Brooklyn Funk Essentials - Funk Ain´t Ova (2015)

Die Brooklyn Funk Essentials decken ein breites Feld innerhalb der Black Music ab und fungieren so als flexible Show-Band.
Die Brooklyn Funk Essentials gibt es seit 1993. Das Musiker-Kollektiv wurde damals unter anderem vom Produzenten Arthur Baker ins Leben gerufen und ist aus der New Yorker HipHop-, Jazz- und Slam-Poetry-Szene hervorgegangen. Aus dieser kreativen Masse bildete sich zunächst ein 12-köpfiges Ensemble aus Musikern, Sängern, Rappern, Dichtern und DJs heraus. Auf dem 1997 veröffentlichten Debüt „Cool & Steady & Easy“ gab es dann noch Verstärkung durch solche Ikonen wie dem Saxophonisten Maceo Parker (James Brown, George Clinton), den Tower Of Power-Horns sowie der Trompeten-Legende Dizzy Gillespie.
Brooklyn Funk Essentials - Funk Ain't Ova - Vinyl LP - 2015 - EU ...
Mit „Funk Ain`t Ova“ legt die Truppe jetzt erst ihr fünftes Werk in ihrem über 20-jährigen Bestehen vor. Für dieses Jubiläum wurden einige ehemalige Gruppenmitglieder und Wegbegleiter reaktiviert. In „I’m Gonna Find Me A Woman (Cause It’s Cold Outside)“ gibt es sogar ein Wiederhören mit der verstorbenen Soul-Legende Issac Hayes. Dieser Song stammt bereits aus den 90er-Jahren und kommt nun frisch überarbeitet daher. Die anderen neuen Stücke wurden mit wechselnden Besetzungen über mehrere Monate verteilt in unterschiedlichen Studios in Birmingham, Stockholm und Brooklyn eingespielt.
Die Künstler-Vereinigung aus Brooklyn lotet den Funk sehr weiträumig aus. Das Spektrum reicht dabei von schmusigen, soften Sachen („Prepare“, „Brooklyn Love“) bis hin zu einer sperrigen, freien, atmosphärischen Spoken-Word-Nummer („Recycled“). Diese Randnotizen aus dem Klangkosmos der Musikerinitiative zeigen zwar einen Sinn für einen offenen Stilmix, lassen es aber an Entschlossenheit und Biss fehlen.
Die wahre Stärke der Musiker liegt in den wuchtigen und den dynamischen, tanzbaren Tracks. Die Funk-Musiker sind immer dann überzeugend, wenn es gelingt, eine innere Spannung zu halten und zu variieren. Dabei ist es egal, welcher Stil in den Vordergrund gerückt wird. Bei konzentrierter Vorgehensweise gelingen Kompositionen, die sowohl auf dem Tanzboden wie auch über Kopfhörer funktionieren.
Das pulsierende „Blast It!“ mit seinen Bestandteilen aus Philly Soul, Disco, Psychedelic Soul und Funk zielt voll auf die Füllung des Tanzbodens ab und verfehlt seine motivierende Wirkung nicht.
Mit „Dance Or Die“, einer Disco-Nummer mit Pop- und Rap-Anteil im Stil von Chic um Nile Rodgers, wird ein galanter, cool-groovender Song nachgeschoben. „Hold It Down“ hat eine ähnliche Funk-Ausrichtung wie „Another One Bites The Dust“ von Queen. Der Track mit seinen fetten Bläsern, den Jazz-Intermezzi, einigen James Brown-Referenzen und dem verführerischen Gesang ist jedoch wesentlich unverkrampfter und gewandter. Auch „Unique“ hält Erinnerungen an eine wegweisende Kapelle bereit. Die elegant-knackigen Bläsersätze erinnern an „25 Or 6 To 4“ der frühen Chicago (auf „Transit Authority“), die 1970 noch zu den Trendsettern und Innovatoren auf dem Feld des Brass-Rock gehörten. Der Electro-Funk von „Unique“ wird mit World-Music-Einspielungen gespeist, gefällt durch den flockigen Disco-Groove und wartet als Krönung mit einem unaufdringlichen Vibraphon-Solo von Bill Ware auf.
Auch „Hook“, der tapsige Slow-Funk mit Soul-Einschlag und „Gabriel“, ein sonniger Reggae, tragen dazu bei, dass das Unterhaltungs-Konzept der Vollblut-Musiker aufgeht. Die Brooklyn Funk Essentials sind nämlich eine gut geölte moderne Show-Band mit Traditionsbewusstsein.

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