Lost & Found-Portrait: Vom Protestsänger zum Kulturgut - Versuch einer Würdigung.

Am 24. Mai 2020 wurde Robert Allen Zimmerman - Künstlername Bob Dylan - 79 Jahre alt. Aus diesem Anlass gab es jede Menge Lobhudeleien, Deutungen und Rückblenden auf sein einzigartiges Leben. Aber kann man dem beinahe 60jährigen Schaffen überhaupt in schmalen Aufsätzen gerecht werden? Ich glaube nicht. Zu groß ist der Einfluss des Künstlers, zu stattlich seine Persönlichkeit und zu wenig öffentlich seine Privatsphäre, um sich als Außenstehender eine allgemein gültige Meinung zu verschaffen. Auch weil er es selbst mit Fakten nicht so genau nahm und schelmisch immer wieder gesponnene Geschichten über seine Biographie verbreitet hat, ist es schwer, ihn seriös zu beschreiben. Deshalb ist dieser Artikel in erster Linie als Verneigung vor der Lebensleistung und als kurzer subjektiver Abriss des musikalischen Schaffens eines genialen Mannes gedacht. 

Robert lernte schon als Zehnjähriger Gitarre und Mundharmonika zu spielen und gründete in der High School eine Rock & Roll Band. Sein Interesse galt aber allen möglichen Arten von Musik, hauptsächlich Gospel, Blues, Country und Rhythm & Blues. Die frühen Helden waren Little Richard und Elvis, Howlin' Wolf und John Lee Hooker, aber auch Hank Williams und der Schauspieler James Dean. Am College studierte Dylan Kunst und wurde in die Beatnik-Literatur von Jack Kerouac und Allen Ginsberg eingeweiht. Er begann parallel, öffentlich Folk-Songs aufzuführen und änderte dazu seinen Namen als Verneigung vor dem Poeten Dylan Thomas. 

Mit 20 Jahren zog es ihn nach New York ins Folk-Mekka von Greenwich Village. Zu dieser Zeit besuchte er auch sein aktuelles Idol - den Protest-Sänger Woody Guthrie - kurz vor dessen Tod im Hospital und erhielt seine Prägung als kritischer Berichterstatter. 

Bob Dylan war sehr wissbegierig, wenn es um die Erforschung der Wurzeln populärer Musik ging. Er durchstöberte alle Plattensammlungen, auf die er zugreifen konnte und saugte das Wissen in sich auf: Bibliotheken wurden nach Informationen über Künstler durchforstet, die ihn beeindruckten, um deren Lebensgeschichte und die Hintergründe zu ihren Songs zu erfahren. In den New Yorker Clubs fiel der dünne junge Mann durch seine unangepasste Darbietung auf. Sein knarziger, näselnder Gesang und seine ungestüme Mundharmonika-Technik stachen aus dem lieblichen Folksong-Einerlei heraus. So wurde der Produzent John Hammond von Columbia Records auf ihn aufmerksam und nahm ihn unter Vertrag. Seine Debüt-LP erschien 1962 und enthielt neben Folk- und Blues-Standards nur zwei eigene Songs. 

Auf dem 2. Album von 1963 ("The Freewheelin` Bob Dylan) gab es dann nur noch eine Fremdkomposition, der Rest waren eigene Lieder. 
Darunter der Song, der ihn zu einer Ikone des engagierten, literarischen Protestgesangs machte: Das volksliedhafte BLOWIN`IN THE WIND. Dabei wird in dem Song gegen gar nichts protestiert! 
Ganz im Gegensatz zu MASTERS OF WAR. Hier werden auf eindrucksvolle Weise alle Kriegsgewinnler angeklagt und ganz unverblümt zur Hölle gewünscht. 
Die Folk-Szene feiert ihren neuen Helden: Auf THE TIMES THEY ARE A-CHANGIN' (1963) 
und dem nur an einem einzigen Abend aufgenommenen ANOTHER SIDE OF BOB DYLAN von 1964 präsentiert er anmutige poetische Liebes-Lyrik und politischen Journalismus in Song-Form. 
Außerdem nutzt er in dieser Zeit eine Affäre mit der berühmten Folk-Lady JOAN BAEZ nicht ganz uneigennützig dazu, seine Popularität zu steigern.
 
