The Guess Who - Original Album Classics

Von den kanadischen THE GUESS WHO gibt es jetzt die Alben CANNED WHEAT (1969), AMERICAN WOMAN (1970), SHARE THE LAND (1970), SO LONG, BANNATYNE (1971) und ROCKIN` (1972) in der Original Album Classics-Serie im Schuber. 

Fünf Alben von The Guess Who erleben eine Wiederveröffentlichung. Classic-Rock-Fans wird es freuen.

Der Song „American Woman“ ist aus dem Classic-Rock-Radio nicht wegzudenken. Der stürmische Rocker stammt von den kanadischen The Guess Who und war 1970 ein Welthit. Jüngere Semester kennen vielleicht noch die Cover-Version, die Lenny Kravitz 1999 einspielte. Doch die Gruppe konnte noch einige weitere Titel in den Charts platzieren, wenngleich sie eher eine Album- als eine Single-Band war. Deshalb ergibt es Sinn, sich den ganzen Langspielplatten zu widmen.
Das Original Album-Set beleuchtet lückenlos die Alben von 1969 bis 1972. Für die „Original Album Classics“-Reihe wurden fünf CDs in Papphüllen gesteckt, die mit dem Originalcover versehen sind, aber kein Booklet enthalten. Die Silberlinge sind zusammen in einer Pappbox erhältlich.
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Die Band The Guess Who, die 1965 in Winnipeg, Kanada, gegründet wurde, bestand anfangs aus Randy Bachman (bis 1970 Gitarre, ab 1973 Bachman Turner Overdrive), Jim Kale (Bass), Garry Petersen (Schlagzeug) und Burton Cummings (Gesang). Die Besetzung war im Laufe des Bestehens der Formation, die bis heute mit einigen Unterbrechungen andauert, durch zahlreiche Umbesetzungen geprägt. Den merkwürdigen Namen gaben sich die Musiker als ironischen Hinweis darauf, dass sich damals niemand so richtig für kanadische Musiker interessierte, sondern hauptsächlich anglo-amerikanische Künstler hofiert wurden. Aber ab 1970 wurde die Formation in den USA noch vor den Beatles mit Titeln wie „No Sugar Tonight“, „No Time“, „Hand Me Down World“, „Share The Land“, „Clap For The Wolfman“ und natürlich „American Woman“ zur erfolgreichsten Gruppe, was den Single-Verkauf anging. Die kräftige, raue Stimme von Burton Cummings war dabei Dreh- und Angelpunkt der Songs, die oft mit einprägsamen Refrains und knackigen Riffs ausgestattet wurden.
„Canned Wheat“ war 1969 bereits das sechste eigenständige Album der Rock-Band. Mit „No Time“ ist ein großartiger Power-Pop mit unwiderstehlichen Hooklines in einer fünfeinhalbminütigen Version enthalten. Auf dem Album „American Woman“ ist dann noch die straffere Single-Version vorhanden. Weitere besonders bemerkenswerte Songs sind das jazzige, mit Flötensolo ausgestattete „Undun“, welches von Quentin Tarantino im Film „Jackie Brown“ verwendet wurde. Außerdem die ergreifende Ballade „Old Joe“, die die Intensität von Elvis und Janis Joplin bündelt, und der einfallsreiche psychedelische Pop-Rocker „Of A Dropping Pin“. Diese Ausgabe von „Canned Wheat“ bekam noch zusätzlich den Boogie „Species Hawk“ und die Ballade „Silver Bird“ als Bonus spendiert und ist insgesamt eine Entdeckung wert.
„American Woman“ ist nicht nur das Vehikel des größten Hits der Kanadier, auch wenn der Titel hier zwei Mal verwendet wird. Zum einen in der langen Version mit Blues-Intro, zum anderen wird das Blues-Intro im Medley zusammen mit dem „Humpty`s Blues“ wieder aufgegriffen. Die kompakte Single-Fassung hat es leider nicht aufs Album geschafft. Dafür aber das verspielte, Folk-rockige „Talisman“ und das dynamikreiche „No Sugar Tonight“, das mit dem ähnlich strukturierten „New Mother Nature“ gekoppelt ist. „American Woman“ ist ein typisches Kind seiner Zeit: Etwas Hard-Rock, ein wenig Psychedelic-Rock, auch Folk und Blues und eine Prise Pop dürfen nicht fehlen. Alles wohldosiert und in ansprechende Songs verpackt. Fertig ist ein Produkt, das eine breite Anerkennung findet.
„Share The Land“ wartet mit Westcoast-Rock auf, der einen ähnlich perfekten Harmonie-Gesang wie Crosby Stills & Nash bietet („Do You Miss Me Darlin`“). Knackige Power-Pop Nummern („Bus Rider“, „Hand Me Down World“), überwältigende Balladen („Share The Land“) und psychedelische Ausflüge („Three More Days“) runden das Album ab. Niveau und Vielfalt des Vorgängers werden gehalten und als Aufwertung sind noch zwei lohnende Bonus-Tracks vorhanden („Palmyra“, „The Answer“).
„So Long, Bannatyne“ hat mit „Rain Dance“ einen teils beschwörenden, teils ausgelassenen beachtlichen Opener. „She Might Have Been A Nice Girl“ sowie „Sour Suite“ setzen die Tradition der bemerkenswerten, starken Balladen fort. „Goin`A Little Crazy“ unterstützt die eindrucksvollen Gesangsleistungen von Burton Cummings und gefällt aufgrund der spannenden Richtungswechsel. Als geheimnisvoller und lüsterner Rocker präsentiert sich „Pain Train“, es werden also auch hier wieder einige wirkungsvolle Lieder geboten. Allerdings gibt es auch Rohrkrepierer („Fiddlin`“, „Life In The Bloodstream“, „One Man Army“). Leider wurde die Single mit den Liedern „Albert Flasher“ und „Broken“ nicht als Bonus berücksichtigt. Trotzdem ist auch dieses Album eine willkommene Wiederveröffentlichung.
„Rockin`“ ist die unspektakulärste Platte der Box. Traditioneller, altbackener Rock & Roll mit Prägung aus den 50er-Jahren spielt eine größere Rolle („Get Your Ribbons On“, „Arrivederci Girl“, „Running Bear“, „Back To The City“, „Hi Rockers!“), die Balladen sind eine Spur schmalziger als bisher („Smoke Big Factory“), der grade angesagte Lou Reed lugt um die Ecke („Guns, Guns, Guns“) und die ebenfalls zu dieser Zeit populären Steely Dan werden kopiert („Your Nashville Sneakers“). Insgesamt ist „Rockin`“ also eher ein nicht zufrieden stellendes, unbedeutendes Album geworden.
The Guess Who waren in ihrer besten Zeit Spezialisten für gradlinige, schnörkellose Rock-Songs mit Pop-Appeal, die in ihrer Zielstrebigkeit denen von John Fogertys Creedence Clearwater Revival nicht unähnlich sind. Viele Lieder haben den Zahn der Zeit unbeschadet überstanden. Deshalb ist diese Zusammenstellung eine lohnende Anschaffung und als Schmankerl gibt es fast alle Alben in der digital überarbeiteten Fassung. Und „So Long, Bannatyne“ von 1971 war hierzulande auf CD bisher sogar nur als teurer Import zu bekommen.
Und hier noch ein wenig Musik dazu:

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