HAYES CARLL - Lovers And Leavers (2016)

HAYES CARLL tritt in die Fußstapfen von legendären texanischen Songwritern wie TOWNES VAN ZANDT, GUY CLARK, JERRY JEFF WALKER oder RAY WYLIE HUBBARD. Sein neues, akustisches Album LOVERS AND LEAVERS weist ihn als großen Geschichtenerzähler aus.

Hayes Carll legt mit dem akustischen Album "Lovers And Leavers" seine Reifeprüfung ab und klingt dabei so erfahren wie seine wesentlich älteren Vorbilder.

Er ist ein texanisches Urgestein und wurde am 9. Januar 1976 in The Woodlands, einem straff durchorganisiertem, ökologischem Lebensraum, der etwa 45 km nördlich von Houston liegt, geboren. Hayes Carll gehört damit nicht mehr zu den Newcomern der Singer/Songwriter-Szene seines Landes, aber auch nicht zu den alten Hasen. Im Jahr 2002 kam sein erstes Album „Flowers & Liquor“ raus. Damals gab es schon Vergleiche mit den Urgesteinen Jerry Jeff Walker („Mr. Bojangles“) und Townes Van Zandt, was für ihn Fluch und Segen zugleich war. Fluch, weil die Erwartungshaltung an ihn immens hoch war und Segen, weil ihn diese Vorschusslorbeeren im Geschäft hielten.
Lovers and Leavers - Hayes Carll: Amazon.de: Musik
Mit „Lovers And Leavers“ veröffentlicht er jetzt sein fünftes Werk, auf dem sich der Sänger, Komponist und Gitarrist auf einer Höhe mit den Altmeistern zeigt. Diese eigenwilligen, knurrigen Liedschmiede mit den großen Herzen, ihrer Freiheitsliebe und der Melancholie im Herzen, wie Guy Clark („Desperados Waiting For A Train“), Robert Earl Keene Jr., Ray Wylie Hubbard oder Butch Hancock haben mit ihm einen würdigen Gleichgesinnten erhalten, der ihre Vortragsweise übernimmt und damit diese Kunst lebendig weiterentwickelt.
Hayes verzichtete aktuell bewusst auf Ausflüge in den Rock-Bereich und spielte mit seinen Mitstreitern Jay Bellerose, Schlagzeug (u.a. für Steve EarleBuddy Miller), David Piltch am Bass (Richard ThompsonWillie Nelson), Tastenmann Tyler Chester und Pedal-Steel-Gitarrist Eric Heywood (The JayhawksRay LaMontagne) eine urwüchsige, reife Country-Folk-Platte ein. Als Songwriter-Partner hat er sich einige Hochkaräter wie Darrell Scott und Jim Lauderdale engagiert, so dass ein hoher Qualitätsstandard garantiert ist.
Der Opener „Drive“ ist knarzig und nachdenklich-melancholisch, ohne verzweifelt zu klingen. So richtig aus dem Leben gegriffen eben. Es gibt keine aufwändigen Arrangements. Eine akustische Gitarre, gelegentliche Bass-Noten, etwas Percussion und ein wenig Piano-Unterstützung reichen, um eine vertraute, tiefsinnige, seriöse Atmosphäre zu schaffen. In Szene gesetzt hat dieses eindringlich-entspannte Klima Joe Henry, der dafür bekannt ist, das Vorhaben der Künstler sensibel und gekonnt zu unterstützen.
Sehnsüchtig begleiten die Saiteninstrumente den eindringlich singenden Texas-Troubadour bei „Sake Of The Song“ (das ist nicht die Townes Van Zandt-Komposition). Das Schlagzeug spielt einen federnden Takt und Piano- und Orgel-Verzierungen werden sparsam zugesteuert. „Good While It Lasted“ ist gut abgehangener, unaufgeregter Storyteller-Folk mit leicht brüchigem Gesang, der die Intimität des Stückes noch steigert.
In Texas werden gerne Walzer gehört. „You Leave Alone“ ist ein langsames Exemplar, welches durch fingerschnippende Percussion auffällt. Die atmosphärische Country-Nummer „My Friends“ wird als nächstes durch den zunehmend dramatisch werdenden Gesang aus seiner Lethargie gerissen. Die Ballade „The Love That We Need“ besticht durch seine kompositorische Raffinesse und erinnert in diesem Punkt an die besten Arbeiten von Ryan Adams. Sehr langsam wird „Love Don’t Let Me Down“ vorgetragen und symbolisiert dadurch das Leiden einer verletzten Seele. Ein räumlicher Klang mit ruhigem Verlauf und Platz zwischen den Noten wird beim ausgereiften, ausgeglichenen „The Magic Kid“ geschaffen
und das wortreiche „Love Is So Easy“ sticht durch einen einigermaßen flotten Takt hervor. „Jealous Moon“ entlässt den Hörer dann mit beruhigenden Tönen, die durchaus Schlaflied-Charakter haben.
Hayes Carll führt die Texas-Country-Outlaw-Bewegung würdevoll fort. Er beweist mit seinen neuen Songs, dass er in der Lage ist, mit einfachen Mitteln durch seine Persönlichkeit, luftig-filigrane Arrangements, Sensibilität und einprägsame sowie reizvolle Melodien eine Brücke von den Country-Traditionen zur Gegenwart zu schlagen und dabei qualitativ zu überzeugen. Diese zeitlosen Lieder etablieren Hayes Carll als wichtige Institution im Country-Folk Genre.

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