Oxen - Buy A Dog (VÖ: 13.11.2020)

 

Der Hund ist der beste Freund des Menschen! Oder ist es die Katze? Zumindest können Tiere Geborgenheit und Wohlbefinden schenken, wenn sich eine innige Beziehung zwischen Mensch und Tier aufbauen lässt. "Hunde lieben bedingungslos. Also vernachlässige alles andere und kaufe Dir einen Hund". Das raten zumindest Erik Hases und Stefan Söderqvist, die die schwedische Band Oxen sind. Die Beiden sind seit Kindertagen Freunde und haben wahrscheinlich genau so eine tiefe Bindung, wie sie sich diese zwischen Mensch und Tier vorstellen.

"Buy A Dog" ist das zweite Album von Oxen seit "Postpone & Forget" von 2018. Der Sound des Alternative-Rock der 1980er und 1990er Jahren hat es ihnen besonders angetan und soll nun ein Revival oder vielleicht sogar eine Runderneuerung erhalten. Der Eröffnungs-Track "Indie Dreams" bietet dann erst einmal einen beschwingten, zeitlosen, soft-rockigen Bubblegum-Pop im mittleren Tempobereich an, der sympathisch, ohrwurmig und vollmundig klingt. 

Bei "Hey Tom" haben zwei Indie- und New Wave-Größen ihre Spuren hinterlassen: Der stramme, stoische, düster erscheinende Rhythmus erinnert an The Cure und die vorwärts strebende, druckvolle, anpassungsfähige Melodik kam schon bei The Buzzcocks zum Einsatz. "Dark And Depressive" schlägt grundsätzlich in die gleiche Kerbe. Der Song punktet zusätzlich noch mit kurzen, giftigen Gitarrenattacken und einem Groove, dem man sich unmöglich entziehen kann.

Die Ballade "Loop" berührt das Herz durch schmachtenden Gesang, der sich im Refrain durch abgeschichtete Duett-Stimmen noch lieblicher anhört. Der kräftige Bass sorgt dabei für eine stabile Erdung und die E-Gitarre trägt gefühlvolle und erfindungsreiche Ausschmückungen bei. Die Art, wie "Cinema" aufgebaut ist, lässt an den Glam-Rock von T. Rex denken: Eine einprägsame Melodie schmeichelt sich ein, der Refrain wird Mantra-mäßig wiederholt und der Rhythmus unterstützt die suggestive Wirkung auf stupide Weise.

"Kick It" wird langsam entwickelt, hält den Refrain lange zurück und orientiert sich im Aufbau an klassischem Brit-Pop, wie ihn z.B. Ray Davies von The Kinks entworfen hat. Diese Basis wird dann in ein wuchtiges Rhythmus-Gefüge eingepasst, das von New Order ("Blue Monday") stammen könnte.

Das relativ gleichförmige "Flaws" scheint in einer Gummi-Blase gefangen zu sein, aus der es keinen Ausweg zu geben scheint. Zumindest gibt sich der Track damit zufrieden, auf Wiederholungen zu setzen. Es wird kein erfolgreicher Versuch unternommen, aus dieser festgefahrenen, bleiernen Tretmühle zu entkommen. Eigentlich passt alles gut zusammen, denn so bekommt das Lied einen eigentümlichen, entrückt-verlorenen Reiz verliehen.

Das Stück "Buy A Dog" ist ein zwischenzeitlich kompromisslos abgehender Punk-Pop, der leidenschaftliche Entladungen mit dunklen Strömungen verbindet. Und ein paar exotische Töne werden auch noch beigemischt, um Überraschungseffekte zu erzeugen.

"Is There A Party Going On?" lässt die Platte dann gleichzeitig aufgeräumt wie auch beflügelnd ausklingen. Lou Reed trifft auf Turin Breaks oder abgeklärte Coolness trifft auf hinreißende Pop-Sensibilität.

"Buy A Dog" ist ein echter Geheimtipp für Menschen, die es sowohl leichtfüßig wie auch ungewöhnlich mögen. Die sowohl New Wave wie auch Adult-Pop bevorzugen und keine große Namen benötigen, um zu erkennen, dass es sich um tolle Musik handelt. Oxen haben ein Gespür für schöne, leicht vertrackte Melodien, denen sie unterschiedliche Rhythmus-Muster verpassen und sich sdadurch in der Rock- und Pop-Historie frei bewegen. Bitte mehr davon! 

Und noch eins: Die Musik ist weder nostalgisch, noch klebt sie statisch am Alternative-Rock der 1980er und 1990er Jahre. Das war wohl nur ein PR-Gag des Duos. Aber dass die Anschaffung eines Hundes das Leben positiv bereichern kann, war wohl ernst gemeint und entspricht oft der Wahrheit.

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