LACODA - Fear No Ghost

Mut und künstlerische Entwicklung: LACODA springt mit "Fear No Ghost" über ihren Schatten.

Die 33-jährige Berlinerin Verena Wickel produzierte Electro-Beats für die Kreuzberger Club-Szene, die sie mit ihrer Stimme verzierte. Unter dem Künstlernamen LACODA erschafft sie nun Songs, bei denen der Rhythmus nicht unbedingt die erste Geige spielen muss. 

"Fear No Ghost" heißt ihr erstes Werk und mit dem Titel spricht sie sich Mut zu: "Fürchte nicht die Geister der Vergangenheit und wage den Schritt in eine neue Richtung" könnte ihr Credo sein.
Credit: Marie Staggat

Für das Trennungs-Szenario in "Stay Loyal" steht der Künstlerin ihr Produzent Owen Ross als Gesangspartner zur Verfügung. Sie gestalten gemeinsam ein märchenhaft-verträumtes, barockes Pop-Epos, das musikalisch nicht nur durch die Kombination von heller und dunkler Stimmlage an "Where The Wild Roses Grow" von Nick Cave und Kylie Minogue aus 1995 erinnert.
Die pumpenden Disco-Takte gehen in die Beine und lassen das Synthie-Pop-Stück "Here/Now" als ideales Futter für lässig auftretende Tänzer erscheinen.
Der Titel-Track "Fear No Ghost" vollzieht die Integration von elektronisch instrumentiertem Pop und variabel arrangiertem Singer-Songwriter-Stoff innerhalb von drei Minuten und umfasst damit eine ganze Palette von Erfahrungen, die sich in diesem Song lustvoll vereinen.
Mit "Damsels In Distress" steigt LACODA ins Power-Pop-Fach ein und liefert ein belebend-optimistisches Stück ab, das hinsichtlich seiner aufbauenden Wirkung eigentlich bei allen Radiostationen rauf und runter gespielt werden sollte.
Der "Nineties Song" 
und "Midnight In June" 
halten hämmernde Takte bereit, die für die Gleichförmigkeit im Leben stehen können, während punktuell auftauchende Gitarren die Freiheit feiern und mit dem Gesang Sinnlichkeit einkehrt.

Für den mystisch-verwunschenen Art-Pop "Siren’s Slumber" werden vertrackte, hypnotisch verschobene Krautrock-Rhythmen verwendet, die dem Stück eine eigentümliche Exotik zukommen lassen.
Die Gitarren-Akkorde von "Always Could" erinnern an den New Wave-Hit "My Sharona" von The Knack. Melodisch ist das Lied dagegen eher dem unbekümmerten Sunshine-Pop zuzuordnen.
"Jealousy" macht einen Abstecher in den Alternative-Rock-Bereich und positioniert sich diplomatisch zwischen Blues- und Hard-Rock.
Da sind sie wieder, die Club-Sound-Beats, die ein Teil der musikalischen DNA von Verena Wickel ausmachen. Aber die Maschinen-Takte dominieren "I Lost Myself" nicht vollends. Der Gesang vermittelt zwischen den druckvollen Bässen und den sensiblen akustischen Einschüben, sodass der Song gewissermaßen ein Zwitter aus extrovertierten und introvertierten Klängen darstellt.
Die Ballade "Made To Last" verdeutlicht noch einmal die Wandlung der Musikerin von der reinen Tanz-Rhythmus-Erzeugerin hin zur Verfasserin von auskomponierten Songs. Die elektronische Ausgestaltung dient hier nur als schmückendes Beiwerk und der Takt wird durch Percussion-Instrumente erzeugt, die sich organisch und unaufgeregt einfügen.

LACODA ist mit "Fear No Ghost" quasi über ihren eigenen Schatten gesprungen: Sie hat die Adrenalin-gesteuerte Club-Szene durch eine Welt eingetauscht, bei der jegliche Art von Emotionen zugelassen sind und auch benötigt werden, um ein möglichst authentisches Abbild der menschlichen Empfindungen zu spiegeln. Hierbei hat die Berlinerin unverstellte Kreativität walten lassen und ein großes Tor zu einer neuen Sound-Dimension aufgestoßen, die sie mit ihren Ideen fantasievoll anreichern kann. Der erste Schritt dahin ist ihr schon mal vortrefflich gelungen.

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