JONAS ALASKA - YOUNGER (2016)

Mit frischem Schwung in den Frühling. JONAS ALASKA liefert mit YOUNGER den Soundtrack dazu.
„Younger“ wirkt wie eine Frischzellenkur für eingefahrene Songstrukturen. Jonas Alaska setzt ganz auf die Wirkung des Überraschungseffektes.
In seiner Heimat Norwegen ist der junge Mann schon kein Unbekannter mehr. Bei uns ist Jonas Alaska, der eigentlich Jonas Aslaksen heißt, noch ein beinahe unbeschriebenes Blatt. Das wird sich hoffentlich mit „Younger“, seinem dritten Album, ändern. Denn Jonas hat ein Gespür für griffige Hooklines, messerscharfe Riffs an den richtigen Stellen und einnehmende Melodien, die den Hörer bei Laune halten. Pop- und Rock-Muster gehen bei ihm eine prickelnde, aufreizende Liaison ein.
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College-Rock der ungestüm frechen, leicht schrägen New Wave-Sorte wird für „Summer“ angerührt. Alaska singt respektlos drauf los, aber seine Pop-Vorlieben werden dabei nicht vernachlässigt. Der Song ist erfrischend unbekümmert. Ohne Angst vor Provokation lebt sich Jonas frei aus. Da darf es auch schon mal ein explosives Gitarren-Solo geben. „I`m Sorry“ wird durch ein monotones Schlagzeug, das nicht synthetisch klingt, bestückt. Das Hammer-Piano und eine verzerrte, aber melodische Gitarre rauen die zunächst gleichförmig dahin stolpernde Stimmung auf und der Gesang bekommt zum Schluss noch eine verzweifelte, intensive Färbung. Und das, obwohl das Lied grundsätzlich als Ballade angelegt ist.
„Animal“ hat einen stumpfen, langsamen Rhythmus. Dieser Glam-Rock läuft im Schneckentempo ab und wird zwischendurch immer wieder durch engagierten Gesang oder Gitarrenattacken aufgepeppt, ohne dass sich das Grundkonzept dadurch ändert. Die anfangs durch reservierten Gesang geschaffene Distanz von „She`s Not One Of Them“ wird durch liebliche Background-Gesänge und den zunehmend locker agierenden Jonas Alaska aufgelöst.
„All The Movies“ ist eine düster-traurige Ballade mit gelegentlich eingeblendeten, verlangsamten Surf-Sound-Gitarren und Hall auf dem Gesang. Überdrehten, knallbunten, schrillen, lebendigen Power-Pop voller Lebensfreude gibt es dann bei „Paper Plane“ zu hören. „My Heart Was Leaving Me“ transportiert gemächlichen Folk im nüchternen, nachdenklichen Erzählton. New Wave der 80er-Jahre ist die Basis von „Astronomy“. Das klingt in etwa wie der frühe Joe Jackson („Is She Really Going Out With Him?“). Am Schluss gibt es hierbei noch einen kurzen Ausflug in Richtung Noise-Rock. Dieser Jonas ist ein Schlingel und baut wieder mal völlig unerwartete Wendungen ein. Clever!
Die trockene Ausdrucksweise von Lou Reed wird bei „Becky“ in Pop-Schaum gebadet. Das Rock & Roll-Herz bricht dann auch noch heftig durch. „Bucky“ ist eine betont leise, zurückgezogene Ballade, bei der Gesang und Instrumente nur vorsichtig eingesetzt werden. Als Kontrast dazu gibt es mit „Friend“ zum Schluss noch einen lauten, stürmischen Glam-Rock mit Anlehnungen an T. Rex von Marc Bolan.
„Younger“ ist ein Konzeptalbum, das die Irrungen und Wirrungen des Teenager-Lebens unter die Lupe nimmt. Die Musik dazu ist den unterschiedlichen Stimmungen der Heranwachsenden angepasst worden. Zeiten des Übermutes und der Lebensfreude wechseln sich mit Unsicherheit oder Wut ab. Manchmal spiegeln sich sogar mehrere Gefühlslagen in einem Song wider. Jonas Alaska ist ein erfrischend abwechslungsreiches Album mit interessanten Soundkombinationen gelungen, das Lust auf mehr macht.

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