FAT FREDDY`s DROP - Bays (2015)

Reggae, Soul, Funk, Jazz: Fat Freddy`s Drop schöpfen aus allen möglichen Groove-Stilen und stricken daraus ihren eigenen unvergleichlichen Sound-Mix.
Wie wär`s mit einem Kurzurlaub? Fat Freddy`s Drop laden zu einem beschwingten, lässigen und berauschenden Trip ein, der den Alltag vergessen lässt. Der Hörer wird in eine Parallel-Gegenwart versetzt, die in sonnigen Gefilden angesiedelt ist. Die siebenköpfige Formation ist das Aushängeschild der lebendigen neuseeländischen Groove-Szene und ihr Sound setzt aktuell durchgängig auf eine harmonisch fließende, hypnotische Komponente als Basis. Die eindringliche, suggestive Kraft der Wiederholung wird zur Erzeugung eines locker-flockigen Ablaufs genutzt, der durch die permanente Anwendung zu halluzinativen Eindrücken führen kann. Die Kunst dabei ist es, solche repetitiven Vorgänge nicht aufdringlich oder ermüdend klingen zu lassen. Das beherrscht das Groove-Kollektiv vortrefflich. Ihre Klänge sind stets entspannt, weich und angenehm groovend.
BAYS | Fat Freddy's Drop
Als Schmierstoff für die anregenden Rhythmen fungieren unterschiedliche Stile, die das Ergebnis abwechslungsreich und bunt erscheinen lassen. So gibt es Variationen auf Basis von Disco-Funk („Cortina Motors“), New Orleans-Funk („Wairunga Blues“), Reggae („Slings & Arrows“, „10 Feet Tall“), Electronic-Pop („Wheels“), Space-Disco („Razor“), Balearic-Jazz („Makkan“), Latin-Soul („Fish In The Sea“) und Rhythm & Blues („Novak“) zu hören.
Die Künstler aus Wellington verbergen ihre Identität hinter drollig klingenden Künstlernamen, die es ihnen erlauben, in einen anderen Charakter zu schlüpfen. Dreh- und Angelpunkt der Gruppe ist Sänger Joe Dukie (bürgerlich: Dallas Tamaira) mit seiner leichtgängigen, ultra-sympathischen Stimme. Er wird von drei elegant-effektiven Bläsern (Saxophon, Trompete, Posaune), dem Gitarristen Tehimana Kerr - der sich Jetlag Johnson nennt - sowie Iain Gordon an den Tasten, der auf der Bühne Dobie Blaze gerufen wird, flankiert. Last but not least unterstützt noch Produzent DJ Fitchie an den Turntables.
Die Songs entstanden im bandeigenen BAYS-Studio in Wellington. Hier schichtete das Ensemble Spur auf Spur, bis der eigentümliche Mix aus Trance und Euphorie Gestalt annahm. Die Arrangements blieben dabei trotzdem entschlackt und luftig. Ein Musterbeispiel dafür ist das fast 10-minütige „Fish In The Sea“. Der Latin-Soul-Track vermittelt den Eindruck, als sei er durch die sich unablässig aufbauenden und verändernden instrumentalen Einschübe ständig in Bewegung. Joe Dukie singt dazu beruhigend mit seinem warmen Timbre, das ähnlich einnehmend ist, wie die süße, wehmütige Stimme des Reggae-Sängers Bim Sherman. „Slings & Arrows“ beginnt als Gimmick mit Klängen, die an alte Computerspiel-Untermalungen erinnern. Dieser Reggae groovt elastisch und die Melodie geht leicht ins Ohr. Die eingestreuten Dub-Effekte sorgen für aufmunternde Widerhaken, so dass das Ergebnis nicht auszurechnen ist.
Die Band überrascht auf jeder Veröffentlichung mit neuen Ausrichtungen. Bei „Makkan“ beweist sie, dass Jazz auch schwerelos und unangestrengt klingen kann. Der Song tönt sommerlich leicht, obwohl der Gesang eine sehnsüchtige Ausrichtung in sich trägt. Schleifender, polternder Rhythm & Blues wird bei „Novak“ in das ansonsten federnd-leichtfüßige Groove-Gerüst eingepasst. Auch dieses Experiment gelingt und führt zu einem Sound, der hintergründig brodelnd ausfällt.
Fat Freddy`s Drop sind eine Ausnahmeerscheinung. Sie setzen ein überzeugendes Konzept um, das sowohl Freunde von tanzbaren Sounds begeistern, aber auch Soul- und Reggae-Fans auf ihre Seite ziehen kann. Die epischen Kompositionen sind klug, fast mathematisch genau konstruiert, sprühen aber trotzdem vor Leben, Leidenschaft und Spielfreude. Fat Freddy`s Drop sind eben eine Klasse für sich.

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