FLURU - WHERE THE WILD THINGS GROW (2018)

FLURU braucht sich mit dem Debut-Album WHERE THE WILD THINGS GROW nicht hinter der US-amerikanischen Konkurrenz zu verstecken. 

Harmonie in Reinkultur: Fluru ist ein neues, erstaunlich ausgereiftes Gesicht im Country-Folk-Pop.

Kaum zu glauben: Fluru stammt aus Schweden, dabei klingt ihr Country-Folk-Pop durch und durch amerikanisch. Das Ehepaar Malin (Gesang) und Claes Hässlemark (Gesang, Gitarren und Keyboards) haben eine Vision des Americana-Sounds, der klar wie ein Gebirgsbach, perlend wie ein Wasserfall und stets ausgeglichen ist. Bei der Verwirklichung dieser Vorstellung werden die Beiden von Nicklas Poress (Gesang, Gitarre), Robin Mossberg (Bass), Jesper Lönn (Schlagzeug und Percussion), Jonatan Eklund (Dobro und Steel Guitar) sowie Ola Gustafson (Steel Guitar) unterstützt. 
Fluru heißt so viel wie zottelig oder verwuschelt, aber eigentlich könnte der Name aufgrund des Klangbildes ein anderer Begriff für Schönheit sein. Denn saubere Harmonien, glänzende Instrumenteneinsätze, eine tadellose Produktion und klare Stimmen bestimmen den Sound.
„In A Million Ways“ wird von perfektem Accapella-Gruppen-Gesang eingeleitet, bevor Malin den besinnlichen, aber starken Lead-Gesang übernimmt. Der Track rochiert dann zwischen Folk und Country sowie zwischen Ballade und Mid-Tempo. Die sehnsuchtsvolle Ballade „Where The Wild Things Grow“ lässt Erinnerungen an die großartige, fast vergessene Kate Wolf aufkommen, die mit ihrer gefühlvollen Musik Steine zum Weinen bringen konnte. Exakt gepickte Gitarren, eine sehnsüchtige Steel-Guitar, ein vornehm grummelnder Bass und lebendige Drums bilden danach die instrumentelle Basis des Mut machenden „Run“.
Malins klarer Folk-Gesang trifft bei „Silver Line“ auf ein intim-filigranes Country-Geflecht, dass durch brillante Steel-Guitar- und Dobro-Töne emotional aufgewertet wird. Bei „Lou“ und „Time To Be Free“ steht der berührende, optimal abgestimmte Duett-Gesang von Claes und Malin im Vordergrund. Diese Balladen treffen mitten ins Herz und suhlen sich in Wohlklang. „Before I Go“ wird mit einer ordentlichen Portion Pop im Stil von Fleetwood Macs „Rumours“ befeuert. Der Rhythmus versucht auszubrechen, aber Malins sehnsüchtiger Gesang erlaubt keine Eskapaden.
Manchmal reichen die Schwingungen, die die Musiker erzeugen, bis an die Grenze zur Sentimentalität, so wie bei „Old Fashioned Way“ und „Birthday“. Aber die Linie zur süßlich-rührseligen Schnulze wird dabei nicht überschritten. In einer besseren Welt wäre „Lay Your Body Down“ ein Top 10-Hit. Das Lied bietet alle Attribute, die eine geschmackvoll-eindringliche Komposition haben sollte: Eine verschachtelte Melodie, einen Killer-Refrain, leidenschaftlichen Gesang und ein forsches Tempo.
„Where The Wild Things Grow“ kommt langsam, aber gewaltig: Schleicht sich nach dem ersten Hördurchgang noch der Eindruck ein, hier wäre alles ein wenig zu empathisch und brav arrangiert worden, so tritt spätestens nach dem dritten Durchlauf die reine, unverfälschte Schönheit zu Tage. Auch die Dominanz der Stimmen tritt in der Wahrnehmung zurück und die fein abgestimmten, geschmackvollen Begleitinstrumente nehmen mehr Raum im Gesamtbild ein. Die Musik ist zwar nahezu perfekt umgesetzt, wirkt dabei aber nie steril, sondern wird von Reinheit und Unschuld durchflutet. Erstaunlich auch, dass es sich hier um ein Debut-Album mit zehn Eigenkompositionen handelt, denn die Musik hört sich abgeklärt, reif und abwechslungsreich an. So als ob die Band schon viel Erfahrung gesammelt hätte. Das Ergebnis hat durchaus schon annähernd die Substanz von anderen Eheleuten/Geschwister-Kombinationen, die wesentlich länger im Geschäft sind oder waren. Wie z.B. Cowboy Junkies, Richard & Linda Thompson, Zervas & Pepper oder Rue Royale. Eine verblüffende Leistung.
Und eine schöne Akustik-Session gibt es hier:

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