Aber Dylan lässt sich nicht vereinnahmen oder in eine Schublade stecken. Er bricht jetzt mehr und mehr mit den Erwartungen von Fans und Kritikern und sucht nach neuen Ausdrucksformen für seine scharfsinnigen, wortgewandten Kompositionen. 1965 ist ein Schlüsseljahr für umsturzartige Veränderungen. Die Einbeziehung von elektrischen Gitarren und Schlagzeug in den Folk-Sound macht Bob Dylan zum Erfinder des Folk-Rock. Wortreiche Gebilde wie SUBTERRANEAN HOMESICK BLUES kann man durchaus auch als Vorläufer von Rap bezeichnen.
Was auf der LP BRINGING IT ALL BACK HOME umgesetzt wurde,
wird brutal als Kulturschock auf dem NEWPORT FOLK FESTIVAL demonstriert: Dylan stöpselt die Elektrische ein und holt sich mit Mike Bloomfield von der BUTTERFIELD BLUES BAND als zweiten Gitarristen lautstarke Unterstützung bei der Neuinterpretation seines Repertoires. Die drögen, ewig gestrigen Folkies sind empört, wollen sogar mit der Axt die Kabel trennen, können aber nicht verhindern, dass sich Dylan weiterentwickelt. 

Es folgen die monumentalen Platten HIGHWAY 61 REVISITED (1965)
und BLONDE ON BLONDE (1966), das erste Doppelalbum der Pop-Geschichte. 
Das Rocklexikon bescheinigt, dass hier mit dunklen Tonfarben ein apokalyptisches Zivilisationsportrait mit Drogen-Metaphern, surrealistischer Satire und wüster Traum-Poesie gemalt wird. Die anschließende England-Tour mit den Hawks, die später zu THE BAND umfirmiert werden, gerät zum Spektakel. Das Publikum war zweigeteilt. Von manchen wurde Dylan als Judas bezeichnet, andere sehen in ihm einen Heilsbringer. Mit seinem Sound liefert er die Vorlage für das, was später NEIL YOUNG & CRAZY HORSE stilistisch verfeinern werden. 

Und dann passierte 1966 auch noch der verhängnisvolle Motorradunfall. Ein Nackenwirbelbruch bremste den Orkan aus, den Dylan in der Musikwelt entfacht hatte. Zu dieser Zeit war er der coolste, stilprägendste Popmusiker auf dem Planeten. Selbst die BEATLES haben seiner Musik ehrfürchtig gelauscht und nebenbei hat er sie bei einem Treffen in New York noch mit Marihuana bekannt gemacht. 

Nach seiner Genesung vom Unfall, vom Stress und - man munkelt, von einer Entziehungskur - tüftelt Bob mit THE BAND im Verborgenen an den BASEMENT TAPES, 
die auf rüde Weise Country, Blues, Folk und traditionellen Rock'n'Roll miteinander verbinden und erst 1975 veröffentlicht werden. Kritiker Greil Marcus spricht in diesem Zusammenhang sogar davon, dass das Ergebnis Punk sei. 
Ansonsten zog sich Dylan ins Private zurück und kümmerte sich um seine wachsende Familie, was zu seiner Mythenbildung beitrug. Es gab sogar Leute, die seinen Müll durchsuchten, um zu versuchen, dadurch Rückschlüsse auf sein Leben abzuleiten. 

Das wirkliche Comeback manifestierte sich dann im schlichten Country-Folk Album JOHN WESLEY HARDING (1967), das aber nicht den hochgesteckten Erwartungen entsprach. 
Alle Welt hatte etwas epochal Neues erwartet. Auch wenn diese Erwartung nicht erfüllt wurde, lebt das Album von seinen großartigen Kompositionen. Wie ALL ALONG THE WATCHTOWER, das Jimi Hendrix, der Dylan vergötterte, durch seine grandiose Cover-Version bekannt machte. 
Das Folgealbum NASHVILLE SKYLINE wurde 1969 ebenso in der Country-Metropole Nashville unter anderem mit dem Gast JOHNNY CASH eingespielt. 
Dylan war jedoch nicht der Erste, der die vermeintlich verfeindeten Lager Country und Rock miteinander verband. Zuvor taten das z.B. schon THE BYRDS und THE FLYING BURRITO BROTHERS - aber durch Bobs Einfluss wurden zumindest Zeichen gesetzt und die Fronten aufgeweicht. Fans und Kritiker waren jedoch auf Grund der Schlichtheit der Musik verwirrt. War Dylans Potential erschöpft? 

