WILCO - Star Wars (2015)

Unverhofft kommt oft: Wilco verschenken über ihre Webseite einen Download ihres aktuellen, neunten Studio-Albums, das offiziell erst am 21.08.2015 erscheint.
Jeff Tweedy hat mit Wilco den überzeugenden Wandel vom Americana-Sound zu einer allumfassenden, stilsprengenden Band vollzogen. Erstaunlicherweise erntete er mit diesem kompromisslosen Kurs nicht nur Kritiker-Respekt, sondern heimste auch kommerziellen Erfolg ein. Die letzten Studioaufnahmen der aufgeschlossenen Formation sind jetzt auch schon vier Jahre alt („The Whole Love“, 2011) und Jeff hatte inzwischen zusammen mit seinem Sohn unter dem Namen Tweedy einen Teil seiner Ideen an die Öffentlichkeit gebracht („Sukierae“, 2014). Jetzt gibt es aus heiterem Himmel unangekündigt vorab das neue Wilco-Album zum legalen, kostenlosen Download über die Wilco Homepage wilcoworld.net. Der Grund dafür sei der Spaß an der Überraschung, verkündete der Chefdenker der Rock-Band.
Star Wars - Wilco: Amazon.de: Musik
Es gibt 11 neue Einblicke in den derzeitigen Entwicklungsstand der Gruppe mit einer Laufzeit von 34 Minuten. Man weiß noch nicht, ob die reguläre CD-Veröffentlichung am 21.08.2015 ausführlicher ausfallen wird. Aber es ist bekannt, das die Vinyl-Version von „Star Wars“ erst Ende November erscheint. Nach einem schrägen, lärmenden, instrumentalen Intro („EKG“) erinnert „More…“ an die Beatles, als sie am Übergang vom Power-Pop zur psychedelischen Pop-Musik standen. Mit drängendem Glam-Rock wartet danach „Random Name Generator“ auf. T. Rex und David Bowie zur Zeit der „Ziggy Stardust“-Phase kommen beim Hören in den Sinn. Lou Reed und Rockabilly verschmelzen bei „The Joke Explained“ und auch das stoische, monotone „You Satellite“ klingt wie eine Hommage an den Velvet Underground-Gründer.
„Taste The Ceiling“ ist Country-Folk, der nicht reinrassig ist, aber hinsichtlich seiner sehnsüchtigen und dennoch optimistischen Ausrichtung zielführend interpretiert wird. Ein stumpfer, riffbetonter, kurzer Rocker verbirgt sich hinter „Pickled Ginger“ und mit „Where Do I Begin“ wird eine schrammelige Ballade, die zum Ende erweckende Break-Beat-Stacheln trägt, geboten. Die nervös zischenden, giftig quengelnden Gitarren von „Cold Slope“ deuten darauf hin, dass die Musiker in letzter Zeit viel New Yorker Endsiebziger-Wave-Punk von Television oder Richard Hell gehört haben könnten. Das lässt sich auch beim zackigen, kurz angebundenen, Punk adaptierenden „King Of You“ ableiten. Der Song-Reigen wird durch die mysteriöse Ballade „Magnetized“ beendet, die sich anhört, als hätte sie sich John Lennon ausgedacht.
„Star Wars“ bietet schnörkellose, druckvolle, auf den Punkt gebrachte, professionell durchkomponierte Songs, die spontan wirken, aber trotzdem virtuos ausgestaltet wurden. Das Sextett lässt sich gerne von neuen Einflüssen inspirieren, lebt diese auch offen aus, bleibt dabei aber unverwechselbar und geht unbeirrbar seinen Weg. Wilco ist längst eine Klasse für sich, nicht unangreifbar, aber geschmackssicher. Die Attraktivität ihrer Songs liegt darin, dass sie intelligent und überraschend arrangiert werden, sowie raffinierte Wendungen und ausgeklügelte Melodien aufweisen. Spielfreude trifft hier auf Kreativität. Ihre Individualität und beständige Qualität führt zu einer hohen Fan-Bindung, die solche Maßnahmen, wie dem Download-Geschenk, möglich machen. Mit dem neuen Werk untermauern sie ihren Status, eine verlässliche Größe im Rock`n`Roll-Zirkus zu sein.



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