Kabasa - African Sunset (2019)

Das neu aufgelegte Album „African Sunset“ von Kabasa aus Südafrika enthält Musik, die traditionelle afrikanische Wurzeln mit Jazz, Funk und Psychedelic-Rock verbindet.
Soweto, Südafrika, im Jahr 1980: Der Sänger und Bassist Tata „TNT“ Sibello, der Gitarrist Robert „Doc“ Mthalane und der Percussion-Spieler Cupa Segwai gründen die Band Kabasa. Mthalane und Segwai hatten vorher schon Erfolg mit der Afro-Rock-Gruppe Harari, die als erste lokale Formation aus schwarzen Musikern im südafrikanischen Fernsehen zu sehen war. Kabasa brachten bis 1982 insgesamt drei Alben heraus, von denen „African Sunset“ aus 1982 die finale Platte ist. Sie erschien damals allerdings auf einem Label, das nicht lange existierte. Deshalb handelt es sich bei den Aufnahmen um die Hebung einer Rarität, die tontechnisch auf den neuesten Stand gebracht wurde und jetzt erstmals einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird.

Kabasa ist eine Combo, die sowohl die Traditionen afrikanischer Folklore hoch hält, wie auch Bestandteile und Freiheiten der anglo-amerikanischen Pop- und Rockmusik aufgesaugt hat. So finden sich in der Musik hypnotische Rhythmen mit viel Percussion-Anteil genauso wie psychedelische Gitarren-Soli, die an Carlos Santana erinnern. Daneben gibt es auch Funk-Bass-Läufe und Keyboard-Passagen, die den Nerv der schwarzen Musik der USA treffen. Ebenso schwirren Jazz-Anleihen und Gesangseinlagen, welche afrikanische Ursprünge nicht verleugnen können, aber genauso im Hippie-Sound der endsechziger Jahre verankert sind, durch die Kompositionen.
„Rainbow Children“ vermengt bunt perlenden Afro-Pop mit Harmoniegesang à la Crosby Stills & Nash. Sich wiederholende Strukturen und phantasievolle Solo-Ausflüge von Synthesizer und Gitarre verleihen dem Stück eine verspielt-jazzige wie auch entrückte Note, die das Stück älter erscheinen lassen, als es tatsächlich ist.
Der Funk bestimmt die Ausrichtung von „Mafeteng“. Mal als rockige, dann wieder als folkloristische Variante. Der Titel verbreitet eine ausdauernd wellenartige Ton-Bewegung, die eine gleichmütige, heiter-gelassene Stimmung verbreitet. 
Das Lied „African Sunset“ ist eine Ballade, die gesanglich mild-harmonisch und rhythmisch beweglich gestimmt ist. Dem Gastflötisten Mabote „Kelly“ Petlane kommt dabei nicht nur eine einleitende, sondern instrumental auch eine prägende Rolle zu, indem die von ihm erzeugten Klänge eine geheimnisvolle Exotik heraufbeschwören.
Das instrumentale „Feeling Of The 60's“ versucht eine Brücke zwischen West-Coast- und Funk-Rock zu bauen, landet dabei aber unentschlossen zwischen diesen Fronten im Niemandsland. Abenteuerlicher funktioniert danach die Fusion von Latin- und Jazz-Rock bei „Walking In The Jungle“. „Awundiva“ verbindet im Anschluss lässige Jazz-Pop-Strukturen mit afrikanisch geprägten Eindrücken und erweckt so einen gleichzeitig fließenden wie auch konzentrierten Eindruck. 
„Happy To Be Me“ versucht sich am Soul-Funk eines Stevie Wonder und kann den lässigen Groove über die gesamte Laufzeit von fünfeinhalb Minuten am köcheln halten. Das volkstümlich ausgerichtete „Sengiyesaba“ flirtet mit Pop, Funk, und Jazz, setzt schmierige Keyboards ein, vermeidet kompositorisch Risiken und bleibt deshalb blass in der Umsetzung.
„African Sunset“ scheint aus der Zeit gefallen zu sein. Es zeigt keinerlei Tendenzen, sich an dem zum Zeitpunkt der Aufnahmen herrschenden New Wave- und Synthie-Pop-Sound zu orientieren, sondern zapft stattdessen oft Einflüsse des West-Coast-Sound, des Funk und Soul der späten 1960er und frühen 1970er Jahre an. Die Zusammenführung von westlichen Musikstilen mit afrikanischen Traditionen wird mutig und scheuklappenfrei praktiziert. So eigt das Werk eindrucksvoll, dass es bereits vier Jahre vor „Graceland“ von Paul Simon schon harmonisch-integrative Songs gab, die die Musik Südafrikas mit anglo-amerikanischen Stilen anspruchsvoll und kreativ vereinigen konnten. Erstaunlicherweise führt diese Ausrichtung auch heute noch dazu, dass die Kompositionen zwar einen Retro-Touch aufweisen, aber nicht überaltert klingen.
Erstveröffentlichung dieser Rezension: Kabasa - African Sunset

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