Das folgende Doppelalbum SELF PORTRAIT von 1970 enthielt u.a. Coverversionen von Paul Simon- oder Gordon Lightfoot-Titeln. Es wurde von der Presse gnadenlos verrissen und z.B. als Selbstparodie mit Lust am schlechten Geschmack bezeichnet. 
Dylan war out. Die Musikszene hatte sich verändert. Psychedelic-, Progressive-, Hard- und Heavy-Rock waren auf dem Vormarsch. Die Songs wurden länger und instrumentale Improvisationen waren angesagt. Da fiel Bob's nächstes Werk NEW MORNING (erschienen 1970, aufgenommen vor SELF PORTRAIT) auch gleich durch, obwohl es ihn in großartiger Form zeigte. 
In den nächsten Jahren glänzte Mr. Zimmerman nur durch den Song KNOCKIN' ON HEAVEN'S DOOR aus dem Soundtrack PAT GARRETT & BILLY THE KID (1973). 

Eine Platte mit Outtakes von SELF PORTRAIT unter dem Namen DYLAN (1973), die ihn fast ausschließlich als Crooner fremder Kompositionen zeigt, gilt wahrscheinlich zu Recht als schwächste Veröffentlichung in seinem Katalog. 
Oft ist es so, dass Lebenskrisen bei kreativen Künstlern ungeahnte Inspirationen frei setzen. Dylan's Ehe war in Schwierigkeiten und er münzte die Probleme in Aktivitäten um. Mit der reaktivierten THE BAND spielte er 1973/74 das überschwängliche PLANET WAVES ein 
und ging auf ausgedehnte Tournee, die auf dem Doppelalbum BEFORE THE FLOOD (1974) dokumentiert wurde. 
BLOOD ON THE TRACKS (1975) kann man als Bobs Scheidungsbewältigungsalbum bezeichnen. Es ist seine stärkste Veröffentlichung seit 1966 geworden. 

1975 gründete er außerdem so etwas wie einen musikalischen Wanderzirkus unter dem Namen ROLLING THUNDER REVUE. Eine feste Größe dabei war die ALPHA BAND um T BONE BURNETT. Dieser Abschnitt wird durch das Studioalbum DESIRE 
und das Live-Album HARD RAIN (beide aus 1976) abgedeckt. DESIRE hat großartige Kompositionen, störend ist nur die überbetonte Geige im Klangbild. Er findet auch zurück zum Protestsong: HURRICANE wirbt für die Freilassung des zu Unrecht verurteilten Boxers Rubin Hurricane Carter.

STREET LEGAL von 1978 
und das Live-Album AT BUDOKAN wurden oft als orientierungslos kritisiert. 
Dabei deuten sie den nächsten Richtungswechsel schon an. Die Background-Sänger vermitteln Gospel-Feeling und Dylan sollte aufgrund eines metaphysischen Ereignisses vom Judentum zum wiedergeborenen Christen konvertieren. Dies beeinflusste seine Werke von 1979 bis 1981 und damit die Alben SLOW TRAIN COMING (1979), 
SAVED (1980)
und SHOT OF LOVE (1981). 
Und die sind besser als ihr Ruf. Tief emotionale Songs wie SOLID ROCK, 
SHOT OF LOVE 
und EVERY GRAIN OF SAND 
gehören zu Dylan's Evergreens. Als viele dachten, er hätte sich festgefahren, folgte die nächste Stilwende. Unter Mithilfe von SLY & ROBBIE, MARK KNOPFLER und MICK TAYLOR nimmt er mit INFIDELS 1983 ein starkes, teils Reggae-infiziertes Album auf. 
REAL LIVE von 1984 überbrückt die Wartezeit auf neue Songs mit dem besten Live-Album seit BEFORE THE FLOOD. 
EMPIRE BURLESQUE von 1985 ist dann sein letztes gutes Studio-Album bis Ende der 1980er Jahre geworden. 
Im gleichen Jahr absolvierte er mit KEITH RICHARDS und RON WOOD von den ROLLING STONES als betrunkenes Trio einen katastrophalen Auftritt beim weltweit übertragenen LIVE AID-FESTIVAL. 

