Patrick Watson - Love Songs For Robots (2015)

Der eigenwillige, verschrobene Songwriter PATRICK WATSON hat mit seiner 6. Veröffentlichung LOVE SONGS FOR ROBOTS seine bisher ausgeglichenste Song-Sammlung vorgelegt. Das ist was für Freunde von RADIOHEAD oder ANTONY & The Johnsons.
Der kauzige, verschrobene Interpret Patrick Watson legt eine schlüssige, berauschende Liedersammlung vor, die Anhängern von Radiohead oder Antony & The Johnsons gefallen sollte.
Patrick Watson, Jahrgang 1979, wurde in Kalifornien geboren und wuchs in Kanada auf. „Love Songs For Robots“ ist das sechste Album des eigenwilligen Lieder-Konstrukteurs mit der nuschelnden, querlaufenden Stimme. Manchmal hört sich das so an, als würde eine Kieferanomalie zu diesen teilweise undeutlichen Tönen führen. Aber nach kurzer Eingewöhnung akzeptiert man diese Laute als individuelles, unverwechselbares Merkmal eines nach persönlichem Ausdruck suchenden Künstlers. Watsons Musik war bisher durch stilistische Experimentierfreude geprägt. So fanden sich neben Folkeinflüssen auch Jazz-Anspielungen, Klassik-Referenzen, Psychedelic-Rock-Einschübe und Chanson- sowie Cabaret-Bezüge in seinen Songs.
Love Songs for Robots (Lp+7inch+Mp3) [Vinyl LP] - Patrick Watson ...
Wie aus einer Traumsequenz kommend, dringt aus einem Nebel von schemenhaften Eindrücken allmählich die Struktur von „Love Songs For Robots“ ins Bewusstsein. Patricks Stimme erscheint verschlafen, so dass das Szenario des Eröffnungs-Tracks rätselhaft bleibt.

Bei „Good Morning Mr. Wolf” wird dann zwar ein Schlagzeug eingesetzt, aber trotzdem ist der entstandene Sound fernab von Rock`n`Roll. Die Stimmung ist weichgezeichnet und die Konturen verwischen in Richtung psychedelischer, kammermusikalischer Spielerei. Watson setzt seinen Gesang dabei als Aufmerksamkeitsmagnet ein und die Steel-Guitar weint dazu. In „Bollywood“ wimmert der introvertierte Songwriter zunächst mehr als er singt. Unweigerlich denkt man dabei an Antony & The Johnsons oder Radiohead. Der Track blüht zur Mitte hin förmlich auf, um nach einem furiosen Intermezzo in seine Versponnenheit zurückzufallen.
Die Intimität eines Leonard Cohen-Songs begegnet uns zunächst in „Hearts“. Dieser Zustand weicht nach und nach einer lebhaften Gospel-Atmosphäre. An David Bowies „Space Oddity“-Phase erinnert „Grace“, während „In Circles“ nur ein kurzes meditatives Zwischenspiel darstellt. Prince trifft auf Antony, wenn „Turn Into The Noise“ gespielt wird. Dieses Stück wurde übrigens für den Soundtrack der Zombie-Serie „The Walking Dead“ verwendet. Im Gegensatz dazu passt sich das folkig-luftige, unverkrampfte „Alone In The World“ dem ansonsten überwiegend ruhigen Ablauf des Projektes an. „Know That You Know“, mit über sieben Minuten das längste Stück in dem Lieder-Reigen, scheint wie benebelt oder betäubt vor sich hin zu torkeln. „Places You Will Go“ zieht da schon beschwingter, wacher und aufmerksamer seine Kreise. Und das, obwohl auch dieser Song letztlich von einer verträumten Grundstimmung lebt.
Nach eigener Aussage sollte die Musik von „Love Songs For Robots“ ursprünglich so klingen, als ob Science Fiction-Rhythm & Blues auf Vangelis-Erotik trifft. Wobei diese Mischung noch mit einer Schale voller Folk-Musik veredelt werden sollte. Da Patrick aber beim Entstehungsprozess durch private Probleme abgelenkt wurde, schlichen sich persönliche Befindlichkeiten ein, die das Grundprinzip beeinflussten. Zumindest ist durch diese Konstellation dann eine im besten Sinne psychedelische Stimmung entstanden. Der Hörer wird für die Spieldauer in eine alternative Klangwelt versetzt, bei der alle andere Musik zunächst bedeutungslos ist. Das Konzept macht einen in sich geschlossenen, durchdachten und logischen Eindruck. Die Töne vermitteln Gelassenheit, sind häufig introvertiert sowie teilweise bizarr oder merkwürdig. Das wirkt manchmal etwas weltabgewandt, ist aber auch wohltuend originell.

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