Van Morrison ... It´s Too Late To Stop Now... Volumes II, III, IV (2016)

Eines der großartigsten Live-Alben aller Zeiten wurde wertig aufbereitet. Von VAN MORRISONs "IT`s TOO LATE TO STOP NOW" gibt es jetzt Teil II, III und IV sowie einen DVD-Bonus. MORRISON war 1973 mit dem elf köpfigen CALEDONIA SOUL ORCHESTRA unterwegs und bereitete seinem Publikum rauschende Konzertabende. Von dieser Tournee gibt es jetzt weitere Mitschnitte zu hören, die den glänzenden Eindruck des Originals bestätigen.

Die Erweiterung des Van-Morrison-Klassikers „It`s Too Late To Stop Now“ macht ein nahezu perfektes Konzert-Erlebnis noch besser.

Bei Umfragen, welches das beste Live-Album aller Zeiten ist, liegen The Band mit „Rock Of Ages“ (1972), die Allman Brothers Band mit „Live At Fillmore East“ (1971) oder eben auch Van Morrisons „It`s Too Late To Stop Now“ oft ganz weit vorne. Und das nicht zu Unrecht, schließlich stellen diese Alben die Künstler auf Tournee in Hochform vor und das dargebotene Repertoire wird nicht nur als Kopie des Studiomaterials ausgelegt, sondern demonstriert neue Sichtweisen und alternative Ausdrucksformen.
Van Morrison: It's Too Late to Stop Now ... Volumes II, III, IV ...
„It`s Too Late To Stop Now“ fällt in eine kreative Hochphase des hochbegabten, eigenwilligen und launischen irischen Eigenbrötlers. Er hat in dieser hier dokumentierten Schaffensphase die Rhythm & Blues-Kraft von Them eingebracht und fügt warmen Soul, malerischen Jazz und sinnlichen Country-Folk hinzu. Diese Mischung wurde 1973 von seiner elfköpfigen Begleitung, dem Caledonia Soul Orchestra, ins Rampenlicht gebracht. Das Ensemble besteht neben der klassischen Gitarre/Bass/Drums-Besetzung noch aus Piano, Streichern und Bläsern. Hier passte damals alles zusammen, was ein spannendes Konzert-Erlebnis ausmacht: Leidenschaft, Energie, Spielwitz und Kreativität. Morrison hatte grade den Spaß am Auftreten wiederentdeckt und die handverlesenen Musiker folgten dem Entertainer auf seine teilweise verschlungenen Wege, denn die Songs wurden gerne in neuen, überraschenden Interpretationen dargeboten.
Es ist unglaublich, welche Ausstrahlung der kleine, untersetzte Anti-Star auf der Bühne zeigt. Kaum durchströmt seine feste, markant-fordernde, rotzig-soulige Stimme den Raum, scheint die Zeit stehen zu bleiben und alles andere außer der Musik wird zweitrangig. Morrison zelebriert die Stücke häufig versunken und stark konzentriert mit (halb) geschlossenen Augen ohne Gefühlsregungen im Gesicht. Dafür legt er alle Emotionen in den Gesang: Er schreit, flüstert, gurrt, kommandiert, malt Laute, fleht und umgarnt.
Die Band wechselt dazu flexibel zwischen Rhythm & Blues, Soul, Jazz, Funk, Rock und Folk. Die Musiker finden dabei immer wieder Gelegenheiten und Lücken, um sich instrumental auszuzeichnen. Der völlig unterbewertete Gitarrist John Platania setzt entweder spitze, die Atmosphäre aufreißende Duftmarken oder hält sich songdienlich zurück. Die Bläser bringen fette Einschübe oder unterstützen luxuriös und flächendeckend. Das Schlagzeug treibt an und der Bass pumpt auffällig. Streicher werden punktuell hinzugezogen, um der Stimmung einen seriösen Anstrich zu verleihen und die Keyboards breiten gelegentlich bunte Teppiche aus. So zeigt sich „Purple Heather“ aus dem Troubadour in Los Angeles verführerisch und betörend, während „I`ve Been Working“ vom Santa Monica-Auftritt besonders hitzig, saftig, aufgedreht und energiegeladen ist. „Listen To The Lion“ aus dem Rainbow Theatre in London gibt sich hingegen jazzig-vielschichtig und emotional mitreißend.
Die Erweiterung des ehemaligen Doppel-Albums, das auch klanglich überarbeitet neu veröffentlicht wird, glänzt durch bisher gänzlich unveröffentlichte Mitschnitte von derselben Tournee und präsentiert Material von den Auftritten im The Troubadour in Los Angeles, dem Santa Monica Civic Center und dem Rainbow Theatre in London. Somit sind manche Songs mehrfach enthalten (z.B. „Caravan“, „Domino“), was dem Vergnügen aber keinen Abbruch bereitet. Auf der beiliegenden DVD finden sich Ausschnitte aus dem Rainbow Theatre-Konzert, die schon mal von der BBC ausgestrahlt wurden. Der Auftritt wurde für das Set unangemessen lieblos aufbereitet. Es gibt bei der visuellen Darstellung weder einleitende Informationen, um welchen Auftritt es sich handelt, noch werden Details zur Besetzung eingeblendet.
Ansonsten bietet das schöne, mehrfach klappbare Digi-Pack alles, was der Van Morrison-Fan begehrt. Nämlich inspirierte, lebendige Musik mit einem Frontmann, der zu den großen genialen Individualisten zählt und in der Lage ist, seine Visionen eindringlich umsetzen zu können. Der knurrige Perfektionist verblüfft mit zahlreichen Neudeutungen seiner Songs und spannend gestalteten Cover-Versionen (z.B. „I Just Want To Make Love To You“ von Willie Dixon oder „I Believe To My Soul“ von Ray Charles). Die erweiterte Live-Berichterstattung von 1973 kann jedenfalls jedem uneingeschränkt empfohlen werden, der den Belfast Cowboy zu schätzen weiß oder ihn neu entdecken möchte.
Und eine Biografie des Meisters kann hier genossen werden:

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