Sugaray Rayford - The World That We Live In (2017)

Sugaray Rayford ist eine Entdeckung, seine Songauswahl bedarf aber noch einer Feinjustierung.

Zum Glück ist seit einiger Zeit Saison für mächtige, wirkungsvolle, altgediente Stimmen im Soul-Umfeld. Dieser Trend hat uns immerhin solche immensen Talente wie Sharon Jones, Lee Fields und Charles Bradley nahe gebracht. Diese Künstler wurden lange übersehen, haben sich aber trotz erheblicher Rückschläge nicht entmutigen lassen ihren Weg zu gehen und wurden erst, nachdem sie die Mitte ihres Lebens schon erreicht hatten, einem größeren Publikum bekannt. Gut, dass das noch geklappt hat, uns wären sonst etliche Perlen entgangen! Mit Caron „Sugaray“ Rayford ist jetzt ein ähnlicher übersehener Kandidat am Start. Zwar ist Rayford erst Jahrgang 1969, aber er konnte sein erstes selbstproduziertes Album auch erst auf den Markt bringen, als er bereits 41 Jahre alt war. Der schwergewichtige, 195 Zentimeter große Texaner hat sich nach einem Abstecher Im Funk-Bereich zunächst dem elektrischen Blues gewidmet und legt jetzt mit „The World That We Live In“ sein viertes Werk vor, für das er seine kräftige Stimme in den Dienst des Soul und Rhythm & Blues stellt.



„Take Me Back“ groovt wie Hölle und beschwört den Geist von Wilson Pickett („Mustang Sally“).



Der Song „The World That We Live In“ schaltet einen Gang zurück, brodelt anfangs noch unter der Oberfläche, wird zwischendurch aber in eine blumig-sanfte Ballade überführt. „Don`t Regret A Mile“ übernimmt den Balladenteil des Vorgängers, so dass sich die Nummer im Smooth-Soul zwischen Barry White und Luther Vandross einpendelt. Auch „Keep Moving“ kann dann als schmusige Nummer die gesanglichen Qualitäten von Sugaray nicht wirklich in den Vordergrund rücken. „Dig A Little Deeper“ ist in diesem Zusammenhang wesentlich effektiver, da sich die Leidenschaft in temperamentvollem Gesang ausdrückt und die Melodie attraktiver geraten ist. „What Do We Own“ kommt dann wieder handfester rüber, offenbart einen milden Funk-Rhythmus und profitiert von der effektvollen Bläser-Begleitung. Der langsame Rhythm & Blues „Home Again“ wird durch den teilweise aufgebracht-emotionalen Gesang aus der Reserve gelockt. „Ain`t Got No Business To Die“ wächst mit jedem Hören und versprüht erst allmählich seine Ohrwurmqualitäten. Das ist ein Schleicher vor dem Herrn, der seine manipulative Wirkung auf das Hirn letztlich nicht verfehlt. „The Boogey Man“ zeigt Ähnlichkeiten zu „Living In America“ von James Brown, dem Stück fehlt aber die Durchschlagskraft des Vorbildes. „Troubles“ beginnt als Begräbnis-Song,
wandelt sich dann jedoch in einen coolen, reizvollen R&B für langsame Tänzer.

Sugaray Rayford punktet immer dann, wenn er seine eindrucksvolle Stimme so einsetzen kann, dass er jeden Widerstand im Keim erstickt. Dazu muss er nicht toben oder schreien, sondern nur seine Emotionen ausdrucksstark zur Geltung bringen können. Das gelingt immer dann, wenn die Songs nicht zu soft gespielt werden. Sugaray braucht nämlich Reibung sowie die Auseinandersetzung mit seiner Band und deren druckvolle Untermalung, um seine Möglichkeiten voll abrufen zu können.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Waiting For Louise - Rain Meditation

Jahresbestenliste 2023

Lesestoff: Pop steht Kopf