Fat Freddy`s Drop - Special Edition Part 1 (2020)
Einstimmung auf die Tournee: Nach fünf Jahren gibt es mit "Special Edition Part 1" neues Material von der innovativen neuseeländischen Reggae-Crossover-Formation Fat Freddy`s Drop.
Zuerst eine gute Nachricht: Fat Freddy`s Drop aus
Neuseeland sind ihrem Sound treu geblieben. So kann sich der Fan bei „Special
Edition Part 1“ nach „Bays“ aus 2015 endlich auf eine neue Ausgabe mit einnehmenden,
cool groovenden Dancefloor-Hits freuen. Die sechs Stücke beinhalten den ersten
Teil eines Doppelalbums, dessen zweiter Teil auch noch im Jahr 2020 nach den
über 35 angekündigten Shows in Neuseeland, Großbritannien und Europa
veröffentlicht wird. Die Stücke „Raleigh Twenty“, „Trickle Down“ und „Six-Eight
Instrumental“ wurden im heimischen BAYS-Studio in Wellington geschrieben und
aufgenommen. Die restlichen Tracks („Special Edition“, „Kamo Kamo“ und „OneFourteen“)
ergaben sich im Rahmen von Live-Jam-Sessions.
Die Tanzmusik der siebenköpfigen Formation ist
subtil und swingt ökonomisch. Es existiert kein halsbrecherisches Tempo und es
werden keine effekthaschenden Verrenkungen unternommen, um den Songs den Groove
mit der Brechstange einzuimpfen. Der ergibt sich wie von selbst auf leichtfüßige
und elegante Weise, sofern der Hörer gewillt ist, dem Flow aufmerksam zu folgen.
Fat Freddy`s Drop nutzen dabei bewährte organische Stilmittel aus Funk, Soul,
Reggae und Jazz, um den Sound in die Beine gehen zu lassen. Die Musiker fügen
modernere Elemente der Genres House oder Techno nur dann ein, wenn dadurch die
Intensität gesteigert werden kann. Nicht als Selbstzweck, um jugendlich zu
erscheinen.
Spätestens nach zwanzig Sekunden, wenn Joe Dukies
Gesang einsetzt, ist er wieder da, dieser typische, runde, mitreißende, dabei
harmonische, vertraute Klang, der unweigerlich graue Wolken vertreibt und ein
Fenster ins aktive Leben öffnet. Dabei geht „Kamo Kamo“ mit seiner Einleitung
das Risiko ein, ungeduldige Hörer sofort wieder zu verlieren, denn der Titel
definiert sich zunächst über Tonfolgen, die wie eine Hintergrundbeschallung für
billige Jump & Run-Computerspiele klingen. Aber der nach der Ouvertüre einsetzende,
souverän mild swingende Reggae-Rhythmus rettet dann nicht nur das Stück,
sondern trägt mit seiner aufhellend optimistischen Stimmung dazu bei, so
manchen trüben Tag vor der Bedeutungs- und Trostlosigkeit zu bewahren.
Auch „OneFourteen“ fällt nicht mit der Tür ins Haus,
sondern braucht Zeit, um eine entspannt-entschleunigte Atmosphäre zu schaffen,
die die Außenwelt ausblendet und den geneigten Musikfreund auf eine sowohl
anregende wie auch exquisit ausgestattete Reise mitnimmt. Der volle Bass, aufmerksam
abgeschichtete Percussion, majestätische, selbstbewusste Bläser und gediegen
ausschmückende Keyboards sorgen für geschmackvoll-anspruchsvolle Unterhaltung. Eine
Computerspiel-Sound-Einleitung findet dann auch bei „Raleigh Twenty“ Anwendung.
Das Lied ist vom Raleigh 20 Bike, einem BMX-Fahrrad aus den 1970er- und frühen
1980er-Jahren inspiriert und tummelt sich überwiegend im Big-Band-Fake-
Jazz-Bereich. Es werden aber auch Funk-Elemente für die Erzeugung eines
treibenden Taktes eingesetzt.
Der Reggae-Jazz „Special Edition“ kommt leichtfüßig
rüber und offenbart einen Hang zum eingängigen Pop, ohne dabei einen straffen
Ablauf zu vernachlässigen. Hier werden Erinnerungen an die englische Ska-Band The
Beat wach, die die Charts der frühen achtziger Jahre mit Songs wie „Mirror In
The Bathroom“ (1980) oder „Save It For Later“ (1982) bereicherten.
„Trickle
Down“ weist hypnotische Züge auf, wie sie auf „Bays“ in den Stücken „Wheels“, „Fish
In The Sea“ oder „Razor“ zu finden waren. Dub-Effekte sorgen hier zusätzlich
für psychedelische Eindrücke. Das „Six-Eight-Instrumental“ nutzt ähnliche
Konstellationen, kann aber wegen der schwachen Melodie und des uninspirierten
Einsatzes von monotonen Synthesizer-Tönen nicht überzeugen. Davon abgesehen
machen Fat Freddy`s Drop auch mit ihrer „Special Edition Part 1“ wieder vieles
richtig und halten die Vorfreude auf „Part 2“ wach.
Die Band geht im Frühjahr auf Tournee und macht auch
in Deutschland halt. Sie kann auf ein reichhaltiges, abwechslungsreiches
Repertoire zurückgreifen und dadurch mit Sicherheit ein pulsierendes
Konzertereignis bieten. Es ist stark anzunehmen, dass es dann auch eine
Begegnung mit den Tracks von „Special Edition“ geben wird.
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