KNOCKED OUT LOADED (1986), 
DOWN IN THE GROOVE (1988) 
und DYLAN AND THE DEAD (1988, Live mit GRATEFUL DEAD aufgenommen) kamen in der damaligen Beurteilung nicht gut weg. 
Dylan wirkt in dieser Phase gehemmt, was seine Entwicklung und Ausdrucksweise angeht. 1988 schloss er sich mit den Musikern JEFF LYNNE, TOM PETTY, GEORGE HARRISON und ROY ORBISON zum Projekt TRAVELING WILBURYS zusammen. 
In seinen Memoiren CHRONICLES VOL. 1 erzählt er, dass er sich ab Mitte der 80er sehr ausgelaugt fühlte, das Song schreiben schwer fiel and er über sein Karriereende nachdachte... Der Wandel zum Besseren kam mit dem Produzenten Daniel Lanois. Er übernahm die Regler bei OH MERCY (1989) und verpasste den Kompositionen einen schwirrenden, schwülen, geheimnisvollen Sound und Bob steuerte einige seiner besten Songs überhaupt bei. 
Der Wechsel zum Produzenten DON WAS brachte eine weitere Erfrischung, auch wenn der sonst allwissende All Music Guide bei UNDER THE RED SKY (1990) anderer Meinung ist. 
Danach hieß es "Back To The Roots": Auf GOOD AS I BEEN TO YOU (1992) 
und WORLD GONE WRONG (1993) 
interpretiert Bob Folk- und Blues-Klassiker Solo zur akustischen Gitarre und Mundharmonika. Und das mit brüchiger, kaputter, raspelnder Stimme. Auf dem WOODSTOCK '94-FESTIVAL springt er für den verhinderten NEIL YOUNG ein und brilliert mit einer feurigen Darbietung. 
Eine sich anschließende kreative Pause wird mit dem MTV UNPLUGGED Werk (1995) gefüllt, 
bevor er die Arbeit mit Daniel Lanois wieder aufnimmt und das wunderbare, Grammy-dekorierte TIME OUT OF MIND (1997) einspielt. 
Lanois und Dylan müssen sich danach zerstritten haben, denn ab jetzt behauptet Bob, Produzenten seien überflüssig und übernimmt die Regie über seine Alben unter dem Namen Jack Frost selbst. 

Im neuen Jahrtausend passiert das bei LOVE AND THEFT (2001), 
MODERN TIMES (2006) 
und TOGETHER THROUGH LIFE (2009). 
Allesamt Aufnahmen mit einer top-eingespielten Band, die den ursprünglichen Geist von Blues und Rock & Roll versprüht. Ein umstrittener Tonträger war die Weihnachts-CD CHRISTMAS IN THE HEART (2009), die vielerorts Abscheu ausgelöst hat. Ich fand sie ganz amüsant.
 
Fünfzig Jahre nach seiner ersten LP erscheint 2012 TEMPEST, das wieder weise, originell und rau durch Roots-Musik-Stile wie Folk, Country und Blues führt und mit dem Titelstück ein fast 14 minütiges Stück mit 45 Versen enthält. 
Die nachfolgenden Werke SHADOWS IN THE NIGHT (2015), 
FALLEN ANGELS (2016) 
und TRIPLICATE (2017) 
präsentieren Dylan als Crooner von Fremdkompositionen. 

Erst 2020 gibt es wieder eigene Lieder, bei denen sich die Legende in bestechender Form zeigt. ROUGH AND ROWDY WAYS glänzt durch starke Kompositionen und kritisch-mystische Texte, die sich oft auf die amerikanische Geschichte beziehen. 
Mit MURDER MOST FOUL beinhaltet die Veröffentlichung erneut einen epischen Track, der Bob sogar erstmalig auf Platz 1 der Single-Charts in Deutschland katapultiert.
 

Die mediale Präsenz von Bob Dylan hat sich grade in den letzten Jahren durch unterschiedliche Formate erhöht. Seit 1991 werden in der Reihe THE BOOTLEG SERIES rare Aufnahmen als CD und/oder DVD zugänglich gemacht, die bisher nicht oder nur als Raubpressungen zu erhalten waren (z.B. "Travelin` Thru, 1967 - 1969, The Bootleg Series Vol. 15").  Und unter dem Titel CHRONICLES VOL. 1 kam 2004 der schon erwähnte erste Teil seiner selbst verfassten Biografie heraus. Weitere Teile sind ab 2011 angekündigt. 
 
2007 erschien mit I'M NOT THERE ein semi-dokumentarischer Film, bei dem 6 Schauspieler (u.a. Heath Ledger, Richard Gere und Kate Blanchet (!)) in teils historisch belegten, teils frei assoziierten Szenen als Bob Dylan auftreten. 
Den Soundtrack auf CD liefern dazu 33 Cover-Versionen and ein Dylan-Original (das Titelstück). 

