WALTER TROUT - ALIVE IN AMSTERDAM (2016)

Nach schwerer Krankheit ist Walter Trout zurück und er überzeugt auf ganzer Linie mit frischer Energie und hingebungsvoller Spielfreude.
„Alive In Amsterdam“ hat für Walter Trout eine besondere Bedeutung, denn er überstand eine unheilbare Lebererkrankung durch eine Transplantation und kann jetzt seiner Musik-Leidenschaft wieder uneingeschränkt nachgehen und so das Leben feiern. Der Mann hat schon mit Legenden wie John Lee Hooker, Canned Heat oder John Mayall zusammen gespielt und seit 1990 unter eigenem Namen mehr als zwanzig Alben veröffentlicht. Dadurch ist er selber zu einem Gitarren-Helden geworden. Am 28. November 2015 gastierte der 1951 in New Jersey geborene Musiker mit seinem Bassisten Johnny Griparic, Keyboarder Sammy Avila und Schlagzeuger Michael Leasure im Royal Theatre Carré in Amsterdam. Dieser Mitschnitt zeigt, dass der Blues-Mann wieder voll genesen ist und seine neu gefundene Energie überzeugend an seine Zuhörer übermittelt.
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Walter freut sich über den begeisterten Empfang und revanchiert sich mit dem akrobatischen, schnellen Solo-Intro „Play The Guitar“, das er in den mit jaulenden Gitarren und süffigen Hammond-Orgel-Schüben verzierten Boogie-Blues „Help Me“ übergehen lässt. Befreit, glücklich und dankbar shoutet der Blueser das kraftstrotzende „I`m Back“ von Luther Allison raus, das wie für ihn geschrieben zu sein scheint. Das integrierte Gitarren-Solo wurde ausführlich, aber dennoch durchweg inspiriert und kurzweilig gestaltet. Der Slow-Blues „Say Goodbye To The Blues“ bedient die bekannten Muster dieses Stils: Das einleitende Solo geht in eine gesprochene Hommage an B.B. King über. Der Gesang ist gefühlvoll und der Track bekommt ausgedehnte Gitarren-Exkursionen spendiert, die zum einen kraftvoll-energisch, zum anderen einfühlsam-zurückhaltend sind. „Almost Gone“ hat dann wieder mehr Tempo und stampft und rumpelt wie eine Dampf-Lokomotive. „Omaha“ verarbeitet Erlebnisse, die Walter im Hospital gesammelt hat. Verzweiflung, Wut und vielleicht auch Angst bahnen sich ihren Weg durch die Noten.
Dadurch, dass Mr. Trout die Songs oft am Köcheln hält und elastisch grooven lässt, wird seine Blues-Definition auch bei wiederholten Anläufen nicht langweilig. So profitiert auch „Tomorrow Seems So Far Away“ von dieser Verfahrensweise und erinnert etwas an „Mississippi Queen“ von Mountain. Bei „Playin` Hideaway“ animiert Walter Trout sein Publikum zum Mitgrölen und „Haunted By The Night“ ist ein cooler Schleicher, der nachtgrau und aufreizend seine Fangarme ausbreitet.
Power-poppig gibt sich „Fly Away“ und mit „Please Take Me Home“ wird sogar eine Country-Rock-Ballade präsentiert. Satten Southern-Blues-Rock gibt es bei „Rock Me Baby“ zu hören, bei dem Walter von seinem Sohn an der Gitarre begleitet wird. Aus dem Publikum ertönt der Wunsch nach dem atmosphärischen, instrumentalen „Marie`s Mood“, der spontan erfüllt wird. Für „Serve Me Right To Suffer“ lässt sich die Band zehn Minuten Zeit und schreckt leider auch nicht vor einem überflüssigen Schlagzeug-Solo zurück. Die Zugabe „The Love That We Once Knew“ ist eine schmachtende Southern-Rock-Ballade, die als Gruß an Walters Frau und Managerin Marie verstanden werden kann.
Walter Trout lieferte in Amsterdam ein fast durchgängig saftiges und intensives Konzert ab, so dass beim Hören der Wunsch aufkommt, dabei gewesen zu sein. Hier gelingt das Kunststück, einem ziemlich ausgelutscht geglaubten Genre frischen Atem einzuhauchen. Walter musiziert überzeugend über Stilgrenzen hinweg und vermittelt die Kraft und Freude, die aus der überstandenen Krankheit entstanden sind, in jedem Augenblick. Schön, dass es dieses Comeback geben durfte!
Ein privates Video aus der Show kann hier angesehen werden:

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