ALECTRO - School Of Desire (2015)

Der Singer-Songwriter und Gitarrist Steve Kirkman und der Bassist und Produzent Jeff Eyrich machen unter dem Namen ALECTRO Roots-Rock der besonderen Art. 
Zwei Roots-Rock-Veteranen mischen die Szene gewaltig auf und zeigen als Alectro, wie man mit minimalem Einsatz ein maximales Ergebnis erzielen kann.
Mit dem Projekt Alectro erleben zwei gestandene Musiker ihren zweiten Frühling, der sich trotz der Verwendung von beinahe archaischen Musikstilen wie ein Jungbrunnen anhört. Das Duo besteht aus dem Singer-Songwriter und Gitarristen Steve Kirkman und dem Bassisten und Produzenten Jeff Eyrich. Beide leben in New York und haben schon eine bewegte musikalische Vergangenheit hinter sich. Kirkman ist auf einer Farm in North Carolina großgeworden und hatte in diesem Umfeld früh Berührung mit Country, Blues, Gospel und Rock`n`Roll. Seine Arbeit als Musiker, Toningenieur und Produzent hat ihn dann später nach New York geführt, wo er nach der Jahrtausendwende auch eigene Alben rausgebracht hat. Wer sich in den 80er-Jahren mit dem wieder aufkeimenden Roots-Rock beschäftigt hat, dem ist sicherlich der Name Jeff Eyrich nicht unbekannt. Schließlich war er für stilprägende und innovative Produktionen solcher wegweisenden Acts wie The Plimsouls, The Blasters, The Gun Club, Thin White Rope und T-Bone Burnett verantwortlich.
School of Desire - Alectro: Amazon.de: Musik
Nun wollen es die beiden Profis nochmal unter neuen Voraussetzungen wissen. Bewaffnet nur mit Standbass, Gitarren, etwas Schlagzeug oder Beatbox erzeugen sie einen vibrierenden, mitreißenden Sound, der ab und zu mit ein wenig Chorgesang oder Trompeten garniert wird. Das Ergebnis enthält das Beste aus Rockabilly, Surf, Ennio Morricone-Soundtracks und Country-Folk. Der Klang ist im Grunde genommen vertraut, wirkt aber in dieser Aufmachung lebendig, aufreizend, knisternd und überraschend. Zu Beginn lassen Alectro mit „The Debt“ den Mariachi-Sound von Calexico erklingen, um gleich im Anschluss daran mit dem titelgebenden Song einen treibenden Rockabilly-Wüstenrock-Hybriden rauszuhauen. Seinen Dampf erhält dieses Gebilde durch die scharfen E-Gitarre und der Kombination von natürlichem Schlagzeug mit einer unbarmherzig tickenden Beatbox. 
Dieser mechanische Rhythmus begleitet auch den giftig zischelnden Boogie-Blues „Fork In The Road“ und belebt die Woody Guthrie-Nummer „Hard Travelin`“. Aus dem ursprünglichen Folk-Song bastelte das Duo einen swingenden Rockabilly-Tune.
Zwar wird bei „Shining Star“ das Tempo zurückgenommen, die Intensität bleibt aber erhalten und entlädt sich über den kräftigen Refrain-Gesang. Beim instrumentalen „Sunset At County Line“ spürt man Weite und Gelassenheit. Für drei Minuten kann man die Seele baumeln lassen. Mit „Cross And The Switchblade“ wird der Hörer sanft in einen Western-Sound eingeführt, bevor das schon oft gecoverte „Tobacco Road“ etwas zu behäbig und unspektakulär den Fuß wippen lässt. „Take Me To The Highway” ist da schon interessanter und gibt Raum für Fernweh, Bilder von endlosen Highways und Gedanken voll unerfüllter Sehnsucht. In den 80er-Jahren sorgte die Band Wall Of Voodoo um den Songwriter und Sänger Stan Ridgway für Aufmerksamkeit. Sie hatten einen Achtungserfolg mit „Mexican Radio“, das sehr originell Roots-Music mit Drum-Computer-Rhythmen verband. Hieran knüpft das mystische „Whiskey Water” an. Das Album endet mit dem atmosphärisch dichten Instrumentaltitel „Sunrise At Faria“, der wie der Abspann zu einem Spaghetti-Western klingt.
Alectro bieten rundum gute Unterhaltung, weil sie cool, clever und erfahren sind. Billige Tricks sind bei ihnen nicht drin. Die Musik hat traditionelle Wurzeln, charaktervolle Kompositionen und beherbergt zeitlos-raffinierte Ideen, die für einen kurzweiligen Hörgenuss sorgen.

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