JIM JAMES- TRIBUTE TO 2 (2017)

JIM JAMES, der Kopf der alternativen Country-Rock-Band MY MORNING JACKET hat mit TRIBUTE TO 2 (2017) sein zweites Album mit Cover-Versionen herausgebracht.

Die Cover-Versionen können sehnsuchtsvoll sein, aber auch eigentümlichen Witz und übertriebene Gesangsakrobatik enthalten. Neugierig geworden? Einzelheiten dazu gibt es hier:
Jim James legt Cover-Versionen vor, die sehnsuchtsvoll sein können, aber auch eigentümlichen Witz und übertriebene Gesangsakrobatik enthalten.
Jim James ist Chef der 1998 in Louisville, Kentucky, gegründeten Alternative-Country-Rock-Band My Morning Jacket. „Tribute To 2“ ist seine zweite Veröffentlichung mit sensiblen, schrulligen oder eigenwilligen Cover-Versionen. War „Tribute To“ von 2009 ausschließlich dem Werk von George Harrison gewidmet, so zieht er jetzt mit seiner Auswahl einen Bogen von Liedern aus den 1920er- bis hin zu den 1990er Jahren.
Tribute to 2 - James, Jim: Amazon.de: Musik
Die älteste Komposition dieser Zusammenstellung ist „Blue Skies“ von 1926 aus dem Great American Songbook von Irving Berlin. Das kurze Zitat könnte in dieser Form sogar als korrespondierender Partner von „Lucky Man“, das hier auch vertreten und nahe am Original gehalten wurde, verstanden werden. Diesen Pop-Hit der Progressive-Rock-Band Emerson Lake & Palmer von 1970 interpretiert Jim James nämlich in einer ähnlich pastoralen Folk-Art-Pop-Ausrichtung. Der aus den 1930er Jahren stammende Jazz-Standard „Love Is The Sweetest Thing“ wartet mit einem Gesang auf, bei dem ein näselnd-zischender Sprachfehler kultiviert wird. Das klingt, als ob der Mund voll Spucke ist. Zusätzlich jault Jim wie eine streunende Katze. „Midnight, The Stars And You“ stammt aus der gleichen Periode und persifliert Ragtime, Brecht/Weill-Kunstlied sowie Cabaret-Feeling mit überdrehtem, albernem Singsang.
Mutig, mit "I Just Wasn`t Made For These Times" einen Titel von „Pet Sounds“ (1966) zu interpretieren. Jenem Werk der Beach Boys, das in vielen Auflistungen der besten Alben aller Zeiten vorderste Plätze einnimmt. Da hängt die Messlatte für eine ebenbürtige Fassung hoch. Jim James schafft es jedoch, bei seiner Version das Gefühl der Isolierung von der Gesellschaft adäquat zu transportieren. Und das, ohne das Stück zu kopieren, er bewahrt dennoch dessen melancholisch-sinfonischen Charakter. 

Das Reggae-infizierte „Baby Don`t Go“ ist im Original von Sonny & Cher von 1964. In der neuen Form verbreitet der Song die Intimität einiger Big Star-Tracks und hat den Pop-Appeal von Lennon/McCartney-Kompositionen.
„Wild Honey“ wird von ihrer Urheberin Diane Izzo intim und verhalten als mysteriöser Folk-Track dargeboten. Auch die Cover-Version schwelgt in sehnsüchtigen Tönen, wobei die diese Stimmung verstärkenden Geigenklänge nur dezent eingebracht werden. Country & Western-Romantik trifft dabei auf filigrane Cabaret-Erfahrungen. Die Gospel-Schnulze „Crying In The Chapel“ kennt fast jeder in der Version von Elvis Presley. Die Neuinterpretation klingt insgesamt noch verlorener und ernsthafter als dessen Interpretation von 1960. Die Willie Nelson-Ballade „Funny How Time Slips Away“ aus 1962 bekam eine extrem magere Akustik-Gitarren-Begleitung verpasst. Der Gesang ist mit Hall unterlegt, so dass der Track viel Wehmut und Verzweiflungs-Eindrücke vermittelt. Bob Dylans „I`ll Be Your Baby Tonight“ von dessen Country-Folk-Meisterwerk „John Wesley Harding“ (1967) erscheint auch hier im Country-Gewand, wobei die Drums wie leere Schuhkartons klingen. 1990 veröffentlichte die viel zu wenig beachtete Jazz-Sängerin Abbey Lincoln den Song „The World Is Falling Down“, der hier als verwehte Folk-Ballade ausgeprägt wird.
Jim James liebt die Inbrunst und spirituelle Kraft des Gospels. Diese Stärken versucht er auch in die neuen Cover-Versionen zu integrieren. Jene Bestandteile lassen Hingabe und Einfühlungsvermögen erkennen, was den Songs Tiefe und Erkenntnis verleiht. Jim verneigt sich manchmal ehrfürchtig vor den Vorlagen, dann scheint er sie wieder - bei aller erkennbaren Liebe zum Original - zu demontieren oder zu persiflieren. Je nach Lust und Laune entlässt er den Hörer also in Harmonie oder sorgt durch Überspitzungen für Verwunderung. Der unkonventionelle Musiker erklärt diese unterschiedlichen Vorgehensweisen damit, dass er die Songs während einer schwierigen Zeit aufgenommen hat, um Frieden zu finden. Manchmal wollte er sich aber einfach nur zum Lachen bringen und Spaß haben. Jedenfalls ist auf „Tribute To 2“ sowohl etwas für den Freund intim-sachlicher Seriosität wie auch für Hörer, die das Abseitige mögen, dabei.

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