ROBERT FINLEY - GOIN` PLATINUM! (8. Dezember 2017)

Der Soul- und Blues-Musiker ROBERT FINLEY wurde von DAN AUERBACH (THE BLACK KEYS) gefördert. Er bringt jetzt sein zweites Solo-Album mit dem ironischen Titel GOIN` PLATINUM! auf AUERBACH`s neuem Plattenlabel raus. 
Das Feuer der Leidenschaft brennt in dem Soul- und Blues-Veteranen Robert Finley und Dan Auerbach schürt es in seinem Interesse.
Jack White (ex-The White Stripes) und Dan Auerbach (The Black Keys) mögen sich nicht und stehen in scharfer Konkurrenz zueinander. Dabei ergibt sich zwischen dem musikalischen Handeln der Beiden eine große Schnittmenge hinsichtlich Vorbilder und Aktivitäten, denn die Musiker waren oder sind Frontmänner von Gitarre/Schlagzeug-Duos, die den ursprünglichen Rock & Roll, Rhythm & Blues, Soul und Funk pflegen und kultivieren. 2001 gründete Jack White mit „Third Man Records“ sein eigenes Label und nun zieht Dan Auerbach mit seiner Plattenfirma „Easy Eye Sound“ nach. Der erste Künstler, der dort präsentiert wird, ist der 64jährige Soul- und Blues-Sänger und -Gitarrist Robert Finley, der mit „Goin` Platinum!“ seine zweite Platte nach „Age Don`t Mean A Thing“ aus 2016 vorlegt.
Robert Finley wuchs in der Kleinstadt Bernice in Louisiana auf und lernte mit elf Jahren Gitarre zu spielen. Während seiner Armee-Zeit leitete er die dortige Band und danach arbeitete er als Tischler. Im Alter ließ seine Sehkraft sehr stark nach, so dass er seinen Beruf nicht mehr ausüben konnte. Seiner Leidenschaft blieb er aber als Gelegenheits-Straßenmusiker treu. Dadurch wurde der ausdrucksstarke Performer von der Music Maker-Stiftung entdeckt, die sich um ältere, in Armut geratene Künstler kümmert. Sein Debüt weckte dann die Aufmerksamkeit des The Black Keys-Frontmannes, denn Auerbach hält den Mann aus den Südstaaten für einen der größten Sänger, die er jemals gehört hat.
Goin' Platinum - Finley, Robert: Amazon.de: Musik
Der Opener „Get It While You Can“ ist ein raffiniert und vielschichtig gestrickter Song, bei dem in seinen nur zweieinhalb Minuten Laufzeit sowohl Elemente des psychedelischen Soul wie auch des tanzbaren R & B einfließen. Flehend und leidenschaftlich wühlt sich Robert dann durch die Southern-Soul-Ballade „Medicine Woman“. 

Anschließend pendelt sich „If You Forget My Love“ mittig zwischen schwungvollem Motown- und erdigem Stax-Soul ein und der schleichende Blues-Stomper „Three Jumpers“ könnte in einer bissigeren Variante sogar im Repertoire der Black Keys seinen Platz finden. Dem hingebungsvollen Flehen von „Honey, Let Me Stay The Night“ wird sich die Angebetete wohl kaum entziehen können, so überzeugend und kompromisslos wird diese Bitte in Form eines ehrgeizigen Soul-Pop vorgetragen.
Der Folk-Funk von „You Do Not Have To Do Right“ bekommt noch einen Boogie-Woogie-Part verordnet, was den im Grunde zurückhaltend agierenden Track recht agil erscheinen lässt. Die dramatische Ballade „Complications“ hat das Potential, für einen James-Bond-Soundtrack herangezogen zu werden. Sie bekommt ihren besonderen Reiz durch den durchdringenden Gesang, der in Verbindung mit raffinierten Bläser-Arrangements gebracht wird. Leider hört der attraktive Song schon nach nicht einmal drei Minuten Laufzeit auf. Die Lebensweisheit „Real Love Is Like Hard Time“ wird in ein Lied gekleidet, das Elemente von druckvollem R&B, geschmeidigem Pop und süffigem Soul enthält. Robert hält diese Mixtur als gewandter Entertainer souverän zusammen. „Empty Arms“ lehnt sich musikalisch an den Southern-Soul-Klassiker „The Dark End Of The Street“ (z.B. interpretiert von Percy Sledge / Aretha Franklin / The Flying Burrito Brothers) an und erreicht einen ähnlichen Tiefgang. Der durchgängige Falsett-Gesang von „Holy Wine“ kann leider nicht diese ergreifende Wirkung erzeugen. Der hohe Gesang hätte sparsamer dosiert werden sollen, so klingt er übertrieben und aufgesetzt.
Dan Auerbach versucht, Finley als Allzweckwaffe zu präsentieren, die stilistisch keine Begrenzungen zu beachten braucht. Dieses Konzept ähnelt zudem der Vorgehensweise auf seiner eigenen Solo-Platte „Waiting On A Song“ vom Juni dieses Jahres. Die Stärken des modulationsfreudigen Robert Finley, der im Gegensatz zu seiner ersten Platte keine Gitarre spielt und Fremdkompositionen interpretiert, liegen in der Variation unterschiedlicher Gefühlsebenen. Hierbei punktet er durch eine gleichbleibende Überzeugungskraft, egal ob er schmachtet, leidet oder aufgebracht ist.
Auerbach bringt den Barden durch 60s-Soul-Pop-Beimischungen in ein Fahrwasser, das ihn durchaus auch für breitere Käuferschichten interessant macht. Nur ansatzweise lässt Mr. Finley dunkle und aggressive Töne zu. In dieser verborgenen wütenden und rauen Seite schlummern wahrscheinlich noch ungeahnte Möglichkeiten. Finley besitzt nämlich gesangliche Qualitäten, die die Explosivität eines Wilson Pickett mit dem verführerischen Charme eines Tom Jones vereinen.
Für die Komposition der neuen Tracks holte sich Mr. Auerbach Verstärkung bei Größen wie John Prine, Nick Lowe und Pat McLaughlin. Die Umsetzung des Liedguts gestalteten gestandene Musiker wie der Drummer Gene Chrisman (Elvis Presley, Aretha Franklin), Bobby Woods an den Keyboards (JJ Cale, Bobby Womack) und die Gitarrenlegende Duane Eddy („Peter Gunn“).
Das mit 32 Minuten Laufzeit zu kurze Album steckt voller Anleihen an authentischen Soul und Blues sowie an klassischen 60s-Pop, die von einem erfahrenen und versierten Sänger in Szene gesetzt werden. Auch wenn der Eindruck entsteht, dass der Einfluss von Dan Auerbach auf Produktion und Erscheinungsbild der Aufnahmen immens war und dies die Persönlichkeitsentfaltung von Robert eingeschränkt hat, so ist das Ergebnis doch aller Ehren wert und präsentiert einen Künstler, von dem man noch gerne weitere Facetten kennen lernen möchte.

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