Hugo Race & The True Spirit - False Idols EP (2015)

Hugo Race meldet sich dieses Jahr nach „The Spirit“ nochmal eindrucksvoll zu Wort.

Der australische Musiker Hugo Race hat eine bewegte musikalische Vergangenheit hinter sich. Mit Anfang zwanzig war er Gründungsmitglied und Lead-Gitarrist von Nick Cave`s Bad Seeds. Dann sammelte er Erfahrung mit der Band The Wreckery und ist jetzt schon seit 1990 unter eigenem Namen unterwegs. Immer auf der Suche nach neuen Erfahrungen, kooperiert der umtriebige Australier nebenbei mit weiteren Musikern, wie mit Chris Eckman (The Walkabouts) unter dem Namen Dirtmusic, um das Weltmusik-Erbe aufzuarbeiten.
Während sein Weggefährte Nick Cave inzwischen eine erfolgreiche Weltkarriere absolvierte und als anspruchsvoller Songwriter anerkannt ist, tummelt sich Hugo weiterhin im psychedelischen Blues-Underground und ist nur eingeweihten Musikliebhabern ein Begriff. Mit seiner Begleittruppe The True Spirit kam nach sieben Jahren Pause Ende Mai 2015 das Album „The Spirit“ auf den Markt und jetzt wird noch eine EP mit fünf neuen Stücken nachgeschoben. Dieses Teil ist auf 1.000 Exemplare limitiert und nur als 10”-Vinyl mit beigelegter CD zu bekommen.
False Idols [Vinyl Single] - Hugo & True Spirit Race: Amazon.de: Musik
Der Sound des Australiers hat eine bedrohliche, gefährliche, unheimliche Komponente und auch die neuen Songs decken wieder weitestgehend ein dunkel gehaltenes Klangspekrum ab. Musikalisch geht es ziemlich ruppig und kantig zu. Der Song „False Idols” ist ein treibender, rockender Rhythm & Blues. Durch den Einsatz von Hall und Echo lässt Hugo geheimnisvolle Räume entstehen.
In den Songwriter-Credits zu „Poor Boy” wird der 1996 verstorbene Jeffrey Lee Pierce vom Gun Club erwähnt. Das Lied basiert nämlich auf dessen unfertige Song-Fragmente, die ansonsten von diversen Künstlern für das Jeffrey Lee Pierce Sessions Project aufbereitet werden. Die True Spirit-Musiker haben aus der Vorlage einen Hippie-Folk-Rock, der mit Dub-Elementen versetzt wurde, entwickelt.
Mit ländlicher Lässigkeit trabt „Hematite” durch eine imaginäre Wüstenlandschaft und hinterlässt eine staubtrockene, lebensfeindliche Atmosphäre. Giftig wie eine Klapperschlange und wild wie ein Coyote reiht sich „Lip Service” in diesen bildreichen Ablauf ein. Der unangepasste Art-Rock von Captain Beefheart trifft hier auf den Psycho-Blues des Gun Club. Das „Magnetic Girl” watet dann zum Schluss noch knietief durch den Sumpf. Dieser Slow-Blues hinterlässt einen schwülen, stickigen Eindruck.
Diese fünf Stücke geben eine eindrucksvolle Visitenkarte des australischen Neo-Blues-Mannes ab und unterstreichen seine Ausnahmestellung als Vertreter des mystischen, manisch-depressiven Blues-Rock. Das ist Musik für Nachtschwärmer und Film noire-Freunde. Wer das Funkeln in den versteckten Winkeln der Seele ergründen möchte, ist hier genauso richtig wie der altgediente Nick Cave-Fan. Denn Hugo und Nick sind immer noch Brüder im Geiste, wenn es darum geht, die Schattenseiten des Daseins mit Tönen auszuleuchten.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Waiting For Louise - Rain Meditation

Jahresbestenliste 2023

Lesestoff: Pop steht Kopf