JAIMI FAULKNER - Back Road (2017)

Heimlich, still und leise hat sich JAIMI FAULKNER zu einem herausragenden Sänger, Gitarristen und Komponisten entwickelt. BACK ROAD heißt seine neue CD und die sollte eigentlich endgültig zum kommerziellen Durchbruch führen.
Nun wird es aber Zeit: Jaimi Faulkner schreibt Songs, die gleichzeitig hitverdächtig und attraktiv sind. Mit „Back Road“ sollte der internationale Durchbruch möglich sein.
Pfingstmontag 2017. Strahlender Sonnenschein lädt zu einer Fahrradtour ein. Die führt in einen benachbarten Ort, hier sollen Jaimi Faulkner & Band einen Open-Air-Auftritt absolvieren. Die sommerliche Kulisse im Garten einer Wassermühle ist das ideale Ambiente für den Singer/Songwriter, der als pfiffiger Entertainer mit allen Wassern gewaschen ist. Jaimi Faulkner bietet zunächst eine Solo-Show, bei der er auf der akustischen Gitarre brilliert und ganz nebenbei etliche Rock-Klassiker von „Smoke On The Water“ (Deep Purple) bis „Seven Nation Army“ (The White Stripes) anspielt, ohne dabei als bloßer Rezitator aufzutreten. Das ist aber nur der Auftakt zu einem denkwürdigen, nachhaltig beeindruckenden Konzert. Als dann die Begleitgruppe (Keyboards, Schlagzeug, Bass) auf den Plan gerufen wird, ist schnell klar, dass hier Vollblutmusiker am Werke sind. Der spritzige, leidenschaftliche und abwechslungsreiche Americana-Sound schöpft nämlich nicht nur innovativ aus Folk-Rock-, Country- und Blues-Quellen, sondern verschmäht auch nicht Westcoast-Rock, Soul- und Rhythm & Blues Bezüge.
Mit seiner letzten Veröffentlichung „Up All Night“ (2015) hat der der vielseitige Musiker zudem gezeigt, dass er auch die Umsetzung des klassischen Pop-Songs beherrscht. Das Album sonderte dann auch gleich etliche Insider-Hits, wie das aufmunternde „Never Gonna Give It Up“ und das tröstende „You Give Me A Reason“ ab, die zumindest erfolgreich im Kultur-Radio liefen. Mit „Back Road“ begibt sich Jaimi mehrheitlich zurück zu seinen Roots-Music-Wurzeln und liefert eine gehaltvolle, kompakte Leistung ab. Die Bandmitglieder werden dabei nahezu gleichberechtigt in den Sound integriert. Das Gefüge erweist sich als eingespielte Einheit, die die Ideen ihres Chefs flexibel, einfallsreich und locker unterfüttern.
Jaimi Faulkner — Back Road
Das Album startet gut gelaunt mit dem optimistisch gestimmten, hitverdächtigen Pop-Rocker „Like You Did Back Then“. „Big Lies“ suhlt sich danach in der Anmut des Soul und stellt dem wohligen Gefühl die Erdung des Folk und Blues entgegen. Schwül und funky geht es bei „Back Road“ zu. Das ist ein Song, auf den sicher auch Tony Joe White stolz wäre. Ganz viel New-Orleans-Jazz steckt in „Carousel“. Auch Bob Dylans ehemalige Begleitmusiker von The Band schauen im Geiste zum Musizieren vorbei. „Overstayed My Welcome“ nimmt den Hörer sofort durch sommerliche Leichtigkeit gefangen und nistet sich als Ohrwurm tief in die Gehörgänge ein. Das raffinierte, geheimnisvoll schimmernde „Pockets Of Gold“ hätte Ryan Adams auch nicht besser hinbekommen und der Slow-Rocker „9929 Miles“ ist nicht nur erzählerisch stark, sondern kann auch durch eine ausgefeilte Melodie überzeugen.
„Fire Up Your Cylinders“ weist sowohl intime Folk- wie auch feierliche Gospel-Bezüge auf, während der muskulöse Folk-Rocker „All My Hope Is Gone“ einen Spannungsbogen aufbaut, der den Song nach einer abwartenden Haltung über ein hymnisches Zwischenspiel zu einem schäumenden Mittelteil führt. „I Can' t Hold On“ verkörpert den schleichenden, geschmeidigen Rocker, der jeder Zeit durch ungezügelte Ausbrüche explodieren könnte, dies aber hier in letzter Konsequenz vermeidet. Stattdessen gibt es einen flüssigen, in die Knochen gehenden Track zu genießen. Zum Ende kommt „Where Does All My Time Go?“ im Kern als klassischer Rock & Roll daher. Aber dies in einer leicht entschärften Variante im Stil von Elton Johns „Saturday Night`s Alright (For Fighting)“.
Der zurzeit in Deutschland lebende Singer/Songwriter Jaimi Faulkner stammt eigentlich aus Australien. Sein bisheriger Karriereverlauf verrät eine konsequente, zielstrebige Weiterentwicklung als Musiker: Die erste CD „Last Night“ wurde bereits 2004 veröffentlicht, Jaimi war grade mal 22 Jahre alt. 2008 folgte mit dem Gewinn des australischen Blues/Roots-Performer-Preis die nationale Anerkennung und eine Einladung zum International Blues Challenge in Memphis. 2009 kam dann mit „Kiss & Ride“ CD Nummer zwei auf den australischen Markt. Die Stile Folk, Blues und Soul prägten hier die Songs. 2010 kam es zum Bruch mit der australischen Begleitband und zum Umzug von Melbourne nach Berlin. Lehrreiche Support-Auftritte für unter anderem Tina DicoPaul Young und Vonda Shepard brachten Jaimi künstlerisch voran. Mit „Turn Me Around“ wurde dann im Jahr 2013 das erste europäische Album präsentiert, das besonders in den Niederlanden sehr erfolgreich war. „Up All Night“ war dann 2015 folgerichtig der nächste große Schritt vom umtriebigen Newcomer auf dem Weg zum geschätzten, versierten Allrounder. Produziert wurde die Platte vom deutschen HipHop-Produzenten Ralf Mayer (CluesoDie Fantastischen Vier), der Faulkner dafür wegen der besseren Stimmung vom tristen Wetter in Berlin ins sonnige Motril in Spanien beförderte.
Jaimi Faulkner demonstriert jetzt mit „Back Road“ erneut, dass er längst zur ersten Garde der Singer/Songwriter gehört. Ihm steht mit Leon Den Engelsen (Keyboards), Judith Renkema (Bass) und Luuk Adams (Schlagzeug) auch noch eine schlagkräftige Band zur Seite, so dass dem großen Durchbruch eigentlich nichts mehr im Wege stehen sollte. Um einen möglichst am spontanen Live-Sound ausgerichteten Klang zu erzielen, fanden die aktuellen Aufnahmen in einem kurzerhand als Studio umfunktionierten Bauernhaus in der Nähe von Bremen statt und waren innerhalb von zwei Wochen fertig. Nur die Backing-Vocals wurden nachträglich hinzugefügt. Der ehrgeizige Musiker schreibt Songs voller melodischer Finessen, die quasi darum betteln, von anderen Künstlern interpretiert zu werden, weil sie aufgrund ihrer Substanz so viele Auslegungsmöglichkeiten und stilistische Varianten bieten. Und auf der Bühne sind Jaimi & Band schlicht eine Sensation. Unbedingt hingehen, wenn er in der Nähe ist!
Und mit diesem Video kann man den Musiker kennen lernen:

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Waiting For Louise - Rain Meditation

Jahresbestenliste 2023

Lesestoff: Pop steht Kopf