Tim Burgess & Peter Gordon - Same Language, Different Worlds (2016)

Überraschung: TIM BURGESS, der Sänger der britischen THE CHARLATANS hat zusammen mit dem Komponisten PETER GORDON ein beeindruckendes Art-Pop-Album gefertigt. 

Der Titel der Platte ist Programm. Burgess & Gordon lassen ihre musikalischen Welten kollidieren.

Das Zusammentreffen mit dem New Yorker Komponisten Peter Gordon war die Eintrittskarte in die Welt der Art-Pop-Künstler für Tim Burgess. Bisher konnte er nämlich lediglich als Frontmann der englischen Alternative-Rocker The Charlatans aus Manchester sowie als Solo-Künstler und Mitglied des Projektes The Chavs wahrgenommen werden. Mit dem Gemeinschaftsprojekt Same Language, Different Worlds legt er jetzt sein ambitioniertestes Werk seiner seit 1989 andauernden Karriere vor und das Ergebnis ist fernab des herkömmlichen Rock & Roll-Zirkus angesiedelt. Zu diesem extravaganten Klangerlebnis haben auch die Begleitmusiker Ernie Brooks, der seinen Bass unter anderem schon für Jonathan Richmans Modern Lovers und Arthur Russell ertönen ließ, sowie der Posaunist Peter Zummo (Lounge Lizards, Arthur Russell), Conga-Spieler Mustafa Ahmed (Arthur Russell) und Nik Void von der Industrial-Dance-Club-Band Factory Floor beigetragen.
Tim Burgess & Peter Gordon - SAME LANGUAGE, DIFFERENT WORLDS
Peitschende, klopfende Rhythmen erinnern bei „Begin“ an die New Wave-Ära der 80er-Jahre. Soft Cell, The Human League oder The The kommen einem in den Sinn. Aber der Song will nicht unbedingt die Tanzfläche erobern, sondern lädt durch den verheißungsvollen und gleichzeitig zärtlichen Gesang von Tim Burgess durchaus auch zum Träumen ein. „Say“ wird durch Saxophon-Fanfaren eingeleitet, die von Synthesizer-Schleiern und einem im Normbereich liegenden Herzschlag-Drum-Takt begleitet werden. Wieder ist es Tims Stimme, die die Aufmerksamkeit auf sich zieht, weil sie so geheimnisvoll und wissend klingt.
Hektische und sich hart und prägnant in den Vordergrund drängende elektronische Rhythmen sorgen bei „Around“ zunächst für eine unruhige Stimmung. Flankierende Jazz-Bläser und die romantische Pop-Note der Stimmbänder weichen diesen Eindruck dann auf. Die verwendeten Gegensätze ziehen sich an und führen in ihrer Wirkung zu einem stimulierenden Art-Pop-Song. „Unguarded“ experimentiert mit hypnotischen Bestandteilen, jazzigen Füll-Elementen und verworren-versponnenem, von Echo geprägtem Gesang. Das Duo könnte mit seinem zwischen Deep House und Minimal-Art angesiedeltem Sound auch als Enkel der Krautrocker Can durchgehen.
Sphärisch, gespenstisch und vernebelt wird „Ocean Terminus“ mit ruhig tickender Schlagzahl über die Runden gebracht. Die Posaune brummt für „Temperature High“ manchmal wie ein Teddy-Bär. Percussion-Instrumente bringen Exotik ein und ein Bass zieht seine pumpenden Bahnen. Der Track wird über zwölf Minuten maschinengleich und stoisch abgewickelt. Tim verarbeitet anfangs noch Worte, gibt sich dann aber reiner Lautmalerei hin. „Like I Already Do“ wirkt bedrohlich und düster. Im Hintergrund laufen parallel ein elektronischer Bossa-Nova- und ein folkloristischer Conga-Rhythmus mit. Diese zusätzlichen Zutaten geben der unheimlichen Stimmung ein wenig Auftrieb. „Tracks Of My Past“ ist eine Ballade, die ständig kurz vor dem Ausbruch steht, was durch rumorende Synthesizer und eruptive Saxophone symbolisiert wird. „Oh Men“ wirkt dagegen versöhnlich, ist ausgeglichen und besitzt Soul-Jazz-Feeling ohne zu provozieren.
Die Zusammenarbeit zwischen den Künstlern bringt vor allem Tim Burgess voran, denn sie zeigt ihn in einem Kontext, in dem er seine gesanglichen Fähigkeiten in einem ganz neuen Licht erscheinen lassen kann. Er stellt seine Möglichkeiten in den Dienst emotionaler Kraft und künstlerischer Vielfalt und kann so über sich hinauswachsen. Das ist definitiv eine beeindruckende, nicht erwartete Leistung und Peter Gordon bringt sich ergänzend als kongenialer Partner ein, der den Kompositionen Schärfe, Spannung und Dynamik verleiht.

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