JOHN PAUL WHITE - Beulah (2016)

THE CIVIL WARS gibt es nicht mehr. JOY WILLIAMS und JOHN PAUL WHITE gehen getrennte Wege, veröffentlichen aber weiterhin Solo-Aufnahmen. Mit BEULAH erschien jetzt das zweite WERK von JOHN PAUL WHITE und es unterstreicht seine Klasse.

John Paul White bewahrt die Essenz des The-Civil-War-Sounds und führt so das Erbe würdevoll weiter.

The Civil Wars haben sich mit nur zwei Studio-Alben („Barton Hollow“, 03/2012 und „The Civil Wars“, 08/2013) in die Herzen der Country-Folk/Americana-Gemeinde gespielt. Die bezaubernde Joy Williams und ihr musikalischer Partner John Paul White verkörperten mit ihrer Musik innere Verbundenheit, Sensibilität und kompositorisches Feingefühl. Joy und John verkündeten allerdings 2014, dass sie entschieden hätten, aufgrund von unüberwindbaren Differenzen getrennte Wege gehen zu wollen. Als Solo-Künstler bleiben sie uns jedoch erhalten. Joy Williams war vor ihrer The Civil Wars-Karriere schon aktiv und brachte 2015 ihre vierte Platte namens „Venus“ raus. John Paul White stellt jetzt nach „The Long Goodbye“ aus 2013 sein zweites eigenes Werk vor.
HappySad - John Paul White "Beulah" | radioeins
Während Joy ihre einst verführerische Stimme aktuell unter anderem in den Dienst einer kalkulierten Mischung aus laszivem Electro-Pop („Before I Sleep“), berechenbarer Weltmusik („Woman (Oh Mama))“ und Esoterik-Schnulzen („One Day I Will“) stellt, fühlt sich John Paul weiterhin aufrichtigen, puren Tönen aus der amerikanischen Musiktradition verbunden. So wird für „Black Leaf“ intimer Folk mit Spuren von alten Jazz-Mustern in ein zeitloses Notengerüst überführt, das Gefühle wie Hoffnung, Zuversicht und auch Stärke transportiert. „What`s So“ lässt den wütend-entschlossenen Folk-Rocker zum Vorschein kommen, besänftigt aber partiell durch lyrische Momente. Entgegengesetzte Emotionen führen so zu Reibungen und verbreiten eine knisternde, indifferente Stimmung.
Mit „The Once And Future Queen“ wird der Folk in mystische Bereiche geführt. Sehnsuchtsvolle Klänge sorgen dabei für eine beklemmende Atmosphäre. „Make You Cry“ lässt an vorsätzliche seelische Grausamkeit denken. Diese Eindrücke werden in eine fragile, traurige, zart dahin tropfende Ballade verpackt. Der druckvoll-aggressive Rocker „Fight For You“ lässt aufgewühlte Gitarrenduelle mit akustischen und elektrischen Gitarren von der Leine. Abgespeckten, knackigen Roots-Rock mit feinfühlenden Einschüben gibt es bei „Hope I Die“ zu hören und für „I've Been Over This Before“ schlüpft John Paul in die Rolle eines herzergreifenden Charmeurs in der Tradition klassischer Country & Western-Songwriter.
Beherzter Folk- und Country-Rock mit Querverweisen zu The Band und John Mellencamp prägt „The Martyr“ und bei „Hate The Way You Love Me“ handelt es sich um eine bittersüße, wehmütige Country-Folk-Ballade. Zum Abschluss wird mit „I'll Get Even“ noch eine verwehte, traurig-andächtige, Streicher-betonte Folk-Ballade zelebriert.
Heute lebt John Paul White mit seiner Frau Jenny und seinen Kindern in Florence, Alabama, und führt anscheinend ein zufriedenes, ausgeglichenes Leben. Mit „Beulah“ beweist er eindringlich, dass er das Herz und Hirn von The Civil Wars war. Seine Arbeit tröstet über den Bruch hinweg und etabliert ihn überzeugend als einfühlsamen, ideenreichen Americana-Künstler.

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