Hodja - The Flood (2018)

Mit ihrem dritten Album "The Flood" bieten HODJA ihren Voodoo-Blues an, jetzt auch mit Rap- und HipHop-Einlagen.

Das Experiment geht weiter: Unberechenbar, bedrohlich und geheimnisvoll erforschen Hodja die dunkle Seite des Rock & Roll.

Hodja entfesseln eine dämonische und anarchische Sichtweise auf die Musik. Das in Dänemark lebende Trio besteht aus Gamiel Stone (Gesang), F. W. Smolls (Schlagzeug) und Tenboy Levinson (Gitarre) und legt mit „The Flood“ das dritte Studioalbum vor. Erneut probieren die Musiker eine etwas veränderte Deutung ihrer Version von ungezügelten Tönen aus, denn neben Blues- und Punk-Verwandtem gibt es neuerdings auch Vorstöße in den HipHop- und Rap-Bereich zu hören.
Böse dröhnend lädt gleich das Eröffnungsstück „Everything Is Everything“ zu einem brachialen HipHop-Rock ein, der von vornherein klar stellt, dass hier keine Kompromisse an den Mainstream zu erwarten sind. Beim hastigen Speed-Punk „The Sour Taste“ findet der Gesang kaum Ruhe, denn er lässt sich von einer grantigen Nervosität anstecken. Der nachfolgende, beschwörende Voodoo-Rhythm & Blues „The Flood“ besitzt zwar auch bissige und giftige Auswüchse, verlässt aber kaum seine geschmeidige, konstant schamanisch konstruierte Grundlinie.

„On And On“ und „Never Kneel“ bringen Sprechgesang- und Scratch-Einlagen in den deftigen Blues-Rock ein. Beides trägt aber nicht unbedingt zu einem flüssigen Ablauf bei und die Intensität wird dadurch auch nicht gesteigert. An „Ego“ hätte wahrscheinlich sogar Frank Zappa seinen Spaß gehabt, weil das Stück von Brüchen und unterschiedlichen Stilen durchzogen ist. Der dunkle Slow-Blues „Not Karma“ würde vielleicht sogar ins Repertoire von Nick Cave passen. Die lethargische Trauerstimmung wird hier nur durch knurrend-schmirgelnde Gitarren und ein marschierendes und schepperndes Schlagzeug durchbrochen. Das Stück strahlt zunächst eine beinahe erleuchtete Gelassenheit aus, die jedoch durch energisches Hintergrundrumoren auf eine harte Probe gestellt wird.
Der stoische, druckvolle Riff-Rocker „Big Tease“ könnte sich wegen seiner zum Mitsingen animierenden Refrains zum Live-Favoriten mausern und im selbstquälerischen „The Void“ findet sich die schmerzhafte Seite des Grunge wieder, wie sie etwa von Alice In Chains verkörpert wurde. Für „Desperate Souls“ wird eine Blues-Variante aufbereitet, die aus den Abgründen der menschlichen Seele zu kommen scheint und die dort abgelegten Martyrien in Noten gießt. Die Stimme jammert dazu verzweifelt und windet sich vor Pein. In dieser Form könnte Hodja die legitime Nachfolge des Gun Club von Jeffrey Lee Pierce antreten.
Auch das neue Werk zeigt, dass Hodja eine großartige, brachiale und rätselhafte Kaputt-Rock-Band ist. Beim Gesang von Gamiel Stone schaut manchmal der Wahnsinn um die Ecke, F. W. Smolls kann sein Schlagzeug wie ein Berserker bedienen und Tenboy Levinson malträtiert seine Gitarre so effektiv und heftig, dass er vergessen macht, dass hier „nur“ ein Trio musiziert. Zu grelle, radikale Experimente und Abstecher in den Rap und HipHop bringen die Entwicklung der Band allerdings kaum weiter, denn sie hemmen das mögliche Aufkommen einer mysteriösen Magie. Bei einer Konzentration auf derben oder geheimnisvollen Voodoo-Punk-Blues ohne jeglichen Schnick-Schnack ist Hodja allerdings in der Lage, ihre Kernkompetenz optimal auszuspielen und die Noise-Rock-Szene gewaltig aufzumischen.


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