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Es werden Posts vom September, 2017 angezeigt.

Kitty, Daisy & Lewis - Superscope (2017)

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KITTY, DAISY & LEWIS Durham haben ihr viertes Album SUPERSCOPE rausgebracht. Das Album enthält nur Eigenkompositionen und wurde von den Musikern selbst produziert und arrangiert. Die Songs sind straff, frisch und knackig und der transparente, voluminöse Analog-Sound sorgt zusätzlich für ein ungetrübtes Hörvergnügen.  Zurück zu den Wurzeln: Kitty, Daisy & Lewis liefern ein kompaktes Retro-Sound-Erlebnis ab, welches die Geschwister kompositorisch enorm gereift zeigt. Kitty, Daisy und Lewis Durham aus London gehören einer hochmusikalischen Familie an: Ihr Vater ist der Produzent und Gitarrist Graeme Durham und Mutter Ingrid war in den 80er-Jahren Schlagzeugerin der schrägen New Wave-Girl-Group The Raincoats. Und da der Apfel nicht weit vom Stamm fällt, galten die drei Geschwister schon nach Veröffentlichung ihrer ersten Single im Jahre 2005 als Teenager-Rock & Roll-Sensation im Retro-Party-Sound. Diese hohen Erwartungen lösten sie auch 2008 mit ihrem ersten Album ein und

Sugaray Rayford - The World That We Live In (2017)

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Sugaray Rayford ist eine Entdeckung, seine Songauswahl bedarf aber noch einer Feinjustierung. Zum Glück ist seit einiger Zeit Saison für mächtige, wirkungsvolle, altgediente Stimmen im Soul-Umfeld. Dieser Trend hat uns immerhin solche immensen Talente wie Sharon Jones, Lee Fields und Charles Bradley nahe gebracht. Diese Künstler wurden lange übersehen, haben sich aber trotz erheblicher Rückschläge nicht entmutigen lassen ihren Weg zu gehen und wurden erst, nachdem sie die Mitte ihres Lebens schon erreicht hatten, einem größeren Publikum bekannt. Gut, dass das noch geklappt hat, uns wären sonst etliche Perlen entgangen! Mit Caron „Sugaray“ Rayford ist jetzt ein ähnlicher übersehener Kandidat am Start. Zwar ist Rayford erst Jahrgang 1969, aber er konnte sein erstes selbstproduziertes Album auch erst auf den Markt bringen, als er bereits 41 Jahre alt war. Der schwergewichtige, 195 Zentimeter große Texaner hat sich nach einem Abstecher Im Funk-Bereich zunächst dem elektrischen Blues gewi

Daniel Romano – Modern Pressure (2017)

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Teil 2 der Metamorphose vom Country-Troubadour zum universellen Pop-Musiker ist vollzogen. Der Kanadier Daniel Romano ist ein Schlitzohr, er schlägt Haken, täuscht Musikstile an, wechselt die Richtung, fügt Zitate ein, wechselt das Tempo, spielt mit Erwartungen und experimentiert mit vielversprechenden Kombinationen. In Einleitungen und Ausleitungen von Songs werden Hippie-Zitate wie Sitar-Klänge oder rückwärts laufende Bandschleifen benutzt, so dass eine rauschhafte, stimulierende Wirkung erzielt wird. Bei allen diesen Winkelzügen bleiben die Songs verführerisch, hochmelodisch, anregend und delikat. Bei allen Vergleichen und Assoziationsketten entsteht nie der Eindruck von aufgewärmter Kost. Stets vermittelt der Sound eine abenteuerliche, verwegene sowie spannende Komponente. Der Klang zapft die Vergangenheit an, die Emotionen schlagen in der Gegenwart Wurzeln und die stilistischen Verstrickungen sind zukunftsweisend. Als singender Bruder im Geiste von Jake Bugg verblüfft Daniel

Lee Bains III & The Glory Fires - Youth Detention (Nail My Feet Down ToThe Southside Of Town) (2017)

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Lee Bains III & The Glory Fires machen alles richtig und lassen den Rock & Roll hoch leben. Im September 2017 veranstalteten THE ROLLING STONES eine ihrer aufwändigen Europa-Tourneen, die sie auch in den Stadtpark nach Hamburg führte, wo sie vor 82.000 begeisterten Fans auftraten. Die dienstälteste Rock & Roll-Kapelle der Welt ist längst zu einem kalkulierten Massen-Medienereignis geworden. Bei allem Respekt vor den Herren kann aber festgehalten werden, dass ihnen der aufrührerische Geist der Anfangsjahre verloren gegangen ist und die Lust an musikalischer Weiterentwicklung auch keine gewichtige Rolle mehr bei ihren Aktionen spielt. Was wäre wohl passiert, wenn sie sich als Support-Act Lee Bains III & The Glory Fires für ihre Konzerte eingeladen hätten? Das Quartett aus Birmingham, Alabama, verkörpert nämlich genau die Tugenden, die den Reiz der aufmüpfigen, überschwänglich provokativen Songs der frühen ROLLING STONES ausmachten. Bains und seine Kumpel leben den Geist

