THE LORANES - 2nd (2017)

THE LORANES sind Rock & Roller, wie sie im Buche stehen. Sie schreiben packende Songs, übertreiben es nicht mit der Härte, mögen kompakte Kompositionen und setzen diese konsequent-druckvoll in Szene. Die Platte zweite Platte des Trios aus Berlin kann uneingeschränkt empfohlen und heißt kurz und knapp "2nd".

The Loranes spielen ihren Rock & Roll mit Köpfchen, Geschick und Leidenschaft. Das setzt Adrenalin und Glückshormone frei.


Das hat nicht lange gedauert. Schon nach dem ersten Hören ist „2nd“ von The Loranes zu einem beflügelnden Begleiter geworden. Nur hart gesottene Ignoranten werden sich von dem handfesten, straffen und verführerisch frischen Sound des Quartetts nicht beeindrucken lassen. Oder anders ausgedrückt: Wer dieses Jahr nur eine Rock-Platte kaufen möchte, sollte diese auswählen, weil sie quasi ein Rundum-Glücklich-Paket geworden ist.
THE LORANES - 2nd - CD (Digipack) - Noisolution
Der Opener „Get Free“ pustet die Ohren frei und verbreitet durch saftigen Power-Pop-Druck grenzenlosen Optimismus. „Soul On Fire“ surft dann weiter auf der aufbauenden Welle, ohne an Intensität nachzulassen und „Elevator“ löst die Grenzen zwischen Metal und Grunge auf. „Golden Cage“ fängt abwartend an, bevor dann das Monster von der Leine gelassen wird. Harte Gitarrenwände schotten den Song gegen jegliche Gegenwehr ab, so dass die Melodie ihren Siegeszug ungehindert antreten kann. „Never-Ending Love“ hat anfangs den unerbittlichen Takt einer Galeere, der dann sogar noch ins Ekstatische gesteigert wird. Der Song bäumt sich auf, fällt in sich zusammen und behält diese Zyklen während der gesamten Laufzeit bei.
Auf „Get Away“ wären selbst die Foo Fighters stolz gewesen. Der Track spielt locker in der gleichen Liga wie deren „Learn To Fly“. Als Einleitung zu „Wildebeest“ dröhnt der Bass. Danach gibt es ein Riff, das an „Schools Out“ von Alice Cooper erinnert. Der ultra-eingängige Refrain wischt aber jegliche weiteren Ähnlichkeiten vom Tisch und lässt den Track förmlich vom Boden abheben.
„No Home“ macht durch seine sparsame Begleitung glauben, es handele sich um ein Demo. Es wäre schon interessant, eine ruppige Version davon zu hören. „Sick 6th Sense“ furcht sich spiralförmig durch die Gehörgänge bis ins Lustzentrum des Gehirns und verbreitet da seine euphorisierende Wirkung. „Mirror“ lässt sich nicht ganz aus der Reserve locken, bleibt verhalten, aber wie ein Raubtier ständig wachsam und bereit zum Angriff. „Paint It Black“ bewegt sich über die Hälfte der Zeit unverdrossen, aber gebremst voran und atmet dabei den Geist des psychedelischen Beck von beispielsweise „Sea Change“ (2002) ein.
The Loranes sind „nur“ ein Trio, was jedoch nicht als begrenzend wahrgenommen wird, weil ihr Sound voller, kompakter und flexibler klingt als bei vielen vergleichbaren Formationen. Das Power-Dreigestirn aus Berlin bringt seine Ideen solide auf den Punkt. Nur dreimal reißen sie die Vierminuten-Grenze, ohne dabei jedoch die schlüssige Songstruktur aus den Augen zu verlieren. Die große Stärke der Band liegt in ihrem melodischen Gespür. Die Songs bleiben hängen, haben Muskeln und Charme. So wird aus „2nd“ eine Platte, die sich im Player festsetzt.

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