STEVE MASON - MEET THE HUMANS (2016)

Die BETA BAND ist längst Geschichte. Aber deren Frontmann STEVE MASON macht weiter Musik. Sein drittes Solo-Album MEET THE HUMANS ist sehr ausgewogen ausgefallen und genau die richtige Einstimmung auf den (hoffentlich) nahenden Frühling.

Homogenität statt Überraschungsangriffe. Steve Mason hat seinen inneren Frieden gefunden.

Der kurze Ruhm der Beta Band ist längst verblasst. Die britischen Pop-Psychedeliker wurden um die Jahrtausendwende zeitweise als das nächste große Ding gehandelt und galten als Aushängeschild für intelligente Pop-Musik. Der Sänger dieser Formation, die 1997 von drei Freunden aus Edinburgh gegründet wurde, war Steve Mason, der jetzt seine dritte Solo-Platte herausbringt. Der Pop-Intellektuelle bedient sich immer noch frei im Universum der bedeutsamen Klänge und bastelt sich seine eigene akustische Welt zusammen. Kauzig, aber originell.
Mason hat seit der Auflösung seiner Gruppe im Jahr 2004 belastende Zeiten durchlebt. Schulden und Depressionen beeinflussten sein Leben, aber er fand trotzdem noch Muße, sich musikalisch auszudrücken. Seine neueste Veröffentlichung steht im Zeichen der Veränderung. Musikalisch geht es voluminöser und geschmeidiger zu. Das Ensemblespiel wurde dazu intensiviert. Persönlich hat ein Umzug nach Brighton die Perspektiven verändert und den Tüftler aus der Isolation zurück zu sozialen Kontakten geführt.
Meet The Humans by Steve Mason on MP3, WAV, FLAC, AIFF & ALAC at ...
Steve`s Solo-Schaffen ist gemessen an der Beta Band-Phase nicht unbedingt genauso abenteuerlich, frech und überraschend. Sein Umgang mit unterschiedlichen Stilen, Arrangements und Einflüssen ist aber ähnlich offen. Mit dem locker-leichten Soft-Rock von „Water Bored“, der durch muntere Rhythmus-Begleitung aufgepeppt wird, findet ein gelassener Einstieg in das aktuelle Werk des Briten statt. „Alive“ groovt auch gemächlich-entspannt, wie milder, sonnenverwöhnter, kalifornischer Pop. Exotisch-weltmusikalische Beigaben heben den Track aus dem üblichen Pop-Verständnis hervor. „Alright“ könnte auch als Beitrag von Pulp durchgehen. Hier werden aufmüpfige New Wave-Eindrücke mit luxuriösen Verzierungen versehen. Der lässige Umgang mit Zitat-Fragmenten setzt sich auch bei „Another Day“ fort. Die beschwingte Musik wirkt, als wäre sie von einem frisch Verliebten erdacht und umgesetzt worden, denn es schwingt in allen Lagen eine zufriedene Grundstimmung mit.
„Sister Morphine“ von den Rolling Stones bekommt Grand Piano- und Streicher-Begleitung: So in etwa klingt „Ran Away“. „To A Door“ wird von einer eingängigen Folk-Pop-Stimmung geprägt, die von Simon And Garfunkel beeinflusst erscheint. Das ist hübsch, aber unspektakulär. „Hardly Go Through“ verbindet quasi eine Light-Version von „Waiting For The Man“ von Velvet Underground mit Dream-Pop. Traurig und ehrfürchtig wurde dagegen „Through My Window“ gestaltet. Piano und Gitarre klingen wie splitterndes Eis und untermalen so einfühlsam die innige Stimmung.
Dynamischer, akustischer Folk-Rock gibt die Richtung bei „Planet Sizes“ an.
Im Gegensatz dazu fließt „Like Water“ romantisch angehaucht durch die Gehörgänge, wobei durch moderat wechselnde Melodiebögen eine bewegliche Eigendynamik erzeugt wird. Breakbeats mischen dann „Words In My Head“ auf. Die Nervosität, die sie vermitteln, wird zwar einigermaßen im Zaum gehalten, trotzdem reißt die Zappeligkeit den Hörer aus der weit verbreiteten, konsequenten Gradlinigkeit heraus.
„Meet The Humans“ ist mehr aus einem Guss als alle Beta Band- und Steve Mason-Arbeiten zuvor. Die Ausgewogenheit wirkt sich jedoch nicht negativ auf den Spannungsbogen aus, da die einzelnen Songs im Innenverhältnis genügend Abwechslung zu bieten haben. Die Musik spiegelt ein Stück weit die wiedererlangte persönliche Stabilität des Musikers wider und könnte die Basis für weitere gelungene phantasievolle musikalische Ausflüge sein.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Waiting For Louise - Rain Meditation

Jahresbestenliste 2023

Lesestoff: Pop steht Kopf