AMADOU & MARIAM - LA CONFUSION (2017)

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Trotz Krieg und Krisen: Malis musikalische Botschafter AMADOU & MARIAM vermitteln Hoffnung auf bessere Zeiten und legen mit  LA CONFUSION ein homogenes Afro-Pop-Fusions-Werk ab. Souveräne Mahner: Die Stil-Fusions-Spezialisten Amadou & Mariam aus Mali klagen an, ohne wütend zu werden. Das westafrikanische Mali ist im Norden von der Sahara bedeckt, deshalb leben die meisten der rund achtzehn Millionen Menschen im Süden des Landes. Der Staat wird immer wieder durch bewaffnete Aufstände erschüttert, hat sich aber trotz aller Konflikte eine lebendige Kultur bewahrt. Grade auf dem Gebiet der Musik sind in der Region erstaunliche Entwicklungen und Kooperationen zu beobachten. So wurde z.B. der Begriff „Desert Blues“ für Bands geprägt, die psychedelischen Rock und Blues mit der traditionellen Musik Afrikas verbinden. Zu den Vertretern dieses Stils zählen aus Mali z.B. Gruppen wie  Tamikrest  oder Tinariwen, die sich aus ehemaligen Tuareg-Kämpfern rekrutierten und ihren Sound weit ü

LIZZ WRIGHT - Grace (2017)

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"Grace" von LIZZ WRIGHT ist das schon 2015 angekündigte Cover-Versionen-Album und es ist wieder großartig geworden.  Ob Eigen- oder Fremdkomposition: Lizz Wright brilliert stets als ausdrucksstarke Interpretin. Jetzt ist es soweit: Eigentlich sollte schon „ Freedom & Surrender “ von 2015 ein Cover-Versionen-Album werden, aber Lizz Wright entschied, dass die Zeit dafür noch nicht reif war. Und so landeten schließlich nur noch drei Fremdkompositionen auf der Platte. Nun hat Lizz, wie sie sagt, die intensive Recherche beendet und kann ihre gute Hausarbeit abliefern. Zunächst fand die Musikerin mit „Grace“, das mit Gnade oder auch Anmut übersetzt werden kann, ein inhaltliches Konzept und dann mit  Joe Henry  einen Begleiter, mit dem sie aus 70 Songs zum Thema neun für „Grace“ auswählte. Das zehnte Lied „All The Way Here“ steuerte Lizz zusammen mit der Musikerin Maia Sharp bei. Es wurden Beispiele auserkoren, die die Musik des Südens der USA repräsentieren oder die für die

THE LORANES - 2nd (2017)

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THE LORANES sind Rock & Roller, wie sie im Buche stehen. Sie schreiben packende Songs, übertreiben es nicht mit der Härte, mögen kompakte Kompositionen und setzen diese konsequent-druckvoll in Szene. Die Platte zweite Platte des Trios aus Berlin kann uneingeschränkt empfohlen und heißt kurz und knapp "2nd". The Loranes spielen ihren Rock & Roll mit Köpfchen, Geschick und Leidenschaft. Das setzt Adrenalin und Glückshormone frei. Das hat nicht lange gedauert. Schon nach dem ersten Hören ist „2nd“ von The Loranes zu einem beflügelnden Begleiter geworden. Nur hart gesottene Ignoranten werden sich von dem handfesten, straffen und verführerisch frischen Sound des Quartetts nicht beeindrucken lassen. Oder anders ausgedrückt: Wer dieses Jahr nur eine Rock-Platte kaufen möchte, sollte diese auswählen, weil sie quasi ein Rundum-Glücklich-Paket geworden ist. Der Opener „Get Free“ pustet die Ohren frei und verbreitet durch saftigen Power-Pop-Druck grenzenlosen Optimismu

THE BLACK SEEDS - FABRIC (2017)

