THE BLACK SEEDS - FABRIC (2017)

THE BLACK SEEDS gehören zur Elite der Groove-Szene von Neuseeland. Das Reggae-infizierte Album FABRIC verlängert auch wieder den Sommer. Detailinformationen dazu gibt es hier:

Reggae mit Funk- und Soul-Beigaben vom anderen Ende der Welt. The Black Seeds aus Neuseeland legen ihr sechstes reguläres Studioalbum vor.


The Black Seeds gehören zur Groove-Szene von Neuseeland und transportieren in ihrer Musik neben Reggae auch Soul- und Funk-Bestandteile. Die Formation wurde Ende der 1990er Jahre in Wellington als Trio um Frontmann Barnaby Weir gegründet und ist heute meistens als achtköpfige Gruppe unterwegs. Gesanglich wird Mr. Weir dabei vom Percussion-Spieler Daniel Weetman unterstützt. Zu der Besetzung gehören neben der Rhythmus-Fraktion noch zwei Bläser und ein Keyboarder. Inzwischen liegen schon fünf Jahre zwischen der letzten Veröffentlichung „Dust And Dirt“ von 2012 und den neuen Aufnahmen. Die Musiker verbrachten die Zeit zwischen den Studio-Terminen hauptsächlich mit Tourneen rund um den Globus. Anfang 2016 trafen sie sich dann, um die zwölf neuen Songs unter Anleitung von Lee Prebble zu produzieren.
The Black Seeds sind dafür bekannt, dass sie ihren Reggae-Groove unverbraucht, frisch, optimistisch und aufbauend klingen lassen können. Dabei bleiben sie ganz lässig und entspannt, so dass ihren komplexen Arrangements zu keiner Zeit der Aufwand der Entstehung anzuhören ist. Das Lockere und Leichte hat bei den Neuseeländern Methode, kommt aber nicht ohne intensive Klangforschung zustande. Wahre Pop-Kunst entsteht immer dann, wenn sich die Musik trotz anspruchsvoller Gestaltung unbeschwert anhört. So wie bei „Better Days“, das gut gelaunt wie ein Gummiball hüpft und klangvoll wie eine Hymne tönt. „Everybody Knows“ klingt sonnig-entspannt und orientiert sich an klassischen Reggae-Hits von Anfang der 1970er Jahre wie „Young, Gifted And Black“ von Bob & Marcia, „Let Your Yeah Be Yeah“ von The Pioneers oder „Suzanne Beware Of The Devil“ von Dandy Livingstone. Für „Freakin`“ werden Funk- und Disco-Elemente eingeführt. Das Tempo ist allerdings zurückhaltend-gebremst und demonstriert eine beabsichtigte Behäbigkeit. Der Electro-Pop von „Lightning Strikes“ demonstriert danach verspielte Eigenschaften und zeigt seine Reggae-Basis nur zögerlich.
Der Roots-Reggae „Moving On“ verfügt über einen schläfrigen, unspektakulären Flow. „Ride On“ ist da bei gleicher Ausrichtung farbiger, lebendiger und interessanter instrumentiert. „Back To You“ braucht eine Weile, um den Groove zünden zu lassen, aber dann gelingt es, die entstandene stimulierende Wirkung zu konservieren. Der Song „Fabric“ verhält sich defensiv. Der Track ist nicht unbedingt für die Tanzfläche geeignet, sondern setzt auf die manipulative Kraft von moderaten Dub-Reggae-Elementen in Kombination mit einem Pop-Song. Allerdings kommt die Melodie nicht so richtig in Gang. Bei „Beleza“ und „Wake Up“ beziehen The Black Seeds Stellung zu den Missständen in der Welt. „Beleza“ ist musikalisch verhalten geraten und lässt den Zorn noch unter der Oberfläche gären. „Wake Up“ ist dann tatsächlich ein Weckruf und trumpft rhythmisch stärker auf. Der Protest-Song rüttelt nicht nur inhaltlich sondern auch musikalisch auf: Er geht in die Beine und hat durchaus Ohrwurm-Qualitäten. Die Gitarren-Licks von „The Weaver“ wecken Assoziationen an Nile Rodgers von Chic und verleihen dem Lied einen funky Disco-Einschlag. „Lost In The Bush“ kann in etwa an den munteren Reggae des Openers „Better Days“ anknüpfen und sorgt für einen beschwingten Abschluss.
Im direkten Vergleich mit ihren Landsleuten von Fat Freddys Drop haben The Black Seeds an Boden verloren. Waren sie hinsichtlich des unwiderstehlichen Groove-Faktors und des Ideenreichtums schon beinahe gleich auf, so spielen Fat Freddys Drop seit „Bays“ von 2015 in einer höheren Liga. Denn sie haben sich auf einem bereits exzellenten Niveau weiterentwickelt, während The Black Seeds mit „Fabric“ stagnieren. Das allerdings immerhin auf einer sehr attraktiven Basis.

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