frühen Rhythm & Blues und bei diversen Underground-Rockern aus allen Dekaden seit den 1960ern. Nach „ Hodja The Band “ (2015), „ Halos “ (2016) und „ The Flood “ (2018) geht der Wahnsinn jetzt mit " We Are The Here And Now"  ungebremst weiter. Du meine Güte! Wie viel Wut muss sich aufgestaut haben, um solch brachiale Töne absondern zu können? „God Of War“ verbreitet Chaos und Anarchie und feiert zwischendurch ausgelassen mit HipHop-Einschüben. Diese Gegensätze stoßen sich hemmungslos ab und bilden ein zum zerreißen intensives Stück. Rolle rückwärts: Der Track „We Are The Here And Now“ wirkt schläfrig oder desillusioniert. Musikalisch wird vo

Mark Lanegan - Somebody’s Knocking (2019)

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„Somebody’s Knocking“ ist Mark Lanegans Verbeugung vor den Helden seiner Jugend. Mit der Band-Ausprägung verfolgt Mark Lanegan eine andere Zielrichtung wie als Solo-Künstler oder bei seinen vielfältigen anderen Projekten. Nach „ Gargoyle “ (2017), das sein Verhältnis zum dramatischen New Wave nochmal eindrucksvoll dokumentierte, berichtete er jetzt davon, schon lange ein Fan von  New Order  und  Depeche Mode  zu sein. Die Mark Lanegan Band frönt auf „Somebody's Knocking“ nun deutlich dem rhythmisch sprudelnden Dark & Gothik-Wave der 1980er Jahre, wobei die Einflüsse dieses Mal im Einzelfall sogar offensichtlich und eindeutig zuzuordnen sind. Lanegan agiert bei „Disbelief Suspension“ und „Radio Silence“ relativ aufmüpfig und aggressiv, indem er seine natürliche Aggressivität merklich, aber dennoch im Einklang mit der kontrolliert-wütenden Instrumentierung von der Leine lässt. Mark sieht sich da nachvollziehbar in der Tradition von   Iggy Pop . Die omnipräsente Rhythmus-Masc

The Clash - London Calling (1979 / 2019)

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Verrat am Punk oder natürliche Weiterentwicklung? „London Calling“ von The Clash machte Punk 1979 durch Stil-Fusionen salonfähig und bekam jetzt nochmal eine klangliche Auffrischung verpasst. Die Punk-Bewegung hat in England bis zum Ende der 1970er Jahre mindestens zwei Gruppierungen hervorgebracht, die außer ihrem Bürgerschreck-Verhalten auch Musik entworfen haben, deren Wirkung den provokanten und aufrührerischen Zeitgeist überdauert hat. So erlangte „ Here`s The Sex Pistols“ der Sex Pistols von 1977 bereits Rock-Klassiker-Status. Und The Clash bewiesen mit einem wesentlich umfangreicheren Output, dass sich Punks von Dilettanten zu ernsthaften, qualifizierten Musikern entwickeln konnten. Die Band lernte von 1976 bis 1979 handwerklich, ideologisch und geschmacklich so viel dazu, dass das Punk-Image für ihr drittes Album „London Calling“ (das eigentlich „The Last Testament“ heißen sollte) viel zu eng geworden war. Im Grunde genommen ist diese gelebte musikalische Öffnung sogar noc

Penguin Cafe - Handfuls Of Night (2019)

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Wenn Kunst mit Pop verwirbelt wird, entsteht der Sound des Penguin Cafe auf "Handfuls Of Night". Simon Jeffes hatte 1972 nach einer Fischvergiftung eine Halluzination, die zu einer musikalischen Vision führte. Der 1949 in England geborene Komponist und klassischer Gitarrist erkannte dadurch die Wichtigkeit von Zufall und Spontanität für seine Arbeit. Er strebte deshalb an, in Zukunft ohne innere Unruhe leben zu wollen, was sich positiv auf seine Kreativität und Kompositionstechnik auswirken sollte. Die herrschenden Strukturen in der klassischen Musik und die Trend-Vorgaben des Pop und Rock wollte er ignorieren, um so ohne Zwänge seinen Vorstellungen von erfüllenden Klängen näher kommen zu können. Das Ergebnis dieser Überlegungen mündete in der Gründung des Penguin Cafe Orchestra. Einem Instrumental-Ensemble, das sich im Grunde genommen nach einem neuen Mix von Ambient, Minimal-Art, Jazz, Weltmusik, Pop und moderner Klassik anhört. 24 Jahre lang führte Simon Jeffes diese Gr