Songs Of Boda - Garland

Natürlichkeit und Einfühlungskraft zeichnen auch die neuesten Schöpfungen von Songs Of Boda aus.

"Garland" ist das vierte Album des schwedischen Musikers Daniel "Boda" Skoglund, dem es als Songs Of Boda immer wieder gelingt, ergreifend-schöne Klänge ins Leben zu rufen. Mit "Iago" legte er 2018 sein bisheriges Opus Magnum vor. Danach kam mit "Meanwhiling" im Jahr 2019 ein Solo-Werk heraus, bei dem bis auf eine Ausnahme nur eine akustische Gitarre zu hören ist. "Garland" wird jetzt zeigen, ob der höchst talentierte Singer-Songwriter mit seinen neuen Tracks, die am 20. August 2021 erscheinen, Anschluss an die Elite der Troubadoure halten kann.

Sein Freund, der Musiker Emil Carlsson Rinstad, hat folgende Meinung zum Status von "Boda" und zum neuen Werk: „Songs of Boda ist ein echter Freund. Die Art, die sich traut, dich in deiner dunkelsten Stunde zu treffen und trotzdem gute Laune und positive Energie mitbringt. Der dir das Gefühl gibt, dass alles in Ordnung ist. Die Art, die nach dem anstrengenden Meeting mit dem Chef bei dir bleibt und dir Kraft gibt. Er wird sich mit dir ins Auto setzen, die Stereoanlage auf Anschlag drehen und mit dir in den Sonnenuntergang fahren. Ohne irgendwelche Erwartungen, ohne jeglichen Stress. Songs of Boda ist der Versuch zu leben und das Leben zu genießen. Wir werden sowieso nicht alle Probleme lösen können, von daher kann man genauso gut versuchen, sich dem Leben mit all seinen Facetten anzunehmen und es für sich und seine Mitmenschen so angenehm wie möglich zu gestalten, zu lernen und weiterzumachen. Dass Daniel Boda Skoglund sich auch in seiner Musik um die großen Themen des Lebens kümmert, spiegelt sich deutlich in seinen Texten wider. Mit einem Hintergrund als Musiker bei Daniel Norgren und Rambling Nicholas Heron, hat Boda als Künstler begonnen, seine Flügel mehr und mehr auszubreiten. 

Mit einem wachsenden Publikum und bereits drei veröffentlichten Alben ("Loophole", 2015, "Iago", 2018 & "Meanwhiling", 2019), zeigt ihn „Garland“ in einem noch größeren Glanz als zuvor. Garland ist sehr „Americana“ und doch offensichtlich schwedisch. Vintage-Gitarren und flatterige Synthies treffen auf abgehangene Beats und diese Millionen-Dollar-Harmonien. Einfache Akkorde mit klug geschnitzten Arrangements. Song of Boda kennt sein Genre und weiß alles über Hiss Golden Messenger, A.A. Bondy und Moondog und wagt es trotzdem, in seinem Songwriting so direkt zu sein wie Paul Simon und McCartney. Virtuos ohne es zu erzwingen, leicht schräg und eigen, wenn es sich ergibt. Genießt es!“
Ok, das ist die wohlwollende Meinung eines Insiders und innig Verbundenen, dem eventuell die kritische Distanz fehlt. Was ist aber, wenn "Garland" unvoreingenommen betrachtet wird? Hält das Werk dann auch den hohen Erwartungen stand?

Gleich beim Opener geht es los, das Gedankenkarussell. Der Abgleich zwischen Wunschvorstellung und Realität muss zunächst durchgeführt werden, um "Straightspitting" richtig einordnen zu können. "Iago" war überwiegend introvertiert veranlagt, der Opener von "Garland" zapft im Gegensatz dazu optimistische Pop-Laune an, die mit einem cool swingenden, abgeklärten Ablauf für ein gelassenes Southern-Rock-Feeling sorgt. Der "Ramblin` Man" der Allman Brothers Band trifft auf Tom Pettys "I Won`t Back Down". Kompetent und souverän wird dabei Anspruch und der Duft von Freiheit und Abenteuer zusammen geführt.

