David Allred - The Transition (2018)

DAVID ALLRED präsentiert sich mit "The Transition" als relativ neuer Stern am Singer-Songwriter-Himmel.

DAVID ALLRED ist ein relativ neuer Stern am Singer-Songwriter-Himmel. Sein erstes Album THE TRANSITION besticht durch Eigenständigkeit und Wohlfühl-Melancholie. 


Nichts für Frohnaturen: Wer am Volkstrauertag oder Totensonntag noch nichts vor hat, sollte sich entsprechend der gedrückten Stimmung das tröstende „The Transition“ anhören.

„The Transition“ ist musikalisch hinsichtlich seiner Hingabe und Versunkenheit als ein spirituell inspiriertes Album zu bezeichnen. Es wurde durch Veränderungsprozesse und damit durch wichtige Erlebnisse im Leben des aus Kalifornien stammenden Sängers, Komponisten und Multiinstrumentalisten David Allred geprägt. Dieser wuchs in Loomis auf, das liegt in der Nähe von Sacramento. Zwischenzeitlich lebte er auch in Portland und verdiente sein Geld dort hauptsächlich als Toningenieur und Studiomusiker. In dieser Funktion begleitete David den umtriebigen, vielbeschäftigten Art-Pop-Musiker Peter Broderick bei einer Europatournee. Diese Zusammenarbeit führte letztlich im Jahr 2017 zum gemeinsamen Album „Find The Ways“. Für sein erstes eigenes Werk schöpft David Allred unter anderem aus den Erfahrungen, die er als Altenpfleger gesammelt hat. Bei diesem Job hörte er viele verschiedene Lebensgeschichten. In einem waren sich dabei alle alten Menschen einig: Sie hätten nie gedacht, dass das Leben so schnell vorüber gehen kann. Diese Einschätzung und andere essentielle Aussagen brachten ihn zu der Erkenntnis, dass es für ein konfliktarmes Dasein besonders wichtig sei, sich mit Veränderungen abzufinden. Wenn sie akzeptiert werden und die Schwermut anerkannt wird, die diese Situationen mit sich bringen können, dann ist es leichter, einen neuen Weg einzuschlagen. Unter diesen Einflüssen verfasste Allred Hymnen und Elegien, die stets feierlich klingen und einen schlichten, aber ehrwürdigen Sound verkörpern.

Überirdisch und sakral zieht „Scoop Troop“ seine Bahnen. David bewährt sich als unaufdringlicher Prediger, der tröstende, einhüllende Töne erzeugt, um dem Hörer die Existenz einer höheren, lenkenden Macht zu symbolisieren. Unter anderem bieten eine gestopfte Trompete und abwartend-andächtige Orgel-Töne dafür die richtigen Schwingungen, da sie demütig und andächtig für Glanz und Gloria sorgen. Dieses Szenario wird auch ausgiebig beim instrumentalen „For Catherine E. Coulson“ zelebriert. Die Stimme gleitet für „Randy And Susan“ sanft und gefühlvoll gedehnt dahin. Die Piano-Ballade kann ganz leise und ruhig betören, entwickelt aber auch dramatische Momente. Beim Lied „The Transition“ transportiert David die Kraft und Dynamik von gregorianischen oder liturgischen Gesängen, verharrt dabei aber in einem abwartenden Schwebe-Modus, anstatt zu explodieren. Das kurze „Impending Imperative Change“ führt diese sphärische Erfahrung fort und leitet zum beinahe körperlosen Chor-Stück „The Garden“ über.
„The Mirror Of Time“ stirbt in Schönheit, ist anmutig und beinahe unnatürlich lieblich, kann den Kitsch-Verdacht jedoch durch Ernsthaftigkeit abwehren. 

Im Vergleich zu allen anderen Stücken hüpft „For The Penguins“ förmlich vor Freude. Nüchtern betrachtet handelt es sich hier um ein instrumentales Stück, das der irischen Folklore nahesteht und dem Penguin Cafe Orchestra gewidmet ist. „For Only All“ vermittelt den Wohlklang der Singers Unlimited, bleibt aber in einem traurigen Umfeld gefangen. Das abschließende, atmosphärisch starke „Poet Tree“ erschafft dann eine Soundlandschaft, die getragene, andächtige Besinnlichkeit in den Vordergrund rückt.
Da traut sich jemand was. Ein ganzes Album voll von unrealer Romantik, ernsthaften Kunstgesängen und sakraler Strenge zu veröffentlichen, ohne dabei lähmend pathetisch zu agieren, ist schon eine reife Leistung. Das Ergebnis ist Novembermusik, wie sie nicht passender sein könnte. Die trübe Jahreszeit kann kommen. Mit David Allred im Gepäck gibt es einen feinfühligen Begleiter, der die gedrückte Stimmung geschmackvoll wiedergibt, dem Hörer dabei aber ein angenehm geborgenes Gefühl vermittelt. David wickelt ihn quasi akustisch in eine dicke weiche Decke ein, sorgt aber auch für einen kühlen, wachen Kopf. Wer also die Gemächlichkeit der kürzer werdenden Tage an sich rankommen lassen will und diese geschmackvoll-feierlich erleben möchte, der sollte zu dem eigenständig-ergreifenden Werk „The Transition“ greifen. Hier wird gehaltvolle, erhabene Tristesse in Noten gegossen, die diese Stimmung verständnisvoll begleiten.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Waiting For Louise - Rain Meditation

Jahresbestenliste 2023

Lesestoff: Pop steht Kopf