Von Mai 2006 bis April 2009 moderierte Bob Dylan insgesamt 100 Folgen der Radiosendung THEME TIME RADIO HOUR beim Satellitenradiosender XM Satellite Radio. 


Jede Folge befasste sich inhaltlich und musikalisch mit einem Oberbegriff wie Wetter, Geld oder Blumen. Dylan begleitet die Themen charmant mit unglaublichem Fachwissen, interessanten Einblicken und Musik, die sich durch diverse Stile von den 1920er Jahren bis in die Gegenwart ziehen. Und auf wunderbare Weise passt alles gut zusammen. Ausschnitte daraus gibt es auf einigen offiziellen und inoffiziellen Veröffentlichungen, diese leider ohne die Kommentare des Meisters. Um diese zu bekommen, muss man das Internet bemühen. 2020 erschien eine neue, die 102te Episode mit dem Schwerpunkt WHISKEY

Nobody Sings Dylan Like Dylan: Das war mal ein Werbeslogan seiner Plattenfirma. Man wollte darauf aufmerksam machen, dass Robert genau weiß, was er tut und er am Besten beurteilen kann, wie seine Lieder interpretiert werden sollten. Aber Dylan dürfte auch einer der am meisten gecoverten Künstler weltweit sein. THE DYLAN COVER DATABASE wies zum 31.12.2010 genau 32.427 Einträge auf und wurde leider seitdem nicht weiter gepflegt. Darunter sind natürlich großartige (z.B. von THE BYRDS, JIMI HENDRIX) und auch überflüssige Beiträge (z.B. HOLLIES, BRYAN FERRY, GUNS N ROSES).
 
Bob Dylan polarisiert: Entweder man ist ist ihm verfallen oder man ignoriert ihn. Dabei fußt die Ablehnung gegen ihn meistens auf Vorurteilen. Am häufigsten hört man: Dylan kann nicht singen. Ganz im Gegenteil: Nobody Sings Dylan Like Dylan. Er verleiht den Songs die Individualität, die sie brauchen. Sein Gesang variiert dabei von lieblich-harmonisch über lässig-nöhlig bis bin zu bissig-aggressiv. Oder es wird behauptet, seine Interpretationen seien langweilig, da sie nur sparsam begleitet werden. Aber selbst seine frühen Solo-Aufnahmen - auf die sich die Kritik häufig bezieht - sind emotional vielschichtig. Man muss nur genau hinhören. Und ab 1965 hat er nur noch wenig Solo aufgenommen, sondern meistens mit unterschiedlicher Begleitung gespielt.
 
His Bobness, wie ihn Bewunderer nennen, hat mehr als 600 Songs verfasst. Seit 1988 spielt er unter dem Motto THE NEVER ENDING TOUR ca. 100 Konzerte pro Jahr. Er interpretiert seine Songs dabei immer anders. Der Pabst und Präsidenten haben ihn empfangen und mit Ehrungen überhäuft. Viele Menschen schätzen ihn als glaubwürdigen, intellektuellen literarisch-philosophisch aufbegehrenden Singer-Songwriter. Seine hochrangigen Texte sind voll von Lebensweisheiten und hintergründigen Assoziationen. Das brachte ihm schon mehrfach Nominierungen für den Literaturnobelpreis ein, den er 2016 tatsächlich erhalten hat.

Dylan ist nicht nur Kulturgut sondern auch Allgemeingut geworden. Über ihn hat fast jeder Mensch eine unverrückbare Meinung. Für die einen ist er die Ikone der 1960er Jahre, für die anderen ist er der Musiker, der nicht singen oder Mundharmonika spielen kann. Für die einen ist er ein begnadeter Poet, für die anderen hat er den Literaturnobelpreis völlig zu Unrecht bekommen. Für die einen ist er der bedeutendste Künstler aller Zeiten, für die anderen ist er heute ohne Bedeutung. Er löst jedenfalls bei den meisten Menschen tiefe Gefühle hervor. Wenn das nicht ein Qualitätsmerkmal ist! 
 
Was wünscht man solch einer Lichtgestalt für die Zukunft? Gesundheit: Bestimmt. Inspiration für weitere Werke: Wahrscheinlich. Am Besten, wir wünschen ihm, dass sich seine eigenen Wünsche erfüllen mögen. Thanks For The Inspiration, Bob! 

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