Mit "Let The Song Be Slow" befindet sich Daniel auf einem Gebiet, das als Americana bezeichnet werden kann. Gelassene Töne werden uneitel und mit Geduld so angeordnet, dass eine ländliche, unverkrampfte Stimmung erzeugt wird. Authentizität zählt bei der Umsetzung mehr als effekthaschender Egoismus, denn die Erzeugung von innig-intimen Klängen steht im Fokus der handelnden Personen. Das Stück ist über 5 Minuten lang, was gar nicht auffällt, so unaufdringlich einschmeichelnd bahnt er sich seinen Wohlfühl-Weg auf sanften Country-und Folk-Rock-Pfoten durch ein harmonisches Noten-Wunderland.
Auch "Footsteps On The Driveway" bedient sich zunächst am atmosphärisch weitläufigem und sehnsuchtsvollem Roots-Rock, aber schnell wird klar, dass hier doch ein anderer Weg eingeschlagen wird. Der Song scheint ein dunkles Geheimnis zu hüten und als nach etwa drei Minuten ein wilderndes Saxophon einsetzt, ist es bald vorbei mit der verschleiernden, gemütlichen Beschaulichkeit. Sperrig kreischende Töne zerreißen die milde, laue Einigkeit zunächst, aber das Lied findet zurück zur ruhigen Melancholie und das Saxophon trägt dann etwas gemäßigtere Töne bei, die aber tendenziell weiter unterschwellig aggressiv bleiben.

Die unauffällig wirkende, aber dennoch weite Räume öffnende Folk-Ballade "Endless River" setzt auf das Aktivieren der Sentimentalität in uns. Durchlässige und tickende Keyboard-Schwaden sowie eine sauber und bestärkend gepickte Akustik-Gitarre tragen das ausgeglichene und bescheidene Lied über die Zeit. "Boda" singt dazu vertrauenserweckend, tröstend und verständnisvoll.

"I`ll Never Let Go Of Your Hand" zeigt Gegensätze auf: Der erste Teil des Stückes schreitet forsch voran und wurde entschlossen als Power-Pop gestaltet. Dann erfolgt nach etwa zweieinhalb Minuten ein Bruch. Danach fällt der Track in eine betrübte Stimmung, aus der er sich langsam wieder erholt und am Schluss steht dann doch noch eine kraftvolle Zuversicht im Mittelpunkt des Geschehens.

Ein Alltagserlebnis bildet den Hintergrund zum Text von "Pocket Call": Daniel ist es nämlich irgendwie gelungen, sich selbst anzurufen, als er zwei Handys bei sich trug. Er fragte sich daraufhin, was er sich wohl mitteilen wollte. Dieses Erlebnis war der Zündfunke zur Entstehung des Songs. Skoglund erzeugt mit seinen versierten Partnern einen elastischen Groove, der Eleganz und Bodenständigkeit erkennen lässt. Auch hier ertönt glänzender, erdiger Southern-Rock. Der Track wird von einem dezenten Southern-Soul-Feeling durchzogen, was ihn gelenkig macht. Zudem wird ihm durch ein variables Gitarren-Solo Robustheit verliehen.
Der texanisch-kalifornische Calexico-Sound-Mix hat anscheinend die Stimmung von "The Beginning Of The End" beeinflusst. Der Song setzt auf aufmunternde und polyrhythmische Takte, so dass er sich durchaus auch für den Tanzboden eignet. "Little Star" gab es schon auf "Meanwhiling" als instrumentale Akustik-Gitarren-Version im introvertierten Stil von Ry Cooders "Paris, Texas". 
Der Titel spielt sich auf der dunklen Seite des Ausdrucks-Spektrums ab und hätte dadurch auch gut zu "Iago" gepasst. 

"Garland" kann als Übergangs-Album auf der Suche nach ausdrucksstarken, den Horizont erweiternden Klang-Bausteinen angesehen werden. Mit dem Ziel, sich im Meer der Singer-Songwriter abzugrenzen und zunehmende Eigenständigkeit zu erlangen. Das neue Werk ist vielseitig, ohne dass der Wiedererkennungswert dabei verloren geht. Auf "Iago" ragten besonders die geheimnisvollen, verschachtelten Songs heraus, die an David Crosby denken ließen. Davon gibt es aktuell nicht so viele. Daniel "Boda" Skoglund weitet sein Spektrum angemessen aus, wobei die Erwartungshaltung an hochkarätige Songs trotzdem erfüllt wird. Die Arbeit des Musikers bleibt also weiterhin spannend und anregend.

Die aktuellen Lieder offenbaren das Anliegen des schwedischen Künstlers, seine Möglichkeiten weiter auszudehnen und stilistisch nach allen Seiten offen zu sein. Wie an einer Girlande reiht der einfallsreiche Musiker seine unterschiedlich motivierten Stücke auf und erzeugt Schwingungen, die eine in Summe sehr gehaltvolle, abwechslungsreiche Kompositions-Sammlung bilden. Songs Of Boda bleibt also weiterhin Mitglied im Club der herausragenden Singer-Songwriter.

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