PAPER TIGERS - HEAD OVER HEALS (2016)

Vieles, was die 60er und frühen 70er Jahre so unterhaltsam gemacht hat, wird von den dänischen PAPER TIGERS zum Leben erweckt. Ihr erstes Album HEAD OVER HEALS ist zwar Retro, klingt aber taufrisch.

Die dänischen Paper Tigers haben den Sound der 60er- und frühen 70er-Jahre verinnerlicht.

Den Einfluss elterlicher Vorbildfunktion für die musikalische Sozialisation sollte nicht unterschätzt werden. So war der Vater der Brüder Linus und Andreas Valdemar als regional bekannter Folksänger für die Prägung seiner Jungs verantwortlich. Im Hause Valdemar war nämlich der Sound der 60er- und frühen 70er-Jahre ständig präsent und brachte Linus dazu, Songs zu schreiben, Gitarre zu spielen und zu singen. Sein Bruder Andreas lernte unterdessen, den Bass zu bedienen. Zusammen mit Schlagzeuger Niklas Løvén und Keyboarder Sebastian Martin bilden die Dänen heute die Besetzung der Paper Tigers.
Paper Tigers - Head Over Heels (2014, Vinyl) | Discogs
Mit „Head Over Heals“ liegt nun ihr erstes Album vor, nachdem sie bereits 2011 zur besten Rockband bei den dänischen Underground Music Awards gewählt wurden und 2012 die EP „If We May?“ erschien. Das Quartett verfügt über einen dichten, akzentuierten Sound mit üppigen Arrangements, die jedoch nicht überladen sind. Verschachtelte Melodien und exakt platzierte Harmoniegesänge tragen zu dem erfahren wirkenden Klangbild bei.
Entsprechend ihrer Vorlieben sind die Verweise vielfältig: „Turn You On“ transportiert die Raffinesse von Big Star-Kompositionen, während „Head Over Heels“ den Power Pop-Schwung von Badfinger eingefangen hat.
Würde Bob Dylan der „Subterranean Homesick Blues“-Phase mit den Monkees und Moody Blues gekreuzt werden, könnte sich das Ergebnis wie „The Devil May Care“ anhören. Und „Help“ von den Beatles und „Sympathy For The Devil“ der Rolling Stones ergeben als Quersumme in etwa „Better Than Nothing“.
Aber damit nicht genug: „Never Before“ und „This Is Not Alright“ sind unverwüstliche jugendlich-ungestüme Tracks, die ihre Inspiration sowohl von den Beatles wie auch von Oasis bezogen haben. „We Should Head Home“ sowie „Cave Man“ sind aus etwas anderem Holz geschnitzt: Handfeste, druckvolle Gitarren geben den Songs einen hart rockenden Anstrich.
Allerdings gibt es auch Bedarf an Feinjustierung: „The Nights Are Not Meant For Sleep“ ist ein szenisch aufgebauter Pop-Rocker, der jedoch nicht die Durchschlagskraft von einfacher strukturierten Songs erreicht. Zudem sind die Balladen „All Inside My Mind“ und „Goodbye“ etwas zu blumig-romantisch geraten.
Die jungen dänischen Paper Tigers haben einige Klangvorstellungen anscheinend intravenös aufgenommen und reproduzieren sie nun professionell, ohne als Plagiatoren aufzutreten. Dabei erweisen sie sich als gute Performer, kluge Komponisten und einfühlsame Interpreten.

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