FOLA DADA - Earth (2018)

FOLA DADA hielt sich bisher oft als gern gesehener Gast bei Jazz-Produktionen im Hintergrund. Jetzt hat sie mit EARTH ein starkes Album herausgebracht, das sie endgültig an die Spitze der Jazz-Prominenz katapultiert:

Mit „Earth“ belegt Fola Dada endgültig, dass sie zur Jazz-Elite gehört.


Manche Menschen haben das Glück, mit mehreren künstlerischen Talenten gesegnet zu sein. So auch Fola Dada aus Stuttgart. Als Kind war der Stepptanz ihre Leidenschaft, der die Tür zum Jazz öffnete. So wurde aus der Tänzerin eine Sängerin, die in Mannheim Musik studierte. Nach dem Studium arbeitete Fola als Vocal-Coach bei Casting-Shows, betreibt heute eine Gesangsschule in Stuttgart und wurde als Frontfrau der Band von Helmut Hattler (ex-Kraan) bekannt. Außerdem sang sie unter anderem für den Pianisten und Organisten Johannes Bartmes sowie bei den Souldiamonds und ist regelmäßiger Gast der SWR Big Band. Die vielseitige Dame ist unter anderem auch noch auf Alben von Joy Denalane, dem Daniel Stelter Quartett und der Söhne Mannheims zu hören.
Für ihr neues eigenes Werk (es gibt schon zwei Veröffentlichungen unter dem Namen Dada) nahm sich Fola Dada vier Jahre lang Zeit. Bis auf Bob Marleys „Waiting In Vain“ enthält es nur Eigenkompositionen und da die Platte sehr professionell produziert wurde, musste sie teilweise durch Crowd-Funding finanziert werden. Die Mitspieler rekrutieren sich hauptsächlich aus Musikern, die Fola im Stuttgarter Jazzclub Bix für ihre Konzertreihe „Groove Is In The Heart“ um sich geschart hat. Das sind Ulf Kleiner von DePhazz an den Keyboards, der Schlagzeuger Tommy Baldu, der unter anderem für Ringswandl gespielt hat, sowie Krischan Frehse von den Heavytones am Bass. Außerdem noch Trompeter Joo Kraus (JooJazz, Tab Two) und Daniel Stelter (Gitarre, Daniel Stelter Quartett).


Das Intro zu „Earth“ offenbart die afrikanischen Wurzeln der Künstlerin und weist einen gewissen Hang zur konzentrierten, spielerischen Lautmalerei auf. Fola macht klar, was mit „Innerhome“ gemeint ist: Der Platz im Innern, der ein friedlicher Rückzugsort ist, auch wenn sonst alles in Scherben zu liegen scheint. Trotz dieser metaphysischen, spirituellen Einführung wird „Earth“ nicht von esoterischem Gesäusel beherrscht, sondern präsentiert sich als griffiges Jazz- und Soul-Album mit ungewöhnlichen Arrangements und Wendungen. „I Am Earth“ basiert auf monotonen Piano- und Percussion-Tonfolgen, vermittelt aber durch dunkel-warme Marimbaphon-Klangfarben auch eine lockere, rhythmisch unerforschte Klanglandschaft. Das Stück wird nach und nach immer beweglicher, ausgelassener und farbiger. Folas souveräner Gesang begleitet dabei alle Schattierungen mühelos und hält den Track dadurch melodisch zusammen. Unheilvolle Signale werden bei „Bittersweet“ gesendet, bis die Stimme anscheinend in einen entrückten, entfernten Raum versetzt wird. Dadurch entsteht Distanz und die Bedrohung löst sich auf. Die Stimmung erhält danach den im Titel angesprochenen bittersüßen Anstrich. Der Wechsel zwischen Abstand und Nähe, der über den Gesang vermittelt wird, bleibt generell Dreh- und Angelpunkt des Liedes.
Ganz in sich versunken wird „Water“ erst von einem spät einsetzenden Beat vor dem Auflösen bewahrt. „People Come And Go“ wechselt dagegen zwischen swingenden, vom Piano begleiteten Passagen zu einem groovenden, eleganten Soul-Jazz, ohne dabei Brüche zuzulassen. „What Would We Miss“ verbindet skurrilen, schwirrenden Space-Age-Pop mit zackigen Rhythmen und positiv gestimmtem Gesang. Außerdem weht der afrikanische „Listening Wind“ der Talking Heads aus deren 1980er Meisterwerk „Remain In Light“ sanft durch den Track. Die flankierenden, flirrend irritierenden, querliegenden, kreativen Keyboard-Auswüchse erinnern an Joe Zawinul von Weather Report. Freudig erregt strebt „Leavin`“ auf den Tanzboden zu, verleugnet dabei jedoch nicht seinen Soul-Ursprung. Das charmante „Willin` And Able“ nutzt sowohl den samtenen Sound des Southern-Soul wie auch die Eingängigkeit eines klassischen Pop-Songs, um Vertrautheit zu schaffen. Dazu kommen dann noch die Raffinesse des Folk-Jazz und die Coolness des Rhythm & Blues. Und fertig ist ein sowohl anspruchsvoller wie auch einfühlsamer Song. Grandios!
Der balladeske Smooth-Jazz „Hope“ wird von einem perlenden E-Piano eingeleitet. Dann kommen unter anderem noch sorgenvolle und optimistische Trompetentöne und allerlei schmückende Keyboard-Klängen hinzu, die den Song geschmackvoll anfüttern. Das elegante E-Piano erzeugt auch für „Waiting In Vain“ romantisch flackernde Tonfolgen, bis der kräftige Bass und das quirlige Schlagzeug diese Träumerei mit lebendigen Klängen vertreiben. Fola bleibt auch während dieser Veränderung die eigenständige, erlesene Gestalterin, die sie schon während des ganzen Albums gewesen ist. Das Thema des Tracks „Water“ wird dann zum Abschluss noch einmal aufgegriffen und jazzig-verspielt umgesetzt.
Fola Data vermittelt mit „Earth“ ein gelungenes, tragfähiges Konzept, das sich durch menschliche Wärme und die einfallsreiche Synthese von Afro-Beat, Soul, Jazz, Blues und Club-Sounds auszeichnet. Die musikalischen Begleiter sind versiert genug, ihrer Sängerin Klangfarben anzubieten, die abseits vom gängigen Jazz- und Soul-Standard angesiedelt sind. Dadurch wird das Album als Gesamtkunstwerk zu einer kurzweiligen und ideenreichen Angelegenheit, die mit einem bemerkenswerten und wertigen Hörvergnügen verbunden ist.
Hier ein Beispiel, welches die Vielfalt der Künstlerin präsentiert:


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