Israel Nash - Israel Nash´s Silver Season (2015)

Der Mann, der als ISRAEL NASH GRIPKA gehobenes Americana-Songwriting verbreitete, verzichtet seit geraumer Zeit auf die Nennung seines Nachnamens. Jetzt brachte er ISRAEL NASH`S SILVER SEASON raus und trägt damit den Gedanken der Cosmic American Music weiter, den GRAM PARSONS als Verbindung von Country und Psychedelic-Rock prägte.

Zeitreisen sind doch möglich. Mit Israel Nash trägt der Hippie-Country-Folk der 70er-Jahre neue Blüten.

Israel Nash, der seit 2013 seinen Nachnamen Gripka ausblendet, lässt sich Zeit für seine Darbietungen. Keiner der neun neuen Titel ist kürzer als viereinhalb Minuten. Der längste liegt bei 6 Minuten und 42 Sekunden. Wer nun zusammenzuckt und an unnötig ausgebreitete, kopflastige Improvisationen denkt, liegt jedoch falsch. Israel ist durch und durch ein Americana-Songwriter, der Wert auf Harmonien und atmosphärisch dichte Songs legt. Damit die Töne gelassen ihre Wirkung verbreiten können, werden Ideen ausgespielt, ohne dabei auf Konventionen und Normen des Formatradios zu achten. Spielereien, wie der Kunstkopf-Stereo-Effekt am Anfang von „Parlour Song“, der über Kopfhörer ein räumliches Hören ermöglicht, gehören dabei auch zum Konzept. Israel arbeitet ernsthaft an der Idee der Cosmic American Music. Dieser Begriff wurde Ende der 60er-Jahre von Gram Parsons (The Flying Burrito Brothers) geprägt und beinhaltet die Synthese von Country mit psychedelischem Westcoast-Rock.
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Nash hat diese Idee verinnerlicht und spielt einen verschleppten, wehmütigen Hippie-Country-Folk-Rock, der trotz melodischer Basis oft rauschhaft entrückt klingt, ohne dabei aber vollständig die Bodenhaftung zu verlieren. Als Vergleich bietet sich Neil Youngs düsteres „Tonight`s The Night“-Album oder sein seltsames „On The Beach“ an. Ebenso wie der Godfather Of Grunge verfügt auch Israel Nash über eine helle, zerbrechliche, verloren wirkende Stimme, die inmitten des Instrumentengefüges angeordnet und deshalb nicht führend, sondern ein gleichberechtigter Teil des Sounds ist.
Manchmal, wie bei „LA Lately“, wird verwunschener, ätherischer Folk gespielt, der an die Fleet Foxes erinnert. Mit „Strangers“ knüpft der Retro-Rocker an den drogenvernebelten Westcoast-Rock solcher Bands wie Grateful Dead an.
Stücke wie „Willow“, „Parlour Song“ und „A Coast Of Many Colours“ bedienen eine Romantik, die weite, verlassene Landschaften vor dem geistigen Auge erscheinen lässt. Das kommt nicht von ungefähr. Denn der Musiker, der in Missouri aufgewachsen ist, eine Zeit in New York verbracht und dort seine Begleitmusiker gefunden hat, lebt jetzt auf einer Ranch in Texas. Hier bewegt er sich auf seinen 30 Hektar Land im Einklang mit der Natur. Diese abgehangene, ausgeglichene Weltsicht spiegelt sich auch in seiner Musik wider.
Das fünfte Studio-Album von Mr. Gripka bietet psychedelischen Country-Folk, der von Pedal-Steel-Gitarren-Klängen durchflutet wird. Konzeptionell führt das zur ersten New Riders Of The Purple Sage-Platte von 1971 zurück, die mit Jerry Garcia von Grateful Dead an der Steel-Gitarre eingespielt wurde. Außerdem gibt es Parallelen zu anderen angesagten aktuellen Psychedelikern wie D. Charles Speer oder Jonathan Wilson. Schön, dass es so etwas heute noch gibt!

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