BRTHR - A Different Kind Of Light (2018)

Schwermut leicht gemacht: BRTHR haben 2018 mit „A Different Kind Of Light“ ein Rezept entwickelt, wie wehmütige Americana tröstend, mitfühlend und vor Allem locker und geschmeidig erklingen kann.

Es gibt tatsächlich Texte, bei denen bewusst auf die Benutzung von Vokalen verzichtet wird. Trotzdem sind sie gut zu lesen. Mit diesem Wissen im Hinterkopf ergibt die Buchstabenfolge BRTHR Sinn, denn sie bedeutet „Brother“. Außerdem gibt es Musik, die sich anhört, als hätten sich die Musiker tüchtig angestrengt, um ein gutes Ergebnis abzuliefern. 

Und es gibt Musik, die zwanglos klingt, obwohl das Resultat vielschichtig und spannend ist. Dazu gehört auch das zweite Album der Stuttgarter Philipp Eissler (Gesang, Gitarre, E-Piano) und Joscha Brettschneider (E-Gitarre, Lap-Steel Gitarre, Gesang), die sich als BRTHR für „A Different Kind Of Light“ von Magnus Sauer (Orgel, Mellotron), Franziska Schuster (Gesang), Stefan Hiss (Orgel), Max Braun (Bass, Synthesizer, Gesang) und Johann Polzer (Schlagzeug, Percussion) einfühlsam-intim begleiten lassen.

A Different Kind of Light - Brthr: Amazon.de: Musik
Die Reggae-Folk-Pop-Titel „One More Night“ und „Love Me Like You Do“ grooven entspannt wie die besten JJ Cale-Songs. 
Wie ein gutes Gespräch verbreitet auch „Down The Line“ die Aura des Vertrauten in gelöster Stimmung. Für „True Love“ lassen BRTHR die Töne tropfen wie einen seichten Sommerregen. Franziska Schuster singt mit leichtem Tremolo ihre Harmonien, so dass eine fragil-wimmernde Schwingung entsteht, die ähnlich betörend ist, wie die von Antony And The Johnsons. 
Wie sollte idealerweise mit Situationen umgegangen werden, die sich nicht ändern lassen? Akzeptanz wäre wichtig. Aber vielfach führen solche Umstände zu Verdruss und Ärger. Darum geht es im Lied „Harder Each Day“, das als ruhiger Folk-Rock mit Dire Straits-Riffs, Eagles-Harmonien und The Band--Orgel-Grummeln ausgestattet wurde. „The Way She Moves“ präsentiert einen schwirrenden Swamp-Rock mit stoischen Trommeln, sehnsüchtiger Steel-Guitar und überwiegend abgeklärt wirkendem Gesang. Die traurige Stimmung führt bei „Tea Cup“ fast zum Stillstand. Auch „Tell Me True“ wird introvertiert dargeboten und stellt die Interaktion zwischen resignierendem Gesang und langsam aufblühender Instrumentierung in den Vordergrund.
Unglaublich entspannt lässt „What In The World“ keinen Zweifel daran aufkommen, dass BRTHR unverschämt cool agieren und damit sowohl West-Coast- wie auch Reggae-Fans auf ihre Seite ziehen können. Unverkrampfter Singalong-Pop, der charmant die Ohrmuscheln verwöhnt, wird in deutschen Landen selten produziert. „Waiting On The Day“ beweist, dass dies aber durchaus möglich ist. 
Bei der Hälfte der Songs hält ein mild swingender Country-Folk die Traurigkeit in Schach, so dass sie keine bleibenden Schäden verursachen kann. Auch wenn der musikalische Vergleich mit JJ Cale dabei unvermeidlich ist, haben BRTHR eine eigene, sehr charmante Form der Balladen-Darstellung gefunden, bei der der Groove den Schmerz kuriert. Auch bei den restlichen Titeln findet die Melancholie eine tröstende, mitfühlende Ausdrucksform, die zu Herzen geht.
„A Different Kind Of Light“ ist ein Trostpflaster für die lädierte Seele und lädt zum Schwelgen, Zuhören und Genießen ein. Die nachdenklichen Lieder, die von leichter Hand in Szene gesetzt werden, können in der richtigen Verfassung heilend und kunstvoll zugleich wirken.

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