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THE BLACK SEEDS gehören zur Elite der Groove-Szene von Neuseeland. Das Reggae-infizierte Album FABRIC verlängert auch wieder den Sommer. Detailinformationen dazu gibt es hier: Reggae mit Funk- und Soul-Beigaben vom anderen Ende der Welt. The Black Seeds aus Neuseeland legen ihr sechstes reguläres Studioalbum vor. The Black Seeds gehören zur Groove-Szene von Neuseeland und transportieren in ihrer Musik neben Reggae auch Soul- und Funk-Bestandteile. Die Formation wurde Ende der 1990er Jahre in Wellington als Trio um Frontmann Barnaby Weir gegründet und ist heute meistens als achtköpfige Gruppe unterwegs. Gesanglich wird Mr. Weir dabei vom Percussion-Spieler Daniel Weetman unterstützt. Zu der Besetzung gehören neben der Rhythmus-Fraktion noch zwei Bläser und ein Keyboarder. Inzwischen liegen schon fünf Jahre zwischen der letzten Veröffentlichung „Dust And Dirt“ von 2012 und den neuen Aufnahmen. Die Musiker verbrachten die Zeit zwischen den Studio-Terminen hauptsächlich mit Tourneen

MOTORPSYCHO - THE TOWER (2017)

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MOTORPSYCHO aus Norwegen setzen Maßstäbe, wenn es um die Entwicklung des Progressive-Rock im weiteren Sinne geht. Auch THE TOWER macht da keine Ausnahme. Umfangreiche Einblicke in das Herz des Monsters gibt es hier: Die Rückkehr zur Ernsthaftigkeit. Motorpsycho begegnen dem verrückten Weltgeschehen mit wuchtigen und selbstbewussten Klängen. Norwegen hat nicht nur die ausgedehnteste Küstenlandschaft Europas und eine beeindruckende Mitternachtssonne vorzuweisen. Das Land punktet außerdem noch mit einem fortschrittlichen Schul- und Sozialsystem. Aber vor allen Dingen hat es Motorpsycho hervorgebracht. Bent Sæther (Bass und Gesang) und Hans Magnus Ryan (Gitarre und Gesang) sind seit der Gründung 1989 dabei und prägen das vielfältige Gesicht der Gruppe. Waren die Musiker anfangs im Umfeld von Heavy-, Hard-, Progressive- und Psychedelic-Rock unterwegs, so kamen gegen Mitte der 1990er Jahre auch Einflüsse aus Country, Folk, Pop und Jazz dazu, die dem Sound eine enorme Bandbreite verlie

RANDOM WILLSON & BROKOF - BROTHER EQUAL (2017)

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BROKOF ist eine coole Americana-Band aus Berlin. Zusammen mit dem Poeten RANDOM WILLSON haben sie jetzt BROTHER EQUAL herausgebracht. Die Zusammenarbeit lässt prächtige Früchte gedeihen.  Ein Hoch auf den Zufall, der die Verbindung von Random (!) Willson mit Brokof erst möglich gemacht hat. Es gibt genügend Beispiele aus Kanada und Großbritannien dafür, dass die Amerikaner kein Alleinstellungsmerkmal für gehaltvolle Americana-Klänge haben. Musiker aus Kontinentaleuropa haben sich noch nicht so stark in den Blickpunkt setzen können, aber auch in unseren Breiten gibt es sehr talentierte Künstler, die dem Metier unverhoffte Gesichtspunkte entlocken können. Dazu gehören z.B. Waiting For Louise,  Someday Jacob  oder eben auch Brokof. Das Quartett kommt aus Berlin und besteht seit 2007. Der Namensgeber Fabian Brokof agiert sowohl als Sänger, Gitarrist, Komponist und Produzent. Bei der zuletzt genannten Tätigkeit wird er vom Keyboarder und Gitarristen Arne Bergner unterstützt. Komplett

THE VERVE - URBAN HYMNS (1997 / 2017)

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URBAN HYMNS von THE VERVE ist rückblickend ein Klassiker des BritPop. Die Rüpel von THE VERVE wurden erwachsen und ihr Pop bekam künstlerische Züge. Das war vor zwanzig Jahren und jetzt gibt es eine Neuauflage: Der BritPop-Klassiker „Urban Hymns“ von The Verve wird zwanzig. Zeit für eine Neuauflage. Jede Generation hat eine Hymne, die das derzeitige Lebensgefühl weitgehend übereinstimmend und ausdrucksstark widerspiegelt. Für die aufbegehrende Rock & Roll-Jugend der fünfziger Jahre drückte  Elvis Presley  mit „Heartbreak Hotel“ das Gefühl des Liebeskummers allgemeingültig aus.  Bob Dylan  widmete sich mit „Like A Rolling Stone“ 1966 den Ausgestoßenen und Einsamen. „Good Vibrations“ der  Beach Boys  ist vielleicht im selben Jahr unfreiwillig zum Loblied auf die Hippie-Ära geworden, während die  Beatles  mit „All You Need Is Love“ 1967 die Essenz der Philosophie der Blumenkinder auf den Punkt gebracht haben. Für die Punks der endsiebziger Jahre war der Slogan „No Future“, der im