Monster Truck - Sittin´ Heavy (2016)

Letzte Woche gab es von deWolff ein großartiges Rock-Album, diese Woche legen MONSTER TRUCK mit ihrem zweiten Werk SITTIN` HEAVY nach.

Monster Truck erweisen sich als Meister ihres Fachs und verleihen dem Hard-, Heavy- und Southern-Rock neuen Glanz.

Die Triebfeder für eine Weiterentwicklung sind häufig Neugier und der unbedingte Wille, besser werden zu wollen. Das Annehmen von konstruktiver Kritik gehört genauso dazu wie die Einsicht, sich nicht von vornherein für vollendet zu halten. Wenn sich eine Rock-Band allerdings den Namen Monster Truck gibt, liegt die Vermutung nahe, dass sie auf dicke Hose machen will und sich hoffnungslos überschätzt.
Das trifft jedoch hier nicht zu, denn die Rocker aus dem kanadischen Ontario haben die Erfahrungen, die sie als Support für Guns N` RosesSlashAlice In Chains oder ZZ Top sammeln durften, für ihre Entfaltung verwertet. Das Quartett hat bei diesen Gelegenheiten seine Fähigkeiten und Möglichkeiten an den Kollegen gemessen und war stets bemüht, das vorhandene Potential auszuschöpfen und seine Qualitäten zu erweitern.
Monster Truck: Sittin' Heavy (CD) – jpc
Herausgekommen ist dabei jetzt mit „Sittin' Heavy“ die zweite Platte der Gruppe, die als ernstzunehmender Anwärter für die lebendigste Rock-Scheibe des noch jungen Jahres an den Start geht.
„Why Are You Not Rocking?“ dreht gleich zu Beginn voll auf und benutzt stürmische Akzente, wie sie auch Grand Funk Railroad eingesetzt haben, zu einem furiosen Auftakt. Hier schwingt die Wut der Band darüber mit, dass sie bei einem Auftritt beobachten musste, wie etliche Kids in den vordersten Reihen mit ihren Smartphones beschäftigt waren, anstatt sich auf die Musik einzulassen.
„Don`t Tell Me How To Live“ fordert inhaltlich die Akzeptanz des Partners für einen individuellen Lebensstil in einer Beziehung ein. Der melodische, aber druckvolle Hard-Rock kann sowohl Fans der kanadischen 70er-Jahre-Combo Guess Who („American Woman“) erfreuen, wie auch die Garagen-Rock-Anhänger der Bottle Rockets begeistern.
Der Boogie-Rock von „She`s A Witch“ erinnert an Bad Company und überzeugt durch engagierten, aggressiven Gesang und einen unwiderstehlichen Schwung. In die gleiche Kerbe schlägt das treibende „New Soul“, das sinnbildlich den Schweiß von der Decke tropfen lässt.
„Things Get Better“ bringt den Boogie-Blues ein weiteres Mal zurück und zeigt, wie wandelbar die Band innerhalb dieser Spielart agiert.
Wie ein verlorener Track von Creedence Clearwater Revival hört sich das flotte „For The People“ an. Sämig, aber kräftig wird dann „Black Forest“ präsentiert. Diese Power-Ballade gefällt wegen des selbstbewussten Gesangs und einer angemessenen, zurückhaltenden Gitarrenarbeit. Und „Another Man`s Shoes“ zeigt dann noch Heavy-Blues-Rock in der Tradition von Led Zeppelin.
„The Enforcer“ animiert zum Mitgrölen, wird aber trotzdem nicht in die Belanglosigkeit abgedrängt, weil der Titel einfach Dampf macht. Wie zähes Magma bewegt sich der Grunge-Blues von „To The Flame“ vorwärts und walzt alles nieder, was sich ihm in den Weg stellt. Den Abschluss bildet die Ballade „Enjoy The Time“, die Southern Soul und Southern Rock miteinander verheiratet und dadurch Erinnerungen an die Marshall Tucker Band wach werden lässt.
Das ganze Album hört sich sehr gut durchdacht und straff organisiert an. Da bleibt kein Raum für ausschweifende Improvisationen oder übertriebene Selbstdarstellungen. Es wird ein kompakter Gruppensound praktiziert, der die Lust am packenden, mitreißenden Song in den Vordergrund rückt und außerdem noch die Spielfreude in den Mittelpunkt des Geschehens stellt.
Die Kanadier brennen über die gesamte Laufzeit ein leidenschaftliches Feuerwerk ab und sind in allen Positionen überdurchschnittlich gut besetzt. Jon Harvey singt kernig und saftig, so dass er genauso im Grunge- wie auch im Blues-Rock einsetzbar ist. Die Rhythmus-Fraktion, zu der auch Mr. Harvey als effektvoller Bassist gehört, wird durch Steve Kiely am Schlagzeug komplettiert. Der Drummer ist ständig präsent und peitscht die Songs durch sein dynamisches Spiel voran. Gitarrist Jerry Widerman gehört sicher zu den besten Teamplayern seines Fachs. Sich in seiner Rolle in den Vordergrund zu spielen, ist einfacher, als den Gruppensound songdienlich zu unterstützen. Aber genau das gelingt ihm hervorragend. Der Keyboarder Brandon Bliss sorgt mit geschmackvollen füllenden Akkorden für einen vollen Klang und setzt dabei noch markante Eckpunkte.
Monster Truck ist eine Vorzeige-Rock-Band, die in der Lage ist, ein Album zu produzieren, das in einem Stück durchhörbar ist und auch im Dauereinsatz nicht so schnell an Spannung verliert. Das ist zwar „nur“ Rock & Roll, aber der wurde großartig in Szene gesetzt.

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