Trapper Schoepp - Rangers & Valentines (2016)

TRAPPER SCHOEPP ist ein relativ neuer Name im erweiterten Americana-Umfeld, der Aufmerksamkeit verdient hat. Mit Unterstützung von BRENDAN BENSON (The Raconteurs) hat er ein vielseitiges Album aufgenommen.

„Rangers & Valentines“ ist ein typisches Übergangsalbum eines aufstrebenden Songwriters auf dem Weg zur eigenen Identität.

Trapper Schoepp aus Milwaukee wird vom semi-legendären Brendan Benson produziert. Das ist der Mann, der durch engagierte Solo-Arbeiten, die ihn als Kenner des lebendig-sprühenden Pop mit Widerhaken und Energie ausweisen, bekannt wurde. Außerdem ist er Mitglied des Musiker-Kollektivs The Raconteurs um Jack White (The White Stripes), das auch gerne mal härtere Töne anschlägt. Die führende Hand von Mr. Benson ist auf „Rangers & Valentines“ deutlich zu spüren und gibt den Songs straffe und transparente Konturen.
Der aufstrebende Schoepp hat durch seine Tourneen mit The WallflowersThe Jayhawks und The Old 97`s genügend Erfahrungen gesammelt, um seinen Kompositionen die nötigen Bestandteile zu verleihen und damit auf der Bühne einen Spannungsbogen aufbauen zu können. Auch im Studio lässt er keine Gleichförmigkeit aufkommen. Deshalb hält er das Repertoire innerhalb seiner Ausdrucksmöglichkeiten so variabel wie möglich. Benson sorgt im Hintergrund durch seine Produktion dafür, dass trotz des Stil-Hoppings ein Wiedererkennungswert entsteht. Trapper verfügt zudem über eine Stimme, die sowohl zum bildhaften Geschichtenerzähler wie auch als emotionaler Begleiter taugt, weil sie ausgeglichen und klar ist.
Review: Trapper Schoepp - RANGERS & VALENTINES - Classic Rock Magazin
Für „Mono Pt II“ werden galanter Pop und zupackender Rhythm & Blues gemischt. Das ergibt einen verführerischen Power-Pop/Motown-Soul-Hybriden. Zackige Bläser, einfühlsamer Gesang und eine bewegende Melodie sind die Markenzeichen dieses überzeugenden Songs. Auch bei „Tornado Alley“ geben die Bläser die Richtung vor und ein E-Piano bringt Blues-Feeling ein. Groovender Stax-Records Soul wie von Sam & Dave oder Eddie Floyd liegt in der Luft. Rock & Roll und Rhythm & Blues begegnen sich auf Augenhöhe. Ein weiteres Highlight wird mit „Settlin` Or Sleepin`Around“ gesetzt. Das ist hitverdächtiger Power-Pop, der stimmig, aufbauend und durchweg sympathisch rüberkommt.
Schneller R&B mit Rockabilly und Country-Beigaben, der auch Verschnaufpausen erhält, wird bei „Ballad Of Olof Johnson“ geboten. „Talking Girlfriend Blues“ geht nur anfangs musikalisch zurück zur Erzählweise eines Folk-Troubadours wie Woody Guthrie. Der griffige Song wird dann durch den kompakten Band-Sound aufgewertet und verdichtet.

Leidenschaftlich geht es im Stil eines Tom Petty unter Zusatz von U2-Gitarrensalven bei „Don`t Go“ zu. Ein Akkordeon, Pop- und Soul-Verweise sowie Streicher-Einschübe sorgen im Verlauf für eine liebliche Gestaltung. „Lost Cowboy“ ist eine schunkelnde Country-Folk-Nummer mit delikaten Mandolinen-, Steel-Guitar- und E-Gitarren-Passagen. „Dream“ hält gemäßigten Folk-Rock mit Harmonika und mexikanischem Flair bereit. Gesanglich ist das von Ryan Adams inspiriert.
„Rangers & Valentines“ spiegelt nach eigener Aussage Eckpunkte der Plattensammlung von Trapper Schoepp wider, in der sich Favoriten wie Gram Parsons, Bob Dylan, John Prine, Bruce Springsteen, Warren Zevon und Harry Chapin finden lassen. Der Album-Titel selbst ist eine Hommage an zwei schon verstorbene Personen, zu denen es eine besondere Verbindung gab. Beide sieht Trapper als seine musikalischen Mentoren an. Martin Jack Rosenblum war Professor an der Universität von Wisconsin-Milwaukee und wurde The Holy Ranger genannt. Und George Valentine war ein Haus-Mitbewohner und Plattensammler.
Trapper Schoepp befindet sich mit dem neuen Album in einer Orientierungsphase. Er bringt dabei die Vielzahl seiner Stilübungen gut unter einen Hut. Besonders liegen ihm die markigen R&B-Bezüge und die beschwingten, temperamentvollen Power-Pop-Ausflüge. Der Balladenbereich bleibt ausbaufähig: „Ogallala“ ist eine romantisch-verträumte Ballade, die zwar die Vielseitigkeit des Musikers unterstreicht, in dieser Form aber doch zu süßlich und einfach gestrickt daherkommt. Wenn die Geschmacksrichtung süß gegen bittersüß getauscht wird, geht auch diese Ausprägung in Ordnung, wie der gepickte Folk mit Country-Elementen von „For Jonny“ beweist. Mr. Schoepp ist noch ein ungeschliffener Roh-Edelstein, der bei Schärfung seiner Instinkte ein Großer werden kann.

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