The Band Of Heathens - Duende (2017)

„Duende“ von The Band Of Heathens ist eine Bestandsaufnahme der beliebten Americana-Formation.

Gordy Quist und Ed Jurdi, die Gründer und Frontmänner der 2005 in Austin, Texas, gegründeten The Band Of Heathens, können als Stehaufmännchen bezeichnet werden. Ihnen kam 2011 der Songwriter-Partner Colin Brooks abhanden und das Fundament des Gruppen-Sounds wurde durch einige Umbesetzungen erschüttert. Trotzdem waren die Leidenschaft für die Musik und die künstlerische Basis stark genug, um bis heute durchzuhalten. Mehr noch: Es wurden sogar ständig neue Einflüsse und Stile in den Americana-Sound eingebaut. So finden sich wiederkehrende Überschneidungen mit den Vorbildern The Band oder dem frühen Country-Soul von Van Morrison. Auch Anleihen bei Little Feat oder The Rolling Stones können verbucht werden. Ausflüge in sanfte Southern Soul-Gefilde oder ruppige Rhythm & Blues-Niederungen sind auch keine Seltenheit. Folk & Country mit einem Rock & Roll-Kern trifft die Stimmung außerdem des Öfteren.
„Duende“ ist eine Bestandsaufnahme der Möglichkeiten, die die Band Of Heathens ausmachen und die sie bisher ausgeleuchtet hat. Das Album zeigt einen Überblick aller Einflüsse, die während der bisher abgelaufenen Karriere verarbeitet wurden. Es gibt Folk und Country als führenden Stil, wie beim beweglichen, positiven, akustischen Folk-Rock „Keys To The Kingdom“ oder bei der Country-Rock-Ballade „Green Grass Of California“, die mit einer singenden, gleißenden Steel-Gitarre ausgestattet wurde.

Auch Pop-Einflüsse werden nahtlos ohne Stilbruch verarbeitet: Der Country-Pop von „Last Minute Man“ ist beschwingt unterwegs und würde auch gut ins Repertoire von John Hiatt passen. „Deep Is Love“ ist ein Power-Pop mit seriöser, melodieverliebter Note, dabei leicht, unaufdringlich und unkompliziert. „Cracking The Code“ besticht als sehnsüchtige, Mellotron-verhangene Folk-Pop-Ballade und „Road Dust Wheels“ trägt TexMex-Züge und kommt als ruhige, romantische Nummer im Stil der Mavericks daher. Eine hübsche Pop-Melodie, Gospel-Hand-Claps, feierliche Glöckchen und Chorstimmen sowie ab und zu ein fetter R&B-Bass sind die Zutaten des an die Black Keys angelehnten „All I`m Asking“.
Die Band taucht noch weiter in die Musik der US-Südstaaten ein: Markiger, schwüler R&B mit Southern-Soul-Gesängen prägt „Sugar Queen“, das sich wie ein Outtake aus den 1973er „Dixie Chicken“-Sessions von Little Feat anhört. Und „Daddy Longlegs“ geht auf Spurensuche bei Solomon Burke und Al Green.
Die Rolling Stones zu Zeiten von „Sticky Fingers“ (1971) haben bei „Trouble Came Early“ ihre Spuren hinterlassen. Auch die ersten Aufnahmen von Little Feat oder die No Depression-Vorzeige Gruppe Green On Red sind bei diesem Southern Soul-Blues-Rock mit Gospel-Feeling wahrzunehmen.
„Duende“ ist die Bezeichnung für einen Zustand von gesteigerter Emotion und Ausdrucksfähigkeit. Er beschreibt auch eine spezielle Art der Inspiration und Leidenschaft. Hören wir also grade ein Innehalten der verantwortlichen Kräfte innerhalb der Band vor einer Neuorientierung oder sind wir Zeuge des Bündelns der Kräfte vor weiteren Roots-Rock-Stilübungen? Egal, mit der aktuellen Veröffentlichung zeigen The Band Of Heathens wieder, dass sie inzwischen eine Konstante im Americana-Kosmos sind, von der unter den richtigen Rahmenbedingungen noch viel erwartet werden kann.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Waiting For Louise - Rain Meditation

Jahresbestenliste 2023

Lesestoff: Pop steht Kopf