SPAIN - Carolina (2016)

JOSH HADEN ist der Kopf von SPAIN und ein Verfechter der Langsamkeit. Auf seinem sechsten Album CAROLINA lebt er genüsslich seine Americana-Seite aus und kann auch schon mal lauter und schneller werden.

Zurück zu den Wurzeln: Josh Haden besinnt sich voll und ganz auf seine Americana-Erfahrungen.

Beim neuen Album von Spain geht es um Rückbesinnung, um Innehalten und um Trauerarbeit. Spain ist das Projekt vom Bassisten, Sänger und Komponisten Josh Haden, das 1993 in Los Angeles ins Leben gerufen wurde und bisher fünf Studio-Werke veröffentlicht hat. Josh ist der Sohn der Jazz-Bass-Legende Charlie Haden, die bisher auf jedem Album ihres Sohnes physisch oder als Mentor vertreten war. Vor zwei Jahren starb der stilbildende Jazz-Musiker und so ist „Carolina“ die erste Platte ohne dessen Unterstützung. Josh lässt sich von der Zeit inspirieren, als in seinem Elternhaus sowohl Country als auch Jazz eine große Rolle spielten. Diese Einflüsse verarbeitete er bisher teilweise gleichzeitig. Bei seinem neuen Werk beschränkt er sich jedoch auf den Americana-Aspekt in seiner Arbeit. Langsamkeit und damit die Konzentration auf die Wirkung einzelner Töne waren stets wichtige Merkmale des musikalischen Ausdrucks und sind es auch weiterhin geblieben.
Spain: Carolina (180g) (1 LP und 1 CD) – jpc
Unterstützt wird der Spain-Kopf bei der Umsetzung seiner Ideen vom Session-Musiker Kenny Lyon, der durch seine Vielseitigkeit bekannt ist. So hat er schon für die LemonheadsBruce Springsteen oder NoFX gearbeitet. Für „Carolina“ bedient der Tausendsassa diverse Saiten- und Tasteninstrumente und ist für die Produktion und den guten Ton zuständig. Ein weiterer Unterstützer wurde in dem Schlagzeuger Danny Frankel (John CaleMarianne Faithfull) gefunden, der bei seinem Spiel einen ökonomischen Stil bevorzugt und deshalb geistesverwandt begleitet. Joshs Schwester Petra agiert ebenso songdienlich an der Geige und trägt manchmal auch eine zweite Stimme bei.
Bei „Tennessee“ weint und jault eine für das Geschehen entscheidende, klagende Steel-Gitarre. Die traurige Stimme, der leicht jazzige Schlagzeugtakt und die akustische Rhythmusgitarre sind im Vergleich dazu nur schmückendes Beiwerk. „The Depression“ verarbeitet die Erzählungen über die schlechten Zeiten während der Wirtschaftskrise in den 1930er-Jahren, die einen Großvater der Haden-Familie prägten. Verpackt werden diese Schilderungen in ein herrlich bitter-süßes Country-Folk-Stück.
Ganz leise und langsam wird es bei „Apologies“. Die beiden zarten akustischen Gitarren und das kaum wahrnehmbare Piano werden von dem ebenfalls intimen Duett-Gesang fast überdeckt. Dagegen ist „Lorelei“ für Spain-Verhältnisse zupackend und schnell und der nachdenkliche Folk von „One Last Look“ wird in seiner Wehmut durch eine sehnsüchtige Geige verstärkt. Mit „In My Hour“ ist ein Country-Walzer gelungen, der hinsichtlich seiner Eindringlichkeit und Beschaffenheit sowohl an den introvertierten Country-Rock von Gram Parsons wie auch an die harmonischen Country-Pop-Lieder von America („Sister Golden Hair“) erinnert. Das epische „Battle In Saratoga“ wird erzählerisch intensiv und musikalisch bewegend dargeboten. Bei „Starry Night“ kann die statische Melodie allerdings nicht richtig überzeugen. „For You“ ist ein Slow-Blues mit kräftiger elektrischer Ausrichtung und „Station 2“ ein Country-Rocker in gelassener Geschwindigkeit, der so ähnlich abläuft wie „Out On The Weekend“ von Neil Youngs „Harvest“ (1972).
Der Slow- und Sadcore von Spain eignet sich bevorzugt, um melancholische Gefühle zu transportieren. Mit der isolierten Ausrichtung auf Americana-Spielarten sind jetzt auch handfestere Country- und Blues-Rock-Bestandteile eingeflossen, die dem Ablauf gut tun. Josh Haden zeigt sich auch hierbei als souveräner Transporteur von starken emotionalen Schwingungen.
Etwas Begleitmusik gibt es hier:

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Waiting For Louise - Rain Meditation

Jahresbestenliste 2023

Lesestoff: Pop steht Kopf