RUE ROYALE - In Parallel (2018)

Das anglo-amerikanische Ehepaar Ruth und Brookln Dekker nennt sich RUE ROYALE und macht für "In Parallel" inspirierende Folk-verwandte Musik, die sehr innovativ und berührend ist. Folk in einer neuen Dimension: Hypnotisch, harmonisch, introvertiert und zupackend. Rue Royale legen die Basis für einen inspirierenden, stimulierenden Trance-Folk.
Das anglo-amerikanische Ehepaar Ruth und Brookln Dekker, das zurzeit in Nottingham lebt und sich Rue Royale nennt, bringt mit „In Parallel“ ihr viertes Album auf den Markt. Ihre Veröffentlichungen sind immer durchdachte Gesamt-Konzepte, für die es zum Beispiel auch handgefertigte Booklets und Verpackungen gibt. Die Musik vermittelt eine ausgeglichene Ernsthaftigkeit bei konstruktiver Melancholie mit belebenden Rhythmen. Die Töne erscheinen dabei vertraut, sympathisch und tröstend, wobei die Songs grazil, berührend, markant und hingebungsvoll instrumentiert werden.
Das Duo hat seinen individuellen Klang, ein persönliches Timing und einen individuellen Ausdruck gefunden: Nachdenklich, aber wach, gefühlvoll, aber kräftig sowie verspielt und diszipliniert konstruieren sie ihre Lieder. Dabei ist es egal, ob ein akustisches oder elektronisches Instrumentarium zur Verzierung des Gesanges und der Melodien eingesetzt wird: Die gewünschte Atmosphäre bleibt stets authentisch. Das Geheimnis der Harmonie besteht darin, dass sich das Paar beim Duett-Gesang keiner Konkurrenzsituation aussetzt. Jeder ist uneigennützig daran interessiert, den jeweiligen Gesangs-Part zu unterstützen und gut klingen zu lassen. So entsteht eine Aura des Vertrauens und der Hilfsbereitschaft bei gleichzeitiger Suche nach einer kreativen Umsetzung der Ideen.

In Parallel (Lp+Mp3) [Vinyl LP] - Rue Royale: Amazon.de: Musik
Das Album beginnt mit einer instrumentalen „Introduction“, die den weiteren, zu erwartenden Verlauf völlig offen lässt. Nur langsam verirren sich leise Gitarren und schwebende Synthesizer-Töne in dieses Gebilde, das auch von dezenten Störgeräuschen heimgesucht wird. Die Überleitung zu „Thrown By The Wind“ ist fließend. Dieser mit unterkühltem weiblichem Lead-Gesang versehene Trip-Hop macht eine gewaltige Dynamiksteigerung durch. Es zirpt, klopft und klappert an allen Ecken und Enden. Der bis zum saftig-zackigen Beat gesteigerte Takt macht ordentlich Dampf und wirkt stimulierend.
Zwischen Bewusstseinserweiterung, Chill-Out-Ästhetik und Folk-Tradition pendelt sich „Signs Are All Gone“ ein.

Argwöhnische, impulsive Töne treffen bei „Facing Forward“ auf eine unangestrengte, filigrane Art-Pop-Basis. Überwiegend ruhig und abwartend geht es bei „Chip Away“ zu und „For Which Is Heavy“ beherbergt ein solides Rock-Fundament, das den eleganten Titel unter der Oberfläche rumoren lässt. „Spiralling“ sendet unentwegt unaufgeregte Morsezeichen. Der psychedelische Westcoast-Sound verbreitet jedoch im Wesentlichen eine gelassene Verzückung. „Why Must I Build“ bringt flirrenden Rock in den Folk ein, was dem Song Kraft und eine abenteuerliche Verlockung verleiht. Ruth begleitet das kristallklar schimmernde und sphärisch vernebelte „(Parallel) Lines“ mit verführerischem Gesang. Minimal-Art-Rhythmen geben danach „Eagerly Hunting“ eine exotische Färbung und sorgen für einen hypnotischen Anstrich. Brookln verleiht „The Rain Came And Gave“ mit seinem bekümmerten Gesang eine dramatische Note. Die stoisch wiederholten Takte tragen zu der insgesamt morbiden Stimmungslage bei. „I Don't Know What It Is“ öffnet womöglich den Weg zu einem neuen Genre: Schamanischer Trance-Folk-Kraut-Rock.
Die Deckers mussten seit „Remedies Ahead“ aus 2013 veränderte Lebensbedingungen meistern und parallel ihre Ehe, die Verantwortung für ein Kind in einer Welt mit Trump und Brexit sowie die musikalische Karriere als Lebensgrundlage unter einen Hut bringen. Das erzwingt grundlegende Veränderungen und bringt unkalkulierbaren Stress mit sich. Der Ausgeglichenheit und der schöpferischen Kraft, die in ihrer Musik steckt, haben diese Umstände aber nicht geschadet. Auch wenn die neue Platte rhythmisch deutlich aktiver ist, als ihre Vorgänger. Rue Royale hauchen dem Folk durch alternative Ausprägungen, Wege und Sichten immer wieder neues Leben ein. Der Gesang wird je nach Bedarf zwischen den beiden Musikern aufgeteilt, so dass es Solo-, Duett- und/oder Harmoniestimmen zu hören gibt. Der Sound ist zeitlos, er hätte auch in den 1960er oder 1970er Jahren in ähnlicher Form entstehen können, wirkt aber trotzdem frisch und modern. Die Musik transportiert nachdenklich-liebenswerte Schwingungen auf der Basis eines freundlich-anregenden Selbstwertgefühls. Rue Royale gehören zu den innovativsten Kräften im erweiterten Folk-Umfeld, weil sie überzeugend Ästhetik und Kunst miteinander kombinieren.


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